Schlamperei bei der kanadischen Statistik-Bundesbehörde mit sensiblen Personen-Daten

Das Sammeln persönlicher Informationen durch den Staat von jedem Bürger ist trotz aller Beteuerung niemals sicher und diese vor fremden Blicken geschützt. Alle diesbezüglich abgegebenen Garantien sind reine Propaganda. Dazu bedarf es keine „Hacks“ von Datenbanken, allein schon beim Vorgang der Erhebung auf elektronischem Weg, per Post oder durch einen Mitarbeiter vor Ort kommt es zwangsläufig zu Pannen wenn Millionen von Einwohnern registriert werden.

Die kanadische Bundesbehörde Statistics Canada, zuständig für die Erhebung von Daten für die Volkszählungen und die Erstellungen von Statistiken in den Bereichen Gesellschaft, Kultur, Wirtschaft, Bodenschätze und Bevölkerung, steht zur Zeit unter Kritik. Besonders brisant sind persönliche umfangreiche Daten von Bürgern, die „verloren“ wurden. Viele wurden darüber nicht informiert.

Der Sender CBC News fragte im Rahmen des Rechts auf Zugang zu Informationen bei der Behörde zu Vorkommnissen während der letzten Volkszählung im Jahr 2016 an.

Während des Zensusverfahrens im Jahr 2016 gingen laut des hauseigenen Statistics Canada Incident Report hunderte sensibler Dateien verloren, darunter lange und kurze Zensusbefragungen, Hausbesuchsprotokolle und persönliche Beschäftigungsdaten.

587 ausgefüllte Formulare der grossen Ausführung der Zensus-Befragung von Bürgern der First Nations waren im Kofferraum eines Mitarbeiterfahrzeugs aufbewahrt, das gestohlen wurde, als dieser eine private Wochenendreise nach Montreal unternahm. Der Ereignisbericht gibt den Erfassungsbezirk nicht an. Statistics Canada kam zu dem Schluss, dass die Datenschutzverletzung keine „materielle“ Verletzung war, weil der Dieb das Fahrzeug anvisierte, nicht die Kisten der Zensusdokumente. Der kanadische Datenschutzbeauftragte wurde nicht über den Vorfall informiert. Personen in diesem Fall seien nicht benachrichtigt worden, weil Statistics Canada festgestellt habe, dass „keine vernünftige Erwartung eines ernsthaften Risikos für die betroffenen Personen“ bestehe. Die Kisten mit den Dokumenten wurden nie gefunden, trotz intensiver Suche auch in Müllcontainern.

In anderen Fällen, in denen Volkszählungsumfragen verloren gingen oder irrtümlich an die falschen Adressen versandt wurden, wurden die Betroffenen informiert, mit Erläuterungen und Entschuldigungen versehen und in einigen Fällen von ihrem Recht auf Beschwerde bei der Datenschutzbeauftragten in Kenntnis gesetzt.

In den Fällen, in denen die Reservate der First Nation-Stämme Enoch Cree Nation und Stoney Nakoda First Nations in Alberta betroffen waren, wurde jedoch beschlossen, die Befragten nicht über die Datenschutzverletzungen zu informieren. Aus den Vorfallberichten geht hervor, dass die Mitarbeiter der Meinung waren, dass diejenigen, die bereits zögern, an der Volkszählung teilzunehmen, noch vorsichtiger sein könnten, nachdem sie von dem Verlust persönlicher Daten erfahren hatten. „Wenn wir ihre Informationen verloren haben, können wir diese Informationen möglicherweise nicht mehr sammeln“, heißt es in einem Ereignisbericht.

Einige Beispiele zu den anderen in den Dokumenten genannten Verstößen:

Ein Mitarbeiter, der in einer U-Bahn von Toronto eine Tasche mit Kartenzugang, Schulungshandbüchern und Formularen mit Adressen und anderen persönlichen Informationen liegenlässt, die nie abgegeben wurde.

Ein StatsCan-Mitarbeiter verliert 16 Seiten einer Auftragsliste, die von einem Windstoß in Crossfield, Alta, weggeblasen wurde. Es enthielt Namen, Adressen und Telefonnummern, aber keine anderen identifizierenden Informationen.

Ein StatsCan-Mitarbeiter brachte einen Nicht-Angestellten mit, der keinen Eid auf Geheimhaltung geleistet hatte, aber dennoch in die Sammlung von persönlichen Informationen eingeweiht war.

Ein Stellenvermittler sandte per E-Mail eine Anfrage für Fingerabdrücke und andere Informationen an die falschen Kandidaten (Anm.: um Mitarbeiter für die Befragung zu rekrutieren).

http://www.cbc.ca/news/politics/statistics-canada-census-lost-forms-1.4566263