Über die „Haaretz“ gibt Israels Militär Einheiten zur psychischen Manipulation von Bevölkerung, „Entscheidern“, Medien und öffentlicher Meinung bekannt. Ein entsprechendes Pendant von Bundesnachrichtendienst und Verfassungsschutz für „psychologische Operationen“ hatte die Bundesregierung Anfang 2017 öffentlich gemacht und war in Südkorea nach dem Machtwechsel im Mai 2017 aufgeflogen.
Wie auch die Bekanntmachung durch die Bundesregierung, erscheint auch die Veröffentlichung in Israel als taktischer Schritt, allerdings eher aus der Not heraus. Das nun angepriesene, demnach Anfang 2018 gestartete „Zentrum für Bewusstseins-Operationen“, um die psychologische Kriegführung durch „sanfte Macht“ („soft power“) zur Manipulation von „ausländische Armeen, der ausländischen Presse, Diplomaten und öffentlicher Meinung unter ein militärisches Dach“ zu bringen, legt eher nahe, dass die entsprechenden bisherigen Bemühung ineffektiv waren.
Ein von einem Vertrauten von Israels Generalstabschef Gadi Eizenkot, Gabi Siboni, und Garl Perl Finkel über das berüchtigte „Institut für Nationale Sicherheitsstudien“ Anfang März veröffentlichte und im „Haaretz“-Artikel angesprochene Papier verstärkt eher noch diesen Eindruck. Angesichts der technologischen Entwicklung von Information, Kommunikation und damit der Presse insgesamt wird von „einer weiteren Schlacht-Arena über die klassischen kinetischen Schlacht-Arenas hinaus“ gesprochen, um “ feindliches Zielpublikum“ zu beeinflussen, eingeschlossen „Entscheider, Kommandeure, Kämpfer, und inländische und weltweite Öffentliche Meinung“.
Ein wesentlicher Faktor der Effizienz solcher Operationen und Programme liegt in deren Geheimhaltung. Das Motiv dies alles nun laut auszusprechen, darüber lässt sich natürlich spekulieren.
Wie ganz normalen Zeitungslesern mittlerweile bekannt sein dürfte, steht derzeit Eizenkots Vorgesetzter Benjamin Netanjahu in Israel kurz vor einer Anklage, u.a. weil er versucht hatte sich durch ganz normale Korruption bei mehreren Tycoonen des internationalen Medienkomplexes positive Berichterstattung zu erkaufen.
In Südkorea wurden die Regierungseinheiten für psychologische Kriegführung nicht aus taktischen Gründen bekannt gemacht, sondern flogen nach der „Kerzenlicht-Revolution“ und der Wahl von Moon Jae-in zum Präsidenten durch ein in Südkorea mittlerweile weltweites Alleinstellungsmerkmal auf: ganz normale Gewaltenteilung und parlamentarische Kontrolle, auch über den Sumpf des internationalen geheimdienstlichen Komplexes.
Gegen den ehemaligen Verteidigungsminister Kim Kwan-jin und den früheren Kommandeur des Cyberkommandos, Ok Do-kyung wurden Ausreiseverbote wegen Ermittlungen bezüglich des Verdachts der Wahlbeinflussung durch Einheiten der Psychologischen Kriegführung verhängt (wir berichteten in 2013). Der frühere Geheimdienstchef Won Sei-hoon, dessen früherer Stellvertreter Lee Jong-myeong und der frühere Chef des Büros für psychologische Kriegsführung, Min Byung-joo, wurden deswegen bereits in Gerichtsverfahren verurteilt. Und gegen ex-Präsidentin Park fordert die Staatsanwaltschaft 30 Jahre Haft, u.a. weil sie sich mit umgerechnet Millionen von Euro vom Geheimdienst bestechen und persönlich eine Schwarze Liste mit Tausenden ihr unangenehmen Künstlerinnen und Künstlern erstellen ließ.
Dem breiten Linken von Deutschland wird das alles natürlich neu erscheinen und irgendwie Angst machen.
Soll der Onkel mal unter den Tisch kommen und mit euch spielen?
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07.06.2017 Taktik des Terrorkrieges: Wahrnehmungs-Management, Verwirrung, gelenkte Querfront