Bezüglich Ihres Artikels „Antwort auf Uri Avernerys Artikel: `Das Bett von Sodom`“
http://www.zmag.de/artikel.php?id=2061
hier eine Antwort an Sie, Herr Pappe.
Zuerst einmal: die erste palästinensische Intifada hatte deshalb Erfolg, weil sie mit den Mitteln Davids gegen Goliath kämpfte. In dem Augenblick, wo dazu über gegangen wurde mit finanzieller Unterstützung von sonstwo palästinensischen Jugendlichen Sprengstoffgürtel umzuschnallen und gerade in säkularen Vierteln von Tel Aviv Cafés und soziale Treffpunkte in ein Blutbad zu verwandeln war´s aus mit der Unterstützung der Weltöffentlichkeit für den Kampf der Palästinenser, und das zu Recht.Man muss sich zuerst einmal vor Augen halten, wem das asymmetrische militärische Mittel des Terrorismus politisch nützt – immer NUR dem Gegner. Diese ganze Stellungnahme von Ihnen, Her Pappe, trieft nur so von dem Wunsch, diesen sogenannten „bewaffneten Kampf“ wieder führen zu können.
Ich sag Ihnen mal eins – wenn die palästinensische Seite nicht so dumm gewesen wäre, der rechtsradikalen israelischen Regierung und ihrem korrupten Apparat immer wieder in die Hände zu spielen, wären wir alle weiter in dem Bemühen Frieden und soziale Gerechtigkeit für alle Menschen in Israel und Palästina zu erreichen.
Sie prangern das Versagen der Weltöffentlichkeit an. Sagen sie mal – was ist das für sie eigentlich, die Weltöffentlichkeit? Die korrupten Massenmedien, fremdgesteuert durch ein paar Monopole und Superreiche? Was soll das denn?
Die Erfolge im Kampf gegen den militärisch-industriellen Komplex des „Westens“, auch in Israel, sind nicht von der Hand zu weisen.
Ich habe ausserdem noch gut im Gedächtnis, wie am 16.Juli 2006 – mitten im Libanonkrieg – über 1000 mutige Genossinnen und Genossen in Tel Aviv auf die Strasse gingen und Verhandlungen mit der Hamas und Hisbollah forderten, und dafür natürlich von der israelischen Polizei mächtig verprügelt wurden (1). Jetzt auch noch anzukommen und diesen Kampf der israelischen Friedensbewegung kleinzureden und die gesamte Linke wieder in diesen blöden Kampfbegriff „Zionismus“ zu packen ist eine Unverschämtheit sondergleichen.
Die Korruptionsaffären in der israelischen Regierung und im Militär, die in den letzten Monaten ans Tageslicht kamen – das ist auch der israelischen Presse zu verdanken – führen gerade jetzt zu einem Niedergang des gesamten dortigen Establishments. Die Regierung Olmert ist paralysiert, ein neuer Krieg würde die Lage für die herrschende Klasse im Staat nur verschlimmern. Der Bericht der Winograd-Kommission wird über kurz oder lang zu einem Rücktritt Olmert´s führen, die Kriegslobby in Israel – die sich voll auf Ariel Sharon verlassen hatte – ist zutiefst gespalten.
Kümmern Sie sich erstmal um ihre nicht-existierende politische Arbeit im palästinensischen und arabisch-israelischen Lager. Die Korruption in der palästinensischen Autonomiebehörde und ihre Kollaboration mit US-Geheimdiensten sowie mit dem Mossad ist so allumfassend, dass ich es ehrlich gesagt nicht fassen kann, wie auch noch von arabischer Seite an derem eigentlichen Gegenspieler in Israel, Uri Avnery, rumgemeckert wird.
Jedes palästinensische Flüchtlingslager, ob in Gaza, im Westjordanland oder sonst wo, ist voll von Waffenträgern, die bezahlt werden wollen – das ist Teil des Problems. Die Käuflichkeit der palästinensischen Milizen (und auch der ihrer Vordenker) ist legendär.
Auch fällt mir bei diesem ganzen Ein-Staaten-Gerede immer wieder ein bestimmtes Bild ein.
Es sind die Hände eines triumphierenden Palästinensers, der mit ihnen am 12. Oktober 2000 einen hilflosen gefangenen israelischen Soldaten in einer palästinensischen Polizeistation erschlug, sie anschließend in das Blut seines bestialisch ermordeten Opfers tauchte und sie dann einer in Triumphgeheul schreienden Meute von Palästinensern am Fenster entgegenreckte.(2)
Dieser Lynchmord eines entfesselten palästinensischen Mobs war der größtmögliche Gefallen für die Kriegs- und Besatzungslobby in Israel, die Weltöffentlichkeit war zutiefst schockiert und wie gelähmt.
Ariel Sharon, der kurz zuvor am 28. September 2000 mit seinem Besuch auf dem Tempelberg die 2.Intifada losgetreten hatte, konnte diesen Lynchmord für die eigenen Zwecke nutzen und gewann am 6. Februar 2001 eine Sonderwahl um das Ministerpräsidentenamt gegen den Versager Ehud Barak von der „Arbeitspartei“.
Passen Sie bloss auf, Herr Ilan Pappe: die Sympathien der Intellektuellen und Künstler Europas sind keineswegs selbstverständlich und sehr leicht zu verspielen.
Unterstützung für die unterdrückten Palästinenser bedeutet nicht die Unterstützung irgendeiner skrupellosen palästinensischen Elite, irgendwelchen bewaffneten Organisationen und schon gar nicht die von blutrauschbegabten Fanatikern, die Israel immer noch nicht als Staat anerkennen wollen und so zu der Fortsetzung des Krieges und des Elends in Palästina beitragen, wie z.B. die Hamas.
Lassen Sie das lieber, Herr Ilan Pappe. Lassen Sie das…
Es gibt keine andere Lösung als die 2-Staaten-Lösung. Denn alles andere würde Krieg bedeuten.
Und Krieg ist keine Lösung.
(1)
http://www.ynetnews.com/articles/1,7340,L-3276906,00.html
(2)
http://news.bbc.co.uk/2/hi/middle_east/969778.stm
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Ariel_Scharon