Nach einem versuchten Militäraufstand in der venezolanischen Hauptstadt Caracas haben Sicherheitskräfte 27 Mitglieder der Nationalgarde inhaftiert. Die an der Aktion beteiligten Militärs hätten Waffen entwendet und vier Offiziere als Geiseln genommen, hieß es in einer Mitteilung des Verteidigungsministeriums am Montag. Die Nationalgardisten werden des Widerstands gegen die Regierung beschuldigt. Das Militär hatte zuvor eine Revolte in einer Kaserne im Stadtteil Cotiza niedergeschlagen.
In sozialen Medien waren Videos zu sehen, in denen Nationalgardisten „das Volk“ aufrufen, auf die Straße zu gehen. „Ihr habt uns aufgerufen, aktiv zu werden: Nun, hier sind wir“, sagt einer der Meuterer. Die Aktion fand in der Bevölkerung allerdings keinen Widerhall. Nach wenigen Stunden wurden die Aufständischen von Spezialkräften eingekreist und festgenommen, hieß es seitens des Verteidigungsministeriums. Die versuchte Meuterei reiht sich in eine Serie entsprechender Aktionen regierungsfeindlicher Militärs in den vergangenen Jahren ein, die jedoch allesamt scheiterten.
Nach Darstellung der venezolanischen Botschaft in Berlin war für den Aufstand eine „kleine Gruppe“ verantwortlich. „Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass in Caracas und im Land völlige Ruhe herrscht und die Menschen ihre normalen Aktivitäten ausüben“, hieß es in einer Rundmail, die auch bei amerika21 einging. Abgesehen von Aufruhr in sozialen Netzwerken habe es im Land keine Beeinträchtigungen gegeben. Es handele sich um einen Akt ohne Auswirkungen auf die Sicherheit, der Teil einer von den USA entworfenen und finanzierten Strategie der Spannung sei.
Indes bereiten sich Anhänger der Opposition auf Proteste gegen die Regierung von Präsident Nicolás Maduro vor. Die Demonstrationen am heutigen Mittwoch werden von der oppositionell dominierten Nationalversammlung organisiert, US-Vizepräsident Mike Pence befürwortet die Aktionen in einem Video ausdrücklich. Er versprach, den „Kampf gegen die Diktatur“ zu unterstützen. Auch die Europäische Union signalisierte der venezolanischen Opposition Rückendeckung.
Die regierungskritische Tageszeitung „El Nacional“ sah Venezuela „diese Woche in eine neue Phase der Krämpfe“ eintreten. Schon Montagabend habe Caracas mehr als 30 Straßenproteste in verschiedenen Teilen der Stadt verzeichnet, hauptsächlich in Gebieten, die zuvor von Chavisten – so die Bezeichnung für die Anhänger der Regierung – kontrolliert wurden. Das Blatt verwies auch noch einmal ausdrücklich auf den „Aufruhr“ einer Einheit der Nationalgarde. Die Militärs hätten sich entschieden, einem Aufruf von Parlamentspräsident Juan Guaidó Folge zu leisten und „Maduros Regime zu ignorieren“.
Erstveröffentlichung am 23.1.2019 auf Portal amerika21.de