Das Kommando der Profikiller, die am 19.Januar im Hotel „Al Bustan Rotana“ in Dubai den ehemaligen Hamas-Milizenchef Mahmoud Al Mabhouh ermordeten, wurden von einer ganzen Reihe von Überwachungskameras erfasst.
Die Behörden Dubais haben, offenbar in Zusammenarbeit mit Interpol, in akribischer Puzzlearbeit die Aufnahmen von Überwachungskameras im gesamten Emirat zusammengestellt und den Weg der Attentäter bereits vom Flughafen bis zum Hotel und zur Abreise zurückverfolgt. Ebenso war der ermordete Mitbegründer der Kassam-Brigaden während seines gesamten Aufenthaltes in Dubai die ganze Zeit von Kameras an verschiedenen Orten und Plätzen gefilmt worden. Selbst Aufnahmen des Kommandos kurz vor und nach der Tat wurden durch die Behörden ermittelt. In einem ungewöhnlichen Schritt wurden diese Aufnahmen nun durch die Polizei von Dubai veröffentlicht.
Wie nun die Behörden bekannt gaben, wies das Opfer Spuren von Folter auf. Deutlich sichtbar: einer der Täter verlässt nach der Tat das Hotelzimmer in Handschuhen und betritt mit diesen den Fahrstuhl.
Gerade in Israel nahmen viele Kenner der Spionagedienste die Veröffentlichung der Aufnahmen mit Überraschung auf. Das „ZDF“ (1) zitierte den Autor des Buches „Der geheime Krieg mit Iran“, Ronen Bergman:
„Das ist das Ende von Geheimdienstoperationen die keine Spuren hinterlassen..Die Polizei hat die Aufnahmen der Kameras aus dem Hotel, vom Flughafen und sogar aus einem Shopping Center genommen und verknüpft mit Passkopien von der Einreise, und mit Protokollen von Handygesprächen. Das sind tausende Stunden Arbeit, die da investiert wurden. Und ich bin nicht sicher, ob die mutmaßlichen Mörder damit gerechnet haben, dass man sich soviel Mühe machen würde, sie zu enttarnen.“
Allgemein wird zwar von einer Aktion des Mossad gesprochen: erstaunlicherweise aber genau von den Angehörigen der „Sicherheitsdienste“ – also Spionagedienste oder Polizeibehörden – die bisher so hervorragend mit ihren israelischen Kollegen harmonierten: aus europäischen Staaten wie dem Vereinigten Königreich, Irland oder Deutschland. Der deutsche Auslandsgeheimdienst „Bundesnachrichtendienst“ (BND) verweigerte heute jede Angabe zum Thema, während das „Bundeskriminalamt“ (BKA) erklärte, als Schnittstelle zu Interpol mit dem Fall befasst zu sein.
„Wir stehen im Informationsaustausch mit der Polizei in Dubai“
hiess es (2).
Das Verhältnis zwischen Israel und Interpol war nicht immer spannungsfrei. Im Juni 2006 wurde öffentlich, dass der oberste Polizei-Chef und Vertreter Israels bei Interpol, Gen.Moshe Karadi, 1999 möglicherweise in den Mord an einen gewissen Pinhas Buhbut verstrickt gewesen sei. Dieser Mord wurde durch einen Polizisten unter Karadis Kommando, Tzachi Ben-Or, ausgeführt und zwar im Auftrag der Parinyan-Brüder. Diese berüchtigten Unterweltler waren Finanziers der Likud-Partei, und zwar zu der Zeit als der Interpol-Vertreter Gen.Moshe Karadi zu seinem Amt als oberster Polizist Israels kam.
Der ganze Fall drang nur deshalb an die Öffentlichkeit, weil der von früheren Vorgesetzten offenbar gedeckte Mörder in Uniform im Gegenzug für Aussagen gegen die Parinyan-Brüder auch noch Straffreiheit für den Mord, sowie für ca. 20 schwere Raubüberfälle während seiner Amtszeit verlangte.
Interessanterweise wurde dann, weil man sich im Polizei- und Justizapparat Israels angeblich nicht einigen konnte, der geständige Mörder Ben-Or freigelassen und konnte aus Israel fliehen. 2 Jahre später wurde er dann in Mexico ermordet. Von wem ist bis heute unklar.
Doch genoss der mutmassliche Auftraggeber und Vorgesetzte Ben-Ors, der Interpol-Vertreter und oberste Polizist Israels General Moshe Karadi, noch lange den ungeteilten Respekt seiner nicht minder ehrenwerten Regierungskabale. Ministerpräsident Ehud Olmert2 am 16.Juli 2006 auf einer Kabinettssitzung (3):
„Als Abschluß möchte ich Verteidigungsminister Amir Peretz, Generalstabschef Dan Halutz, Polizei-Chef Moshe Karadi und allen Mitgliedern der Armee und Sicherheitskräfte sagen: ich bin stolz in einem Staat zu leben, der so eine Armee und Sicherheitskräfte hat. Fahren Sie fort in ihrem Kampf ohne zu zaudern, das ganze Volk von Israel steht hinter ihnen.“
Israels Polizeichef und Interpol-Vertreter Moshe Karadi musste schliesslich am 18.Februar 2007 zurücktreten. Die „Zeiler-Kommission“ hatte seinen Fall untersucht und verheerende Zustände im Polizeiapparat aufgezeigt. Die Leiterin der Untersuchungskommission, Vardi Zeiler (4):
„Die Mängel, die aufgedeckt wurden, deuten auf Schäden in den Normen der Polizei hin – wenn nicht eher auf das Fehler von Normen.“
Vorher war am 24.September 2006 Israel Mitglied von Interpol Europa geworden.
Nun ermittelt zusammen, was zusammen ermittelt.
(…)
Artikel zum Thema:
17.02.2010 Dubai-Mord an Hamas-Milizenchef ein internationaler Spionage-Plot
16.02.2010 Irische Regierung: gefälschte Pässe der Tatverdächtigen in Dubai
16.02.2010 Wanted: Dubai sucht elf verdächtige Europäer im Mordfall Mahmoud al-Mabhouh
30.01.2010 Dubai: Hamas-Führer Mahmoud al-Mabhouh von Profikillern ermordet – Polizei schaltete Interpol ein
Quellen:
(1) http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/24/0,3672,8036728,00.html
(2) http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/932175
(3) http://www.radio-utopie.de/2007/01/16/israel-interpol-polizeichef-in-unterwelt-verstrickt/
(4) http://www.radio-utopie.de/2007/02/18/israel-kommission-verlangt-entlassung-von-oberstem-polizeichef/
letzte Änderung: 18.02., 00.40 Uhr