Streit beigelegt: Kueka-Stein kehrt aus Berlin nach Venezuela zurück

Im Berliner Tiergarten ist am Montag überraschend eine massive Steinskulptur verladen und abtransportiert worden, die seit Jahren für Streit zwischen Deutschland und Venezuela gesorgt hat. Der sogenannte Kueka-Stein, nach Darstellung aus Venezuela heiliges Relikt der Volksgruppe der Pemón, wird nach Venezuela zurückkehren. Laut der Regierung in Caracas und Vertretern der Pemón war er 1998 illegal entfernt und dem deutschen Künstler Wolfgang Kraker von Schwarzenfels übergeben worden.

Über den Abtransport berichtete der lateinamerikanische Fernsehsender Telesur, Venezuelas Außenminister Jorge Arreaza veröffentlichte zahlreiche Bilder und Videos auf Twitter. Angehörige der Pemón vollzogen ein „Heilungsritual“ für den Kueka-Stein im Tiergarten. Einzelheiten über die weitere Route des Steins nach Venezuela sind nicht bekannt. Arreaza schrieb auf Twitter jedoch, der Transport werde mehrere Wochen in Anspruch nehmen.

Um den rund 30 Tonnen schweren Felsen wird seit Jahren gestritten. Die venezolanischen Behörden bezeichnen den Stein als Jaspis, der nie hätte ausgeführt werden dürfen. Deutsche Medien taten diese Darstellung ab und schrieben von einem einfachen Sandstein. Auch die Darstellung, es handele sich um einen heiligen Stein, der Teil eines Ensembles war, das zwei Personen darstellt und in der Mythologie der Pemón eine wichtige Rolle spielt, wurde in Deutschland von verschiedener Seite bestritten. Daran änderte auch der Umstand nichts, dass Pemón wiederholt die Rückgabe forderten und die Version des heiligen Steins bekräftigten.

Unstrittig ist, dass der Kueka-Stein 1998 aus dem Canaima-Nationalpark im Südosten Venezuelas entnommen wurde. Der Park war 1994 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt worden. Während der Regierung des Christdemokraten Rafael Caldera wurde der Stein vom damaligen Umweltminister Héctor Hernández Mujica dem deutschen Bildhauer Wolfgang Kraker von Schwarzenfeld als „Spende“ im Rahmen seines „Global Stone“-Projektes übergeben. Schwarzenfeld bearbeitete den Stein und stellte ihn fast 20 Jahre lang zusammen mit Felsen von anderen Kontinenten aus.

Unter den chavistischen Regierungen der vergangenen Jahre wurden verschiedene Initiativen ergriffen, um den Stein der Pemón-Gemeinde zurückzugeben. Im Jahr 2000 begann das Institut für Kulturerbe über das Außenministerium die Rückgabe des Kulturguts zu verhandeln. Seit 2010 forderte Venezuela von der deutschen Bundesregierung auch offiziell die Rückgabe des Steins. Im April 2018 reiste eine venezolanische Delegation zu einem Unesco-Treffen, wo sie die Forderung nach Rücktransport des Steins in die Gran Sabana forderte. Der Künstler beharrte indes auf seiner Version, der Stein sei ein „Geschenk“ gewesen.

„Nach jahrelangen Verhandlungen konnte die Regierung den Stein nun endlich zurückgewinnen, um ihn den indigenen Völkern zurückzugeben“, berichtete Telesur am Montag. Der Kueka-Felsen stelle der Mythologie der Pemón zufolge eine Großmutter dar, führte Telesur aus. An dem Fundort des Steins finde sich noch heute ein weiterer Felsen, der den Großvater darstelle, beide stünden für die Vorfahren des Volkes der Pemón. „Der Legende nach verliebte sich ein junger Pemón aus Tauperán in die schönste Frau der Gemeinde Macuchíes. Die Liebenden sind durchgebrannt und brachen die Regeln des Schöpfers Makunaima, der die Vereinigung der beiden Völker verbot. Wütend verdammte der Gott sie dazu, ewig in Stein verwandelt zu leben.“

Veröffentlicht am 21.1.2020 auf Portal amerika21.de