Ein Artikel in der New York Times vom Sonntag mit dem Titel „Remembering the Forgotten War“ („Erinnerung an den vergessenen Krieg“) zeigt perfekt den moralischen Bankrott der Philosophie des Interventionismus im Ausland. Der Autor Hampton Sides, der dazu aufruft, den Koreakrieg in Erinnerung zu rufen, lobt einige der populären Rechtfertigungen für Tod, Verletzung und Verstümmelung von US-Soldaten im Koreakrieg.
Hampton erzählt die Geschichte eines Veteranen namens Franklin Chapman, der noch am Leben ist. Hampton wurde nach Korea in den Kampf geschickt, mehrmals angeschossen und auch von einem Granatsplitter getroffen. Er wurde vom Feind gefangen genommen und drei Jahre lang als Kriegsgefangener festgehalten. Heute leidet der 85-Jährige an den Folgen von Erfrierungen, leidet an Wunden und schwerem Gedächtnisverlust und kann manchmal nicht einmal mehr seine Tochter erkennen.
Sides impliziert, dass all dies zwar bedauerlich ist, aber alles gerechtfertigt ist, weil koreanische Kriegsveteranen „einen nackten Akt kommunistischer Aggression gestoppt und sich drei bösartigen Diktatoren – Stalin, Mao und Kim – widersetzt haben, während sie Südkorea geholfen haben, als Demokratie auf die Beine zu kommen“.
Was an Sides‘ Artikel faszinierend ist, ist, dass er völlig ohne jede moralische Empörung gegen die US-Regierung und insbesondere gegen das nationale Sicherheitsestablishment der USA auskommt. Sides scheint etwas Wichtiges zu vergessen: der Grund, warum Chapman in Korea einen Krieg führte, war, weil der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika und das Pentagon ihm befohlen haben, dort zu sein.
Ich war neugierig auf Chapman und so informierte ich mich über ihn. Es stellt sich heraus, dass er eine Biographie geschrieben hat, die online veröffentlicht ist, wo er auch den Grund für seinen Eintritt ins Militär nennt. Nein, es ging ihm nicht darum, die kommunistische Aggression in Korea zu stoppen oder drei teuflische kommunistische Diktatoren zu bekämpfen. Chapman erklärt, dass er nur aus einem Grund zum Militär ging: er brauchte einen Job.
Meine Vermutung ist, dass er wie viele Menschen, die dem Militär beitreten, glaubte, dass sein Job die Verteidigung der Vereinigten Staaten vor Invasion oder Angriff sein würde. Meine Vermutung ist, dass das Letzte, was er je erwartet hat, war, in einen Landkrieg in Asien geschickt zu werden. Aber genau das hat die US-Regierung mit ihm gemacht. Sie befahl ihm, sich in Korea zu melden, um zu töten oder getötet zu werden.
Das scheint Hampton Sides nicht mehr zu interessieren als alle anderen Interventionisten. Ebenso wichtig ist, dass es Sides offensichtlich nicht berührt, dass der Befehl, Chapman zum Kampf im Koreakrieg zu schicken, unter unserer Regierungsform illegal war. Die US-Verfassung, die die Handlungen von US-Administratoren regelt, einschließlich derjenigen im Pentagon, verbietet dem Präsidenten, Krieg gegen eine ausländische Nation zu führen, ohne zuvor eine Kriegserklärung des Kongresses einzuholen. Es ist unbestritten, dass Präsident Truman, der US-Soldaten nach Korea kommandierte, dafür keine Kriegserklärung des Kongresses erhalten hat. Das bedeutet, dass er keine rechtliche Befugnis hatte, Chapman oder einem anderen US-Soldaten zu befehlen, in Korea zu töten oder zu sterben.
Indem er behauptet, dass Chapman gegen die kommunistische Aggression kämpfte, ignoriert Sides die Tatsache, dass der Koreakrieg eigentlich ein Bürgerkrieg war, nicht ein Krieg zwischen zwei unabhängigen und souveränen Nationen. Das Land war vom sowjetischen kommunistischen Führer Joseph Stalin, der ironischerweise während des Zweiten Weltkriegs Partner und Verbündeter der US-Regierung war, künstlich in zwei Hälften geteilt worden. (Die Ironie liegt in der Tatsache, dass Sides Chapman dafür preist, dass er gegen den Mann kämpft, der nur wenige Jahre zuvor ein Partner und Verbündeter der US-Regierung gewesen war.) Jedenfalls verstand jeder Koreaner, dass die Trennlinie zwischen Nord- und Südkorea nur ein künstliches Konstrukt ist, das auf internationaler Politik basiert. Wenn man heute Menschen koreanischer Abstammung hier in den Vereinigten Staaten fragt, woher sie stammen, sagen sie ausnahmslos immer „Korea“ und nicht „Südkorea“.
Wir können zugeben, dass die nördliche Hälfte des Landes von einem brutalen kommunistischen Regime regiert wurde, das versucht hat, das Land gewaltsam zu vereinen. Aber warum rechtfertigt der Bürgerkrieg einer Nation die Intervention der USA? Warum sollten US-Soldaten geopfert werden, um der einen oder anderen Seite in einem Bürgerkrieg zu helfen? Ich wette, dass das nicht das ist, wofür sich die meisten US-Soldaten nach dem Zweiten Weltkrieg entschieden haben. Sie verpflichteten sich, die Vereinigten Staaten zu verteidigen und nicht der einen oder anderen Seite im Bürgerkrieg eines anderen Landes zu helfen. (Übrigens, das gleiche Prinzip gilt für den Vietnamkrieg, einen weiteren bevorzugten Krieg der Interventionisten im Ausland.)
Ein weiterer Aspekt des Koreakrieges, den Sides nicht erwähnt, ist die Wehrpflicht. Das US-Militär hatte nicht ausreichend aktive Soldaten, um gegen das nordkoreanische Regime zu intervenieren, und nicht genügend amerikanische Männer verpflichteten sich freiwillig zum „Dienst“. Also griffen Truman und das Militär zur Einberufung. Das bedeutet, dass sie amerikanische Männer gegen ihren Willen zwangen, nach Korea zu gehen und zu töten oder getötet zu werden. Ein Interventionist würde sagen, dass nichts falsch daran war, die Freiheit der Amerikaner zu zerstören, um die „Freiheit“ und die „Demokratie“ der Südkoreaner zu schützen.
Sides‘ Ausdruck „Südkorea helfen, als Demokratie auf die Beine zu kommen“ ist interessant. Er ist interessant, weil Südkoreas erster gewählter Präsident, Syngman Rhee, einer der brutalsten Diktatoren auf der Welt war. Unmittelbar nach seinem Amtsantritt schränkte er den politischen Dissens ein und autorisierte seine Schläger, sich mit unbefristeter Haft, Folter, Ermordung, Todesschwadronen und Massakern zu beschäftigen.
Nach der Einstellung der Feindseligkeiten im Jahr 1953 war klar, dass die Nationalversammlung, die den Präsidenten gewählt hatte, Rhee aus dem Amt werfen würde. Um das zu vermeiden, ordnete er eine Massenverhaftung von Oppositionspolitikern an und änderte dann einseitig die Verfassung, damit er direkt von der Bürgerschaft gewählt werden konnte. Er blieb bis 1960 an der Macht, bis er gezwungen wurde, zurückzutreten, nachdem seine Polizei Demonstranten erschossen hatte, die gegen sein Regime protestierten.
Das nennen Sides und andere Interventionisten „Demokratie auf dem Vormarsch“. Es erinnert an den von den USA inspirierten Staatsstreich in Chile 1973, der den demokratisch gewählten sozialistischen Präsidenten des Landes Salvador Allende verdrängte und an seiner Stelle einen brutalen rechtsgerichteten Militärdiktator, General Augusto Pinochet, einsetzte. Bis heute sagen Interventionisten, dass der chilenische Staatsstreich gezeigt hat, dass die „Demokratie“ in Chile mit dem Staatsstreich, der die Präsidentschaftswahlen annullierte, auf die Beine gekommen ist, gefolgt von einer 16 Jahre andauernden brutalen Militärdiktatur, die willkürliche Verhaftungen von rund 50.000 Menschen durchführte, die meisten von ihnen folterte, vergewaltigte und schauderhafte sexuelle Handlungen gegen Frauen beging sowie rund 3.000 Menschen tötete und verschwinden ließ.
Sides und andere Interventionisten liegen mit dem Koreakrieg und anderen Interventionen im Ausland völlig falsch. Kein US-Soldat verdient es, in ferne Länder befohlen zu werden, um zu töten oder getötet oder verstümmelt zu werden, wie es bei Franklin Chapman der Fall war. Wenn Sides oder andere Interventionisten nach Übersee gehen und der einen oder anderen Seite in einem fernen Bürgerkrieg helfen wollen, steht es ihnen frei, dies zu tun. Lassen Sie einfach die US-Soldaten da raus. Der Job eines US-Soldaten ist es, die Vereinigten Staaten von Amerika gegen Invasionen oder Angriffe zu verteidigen, und nicht, in einen zusammengelogenen Kampf für „Freiheit“ oder „Demokratie“ in ein fremdes Land geschickt zu werden.
Orginalartikel The Korean War: The Moral Bankruptcy of Interventionism vom 13.11.2018
Quelle: antikrieg.com