Zweitausenddreihundert Schul-Laptops mit heimlicher Späh-Webcam in Philadelphia

Schulamt rüstete kostenlose Laptops für High School-Absolventen mit aus der Ferne zu steuernder Überwachungstechnik aus – ein Fall des Missbrauchs schon vor Bundesgericht

Von einem Schulbezirk in einem Vorort von Philadelphia wurde bekannt, dass zweitausenddreihundert an die Schüler und Studenten ausgeteilte Laptops heimlich mit Webcams ausgestattet waren, die von der Schulbehörde aus der Ferne ein- und ausgeschaltet werden konnten. Zur Begründung hiess es, dass im Falle eines Diebstahls des Laptops auf diese Weise durch das übertragene Bild der Täter schnell ermittelt werden könnte und die Aktivierung nur für diesen Zweck vorgesehen sei.

Die betroffenen Studenten und Eltern der zwei Schulen – der Harriton und der Lower Merion High School – an denen die Laptops ausgeteilt wurden, sind empört über diese nicht vorher bekannt gegebene Überwachungsmassnahme, denn niemand kann garantieren, dass nicht jemand, der Kenntnisse und Befugnisse in den Schulen und Sicherheitsabteilungen über diese Einrichtung hat, der Versuchung widerstehen kann und missbräuchlich, ohne das der PC-Benutzer etwas davon ahnt, diesen beobachtet.

Auf die Beteuerungen des Gegenteils durch die Schulbehörde kann mit Recht niemand vertrauen, auch wenn der Superintendent Christopher McGinley des Lower Merion School District das glaubhaft zu versichern suchte.

McGinley postete noch am späten Donnerstag Abend einen Brief an die Eltern auf die Webseite des Schuldistriktes, um die unter den Studenten weit verbreitete Empörung zu beruhigen und die Befürchtungen zu widerlegen und um die Einreichung einer möglichen Sammelklage zu verhindern, die das Abhören und Eingriffe in die Privatsphäre vor Gericht bringen könnte.

„Die Kapazitäten des Sicherheits-Feature für die Anfertigung eines Standbild des Betreibers und ein Bild des Computer-Bildschirms waren begrenzt. Diese Funktion wurde nur für den eigentlichen Zweck zum Auffinden eines verlorenen, gestohlenen oder fehlenden Laptop genutzt. Der Distrikt hat die Sicherheitsfunktion nie für andere Zwecke oder in irgendeiner anderen Art und Weise auch immer, aktiviert.“

schrieb McGinley.

Die ganze Sache ist dadurch an die Öffentlichkeit gedrungen, dass der stellvertretende Schulleiter der Harriton High School zu dem Studenten Blake Robbins gesagt hatte, er hätte ihn mit der Kamera bei einer unangemessen Sache zu Hause eingefangen. Die Eltern haben diesen Fall bei dem Bundesgericht in Philadelphia angezeigt. Blake Robbins Laptop war nie als verloren oder gestohlen gemeldet worden.

Experten für Recht der elektronischen Privatsphäre glauben, dass die Massnahmen der Schulbehörde ein illegales Anzapfen von Telefonleitungen gewesen war.

Susan Friewald, Professorin an der University of San Francisco sagte

„Ich denke, sie hätten das Einverständnis für die Anfertigung von Fotos bekommen müssen. Es ist eine grossartige Idee, von der Schule einen Laptop zur Verfügung gestellt zu bekommen. Aber wen der Schulbezirk anfängt, die Studenten auszuspionieren, sollten wir darüber natürlich sehr empört sein.“

Der Sprecher der Lower Merion High School, Doug Young, verteidigte heute die Sicherheitsmassnahme der Schule

„Wir sind stolz darauf, dass wir die Laptops für alle Studenten zur Verfügung stellen können. Aber immer, wenn Sie über Technologie und Bildung und Kinder reden, muss es auch ein wichtiges Gespräch über Privatsphäre und dem Gleichgewicht dazu geben. Wir haben an dem letzten Tag eine Pause gemacht und haben damit begonnen, alles, was mit unseren Richtlinien und Verfahren im Zusammenhang steht einer Überprüfung zu unterziehen.

Wir wollen uns energisch verteidigen und wir beabsichtigen, uns durchzusetzen.“

Bleibt hier noch die Frage zu stellen, die sicher leicht zu beantworten ist:

Handelt es sich an den beiden High Schools um einen ungewöhnlichen Ausnahmefall?

Quelle: http://www.npr.org/templates/story/story.php?storyId=123886828

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert