Autor: Brett Wilkins
Fünf der 24 Männer, die letzte Woche von einem italienischen Gericht für ihre Rolle in einer brutalen und blutigen von den USA unterstützten Kampagne des Kalten Krieges gegen südamerikanische Dissidenten zu lebenslanger Haft verurteilt wurden, absolvierten eine berüchtigte Schule der US-Armee, die einst für den Unterricht in Folter, Attentat und Unterdrückung der Demokratie bekannt war.
Am 8. Juli verurteilten Richter des römischen Berufungsgerichtshofs ehemalige bolivianische, chilenische, peruanische und uruguayische Regierungs- und Militärbeamte, nachdem sie sich der Entführung und Ermordung von 23 italienischen Staatsangehörigen in den 1970er und 1980er Jahren während der Operation Condor schuldig gemacht hatten, einer koordinierten Aktion rechter Militärdiktaturen in Chile, Argentinien, Uruguay, Bolivien, Paraguay, Brasilien und später Peru und Ecuador gegen vermeintliche linksgerichtete Bedrohungen. Die Kampagne, die von Entführungen, Folter, Verschwinden und Mord geprägt war, forderte nach Angaben von Menschenrechtsgruppen schätzungsweise 60.000 Menschenleben. Zu den Opfern gehörten Linke und andere Dissidenten, Geistliche, Intellektuelle, Akademiker, Studenten, Bauern und Gewerkschaftsführer sowie indigene Völker.
Regierung, Militär und Geheimdienste der Vereinigten Staaten unterstützten die Operation Condor mit militärischer Hilfe, Planung und technischer Unterstützung sowie Ausbildung in Überwachung und Folter in der Zeit der Regierungen Johnson, Nixon, Ford, Carter und Reagan. Ein Großteil dieser Unterstützung, die die USA im Rahmen des globalen Kalten Krieges gegen den Kommunismus zu rechtfertigen versuchten, fand in US-Militäreinrichtungen in Panama statt. Dort eröffnete die US-Armee 1946 die School of the Americas (SOA – Schule der Amerikas), die in den folgenden Jahrzehnten 11 lateinamerikanische Staatschefs ausbilden sollte. Keiner von ihnen wurde mit demokratischen Mitteln zum Führer seines Landes, was die Kritiker dazu veranlasste, die SOA „School of Assassins“ („Schule der Mörder“) und „School of Coups“ („Schule der Staatsstreiche“) zu nennen, weil sie so viele von beiden hervorgebracht hat.
Zu den berüchtigsten Absolventen der SOA gehören der panamaische Drogenhändler und Diktator Manuel Noriega, der genozidale guatemaltekische Militärdiktator Efraín Ríos Montt, der bolivianische Despot Hugo Banzer (bekannt für die Aufnahme des Nazi-Kriegsverbrechers Klaus Barbie), der Kommandant der haitianische Todesschwadron und Militärdiktator Raoul Cédras und der argentinische starke Mann Leopoldo Galtieri, der in der Zeit des „Schmutzigen Krieges“ seines Landes, in der Zehntausende unschuldiger Männer und Frauen verschwunden waren, die Führung innehatte. Unzählige andere Kriegsverbrecher haben an der SOA studiert und manchmal US-Handbücher verwendet, die Entführung, Folter, Mord und Unterdrückung der Demokratie lehrten.
Einige der schlimmsten Massaker und anderen Gräueltaten, die von den von den Vereinigten Staaten von Amerika unterstützten Streitkräften während der Bürgerkriege in El Salvador und Guatemala in den 1980er Jahren verübt wurden, darunter das Massaker an 900 Dorfbewohnern – meist Frauen und Kinder – in El Mozote, die Ermordung des salvadorianischen Erzbischofs Óscar Romero und die Vergewaltigung und Ermordung von vier US-Kirchenfrauen, die mit ihm arbeiteten, wurden von SOA-Absolventen geplant, begangen oder vertuscht. Ebenso eine Reihe von Kettensägenmassakern in Kolumbien, die Ermordung von vier niederländischen Journalisten in El Salvador, die Ermordung eines ehemaligen chilenischen Beamten und seines US-Assistenten bei einem Autobombenanschlag 1976 in Washington, DC und viele andere Gräueltaten.
Es kann nun festgestellt werden, dass mehrere Männer, die letzte Woche in Rom zu lebenslanger Haft verurteilt wurden, auch SOA-Absolventen sind. Laut einer Datenbank mit über 60.000 SOA-Alumni, die von der School of the Americas Watch (SOAW), einer 1990 von Father Roy Bourgeois gegründeten Aktivistengruppe mit Sitz in Georgia aus US-Militärdaten zusammengestellt wurde, gehören fünf SOA-Alumni zu den 24 Männern, die vom italienischen Gericht für schuldig befunden wurden. Zwei von ihnen gehören laut SOAW zu den „berüchtigsten Absolventen“ der SOA: der ehemalige bolivianische Innenminister Luis Arce Gómez, der derzeit eine 30-jährige Haftstrafe wegen Völkermord, Mord und Drogenhandel verbüßt, und Luis Alfredo Maurente, ein uruguayischer Captain, der in die Folterung und das Verschwinden von fast 100 Menschen in Uruguay und Argentinien verwickelt ist. Arce Gomez absolvierte 1958 Kommunikations-, Taktik- und Reparaturkurse für Funkgeräte an der SOA; Maurente besuchte 1969 und 1976 die SOA und studierte militärische Nachrichtentechnik. Die drei anderen SOA-Absolventen, die unter den 24 Angeklagten aufgedeckt wurden, sind: Hernán Ramírez Ramírez (Chile; Kommandokurs, 1970), Ernesto Avelino Ramas Pereira (Uruguay; Motoroffizierskurs, 1962) und Pedro Antonio Mato Narbondo (Uruguay; nicht spezifiziert, 1970).
Die SOA arbeitete von 1946 bis 1984 in Panama und wurde dann nach Fort Benning, Georgia, verlegt. Um sich inmitten des wachsenden öffentlichen Aufschreis über Gräueltaten der Absolventen ein neues Gesicht zu geben, änderte die SOA im Jahr 2000 ihren Namen in Western Hemisphere Institute for Security Cooperation (WHINSEC – Institut für Sicherheitszusammenarbeit der Westlichen Hemisphäre), mit einem stärkeren Schwerpunkt auf den Menschenrechten. Bis heute sorgen Absolventen der Schule jedoch für zweifelhafte Schlagzeilen: vier der sechs Generäle hinter dem honduranischen Staatsstreich 2009 und ehemalige mexikanische Kommandos, die heute als Söldner für internationale Drogenkartelle arbeiten, finden sich unter den berüchtigteren Absolventen der jüngeren Vergangenheit.
Es ist unklar, ob viele der Angeklagten im Verfahren in Rom vor Gericht gestellt werden, da alle bis auf eine der 24 Personen unter dem Rechtsbegriff der universellen Gerichtsbarkeit in Abwesenheit verurteilt wurden. Uruguay, das keine lebenslangen Freiheitsstrafen zulässt, hat zuvor Personen eingesperrt, die wegen ähnlicher Verbrechen verurteilt wurden. Ein Urteil eines italienischen Gerichts vom Januar 2017 hatte acht der Angeklagten zu lebenslanger Haft verurteilt, darunter den verstorbenen ehemaligen bolivianischen Diktator Luis García Meza, den ehemaligen peruanischen Präsidenten Francisco Morales Bermúdez und den ehemaligen uruguayischen Außenminister Juan Carlos Blanco, der sich nun in Montevideo unter Hausarrest befindet, während 19 weitere aufgrund von Verjährungsfristen freigesprochen wurden. Diese Freisprüche wurden durch die Berufungsentscheidung vom Montag aufgehoben.
Orginalartikel „Five Men Sentenced to Life for Operation Condor Killings Trained at School of the Americas“ vom 18.7.2019
Quelle: antikrieg.com
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