Autor: Naturschutzbund Thüringen
Ökologische Katastrophe ist abzusehen
NABU und Insektenforscher sprechen sich gegen die Ausbringung von Pestiziden zur Bekämpfung von Schwammspinnern in Naturschutzgebieten aus.Thüringenforst plant im Frühjahr 2020 in einigen Naturschutzgebieten im Wald das Insektengift Mimic mit dem Wirkstoff Tebufenozid gegen den Schwammspinner (Lymantria dispar) einzusetzen. Der NABU Thüringen und der Thüringer Entomologenverband sprechen sich gegen diesen Einsatz aus. Nach Aussage der beiden Verbände schädigt das Gift auch andere Insekten. Zudem sind die Notwendigkeit und die Erfolgsaussichten des Gifteinsatzes umstritten.
„Die geplante Giftdusche stellt in Zeiten des Insektensterbens eine ökologische Katastrophe dar. Alle Anstrengungen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in den Naturschutzgebieten im Wald können mit so einer Maßnahme zunichtegemacht werden“, sagt Martin Schmidt, der Landesvorsitzende des NABU Thüringen. „Mit dem geplanten großflächigen Gifteinsatz aus der Luft werden neben dem eigentlichen Zielobjekt auch Massen an anderen Insektenarten getötet. Das für den Einsatz zuständige Landwirtschaftsministerium muss diese Maßnahme verhindern.“
Der Thüringer Entomologenverband hält dieses Vorgehen sogar für Verschwendung von Steuermitteln. „Jede Ausweitung von Schädlingen bricht binnen kurzem zusammen, das ist wissenschaftlich ausreichend belegt. In der Natur gibt es kein unbegrenztes Wachstum. Fressfeinde führen regelmäßig zum Zusammenbruch von Massenvermehrungen. Erfahrungen der letzten Jahrzehnte mit Schwammspinner-Gradationen zeigen, dass spätestens nach 2 Jahren 90 % der Populationen zusammenbrechen“, erklärt Ronald Bellstedt, der Vorsitzende des Thüringer Entomologenverbands. „Zudem hat sich bisher gezeigt, dass gesunde Bäume auch mehrfachen Befall ohne Probleme überstehen. Nur wenige Bäume sterben nach mehrfachem Befall ab.“
Da die Wirkung des Giftes nur bei optimalen Witterungsbedingungen den gewünschten Erfolg zeigt, gehen die Naturschützer davon aus, dass der Gifteinsatz mehrmals durchgeführt werden muss. „Ein wiederholter massiver Einsatz von Gift kann zur Resistenzen beim Schwammpinners gegenüber dem eingesetzten Mittel führen. Ebenso werden die natürlichen Gegenspieler, wie zum Beispiel einige Laufkäferarten, massiv geschädigt“, so der Insektenforscher Ronald Bellstedt.
Veröffentlicht am 13.3.2020 Quelle: https://thueringen.nabu.de/news/2020/27757.html