Afghanistan: Am 13.5. setzte ich eine aktuelle Eilmeldung in die Radio-Sparte auf Radio Utopie, in der ich aufgrund „unbestätigter Vermutungen“ vor einem Anschlag auf deutsche Soldaten in Afghanistan warnte und darauf hinwies, dass die Verantwortung für die Sicherheit der Bundeswehrsoldaten der Militärische Abschirmdienst (MAD) trägt. Ich begann den Artikel „Afghanistan,Bundeswehr: wer kontrolliert den MAD?“.Leider schrieb ich ihn nicht zu Ende. Aktuelle Ereignisse im Irak, die „Entführungen“ der US-Soldaten, die Offensive der US-Truppen unter General Petraeus und die Hintergründe der blutigen, militärischen und asymmetrischen Attacken („Terroranschläge“) besonders in Kurdistan, fasste ich am nächsten Tag in dem Artikel-Dreiteiler „The Plan“ (1,2,3) zusammen.
DER „ANSCHLAG“
Fassen wir nach den aktuellen Meldungen zusammen:
– 3 deutsche Soldaten sind offenbar tot (4), durch eine gezielte Detonation. Es bleiben die Namen der getöteten Soldaten, die – ganz bestimmt – demnächst veröffentlicht werden…
– Ort der Attacke ist Kunduz, im Norden von Afghanistan. In Kunduz liegt ein Hauptquartier der „Provincial Reconstruction Teams“ (PRTs) der Bundeswehr, ein anderes liegt in Feyzabad (5).
– laut „Financial Times“ sagte der Polizeichef der Provinz, General Ajub Salangi, aus, zwei Fahrzeuge der Bundeswehr seien bei einer Patrouillenfahrt auf den Markt gefahren. Dort seien die Soldaten dann mit ihrem Übersetzer ausgestiegen, um etwas einzukaufen, als „der“ Attentäter „seinen“ Sprengsatz zündete.(4)
– laut „Handelsblatt“ sind aber drei weitere deutsche Soldaten einer Fußpatrouille seien bei „den beiden Detonationen“ verletzt worden, als sich „zwei Selbstmordattentäter hatten offensichtlich unabhängig voneinander in die Luft gesprengt“ hätten . (6)
Wie passt das zusammen? Patrouille fahren, plötzlich einkaufen, und dann zufällig noch eine Fusspatrouille in der Nähe? Und wie kommen zwei „Selbstmordattentäter“ zu diesem Zeitpunkt ohne Vorwissen und Insider-Informationen an genau diesen Ort?
WER KONTROLLIERT DEN MAD?
Der Militärische Abschirmdienst MAD agiert unter der Verantwortung des deutschen Verteidigungsministeriums unter Franz Jung (7).
Das Verteidigungsministerium wiederum wird kontrolliert (wie in der Demokratie üblich) durch die Legislative, den Bundestag.
Dieser hat dafür den Verteidigungsauschuss gebildet. Deren Mitglieder sind (8):
Vorsitzende:
Ulrike Merten , SPD
Stellv. Vorsitzender:
Thomas Kossendey , CDU
Weitere Mitglieder:
SPD:
Rainer Arnold
Dr. Hans-Peter Bartels
Martin Dörmann
Karin Evers-Meyer
Petra Heß
Gerd Höfer
Klaas Hübner
Rolf Kramer
Ulrike Merten
Ursula Mogg
Hedi Wegener
Andreas Weigel
Verena Wohlleben
CDU/CSU:
Ulrich Adam
Ernst-Reinhard Beck
Jürgen Herrmann
Thomas Kossendey
Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg)
Ursula Lietz
Dr. Gerd Müller
Hans Raidel
Helmut Rauber
Anita Schäfer
Christian Schmidt (Fürth)
Bernd Siebert
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:
Alexander Bonde
Winfried Nachtwei
Marianne Tritz
FDP:
Helga Daub
Günther Friedrich Nolting
In den Händen dieser Abgeordneten liegt es nun, dass diese militärische Attacke, die offenbar 3 deutsche Soldaten an der Front im Afghanistankrieg mit dem Leben bezahlt haben, restlos aufgeklärt wird.
Zukünftige Attacken müssen schon im Vorfeld von den zuständigen gewählten parlamentarischen Gremien im Auge behalten werden.
Auf den deutschen Führungsstab der Streitkräfte (FüS), den Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan, den Wehrbeauftragten Reinhold Robbe, den Verteidigungsminister Franz Jung oder gar den MAD können sie sich hierbei nicht verlassen.
(1)
http://radio-utopie.de/archiv.php?themenID=495&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=05
(2)
http://radio-utopie.de/archiv.php?themenID=496&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=05
(3)
http://radio-utopie.de/archiv.php?themenID=497&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=05
(4)
Anm.:Das Handelsblatt hat inzwischen den Inhalt unter diesem Link komplett geändert.
Im Anhang der Artikel, wie er zu diesem Zeitpunkt unter diesem Link zu finden war. Obenstehend ein screenshot von heute, 20.5.07,11.00, als Beweis, dass von 2(!) Attentätern berichtet worden war.
http://www.ftd.de/politik/international/:Deutsche%20Soldaten%20Afghanistan/201549.html
(5)
http://www.einsatz.bundeswehr.de/C1256F1D0022A5C2/CurrentBaseLink/W26HTSNB512INFODE
(6)
http://www.handelsblatt.com/news/Politik/International/_pv/_p/200051/_t/ft/_b/1270384/default.aspx/drei-deutsche-soldaten-in-afghanistan-getoetet.html
(7)
http://de.wikipedia.org/wiki/Milit%C3%A4rischer_Abschirmdienst
(8)
http://www.bundestag.de/ausschuesse/archiv15/a11/mitglieder.html
Anhang:
Handelsblatt, 19.05.07, 14.19 Uhr.http://www.handelsblatt.com/news/Politik/International/_pv/_p/200051/_t/ft/_b/1270384/default.aspx/drei-deutsche-soldaten-in-afghanistan-getoetet.html
Drei deutsche Soldaten in Afghanistan getötet
Tote und Verletzte auch auf deutscher Seite gab es am Samstagmorgen in der nordafghanischen Stadt Kundus. Zwei Selbstmordattentäter hatten sich offensichtlich unabhängig voneinander in die Luft gesprengt und dabei die Soldaten getötet.
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Bei den Anschlägen am Samstagmorgen kamen drei deutsche Soldaten ums Leben.
Foto: dpa
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Bei den Anschlägen am Samstagmorgen kamen drei deutsche Soldaten ums Leben.
Foto: dpa
HB KABUL/BERLIN. Bei Selbstmordanschlägen in der nordafghanischen Stadt Kundus sind am Samstag drei deutsche Soldaten getötet worden. Drei weitere deutsche Soldaten einer Fußpatrouille seien bei den beiden Detonationen verletzt worden, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur dpa aus der Bundeswehr. Nach dpa-Informationen hatten sich am Samstagmorgen in Kundus zwei Selbstmordattentäter unabhängig voneinander in die Luft gesprengt.
Der Sicherheitschef der Provinz Kundus, Nur Mohammad Anakhel, sagte, auch vier afghanische Zivilisten seien ums Leben gekommen. 14 Zivilisten seien verletzt worden. Die Internationale Schutztruppe ISAF bestätigte, dass es einen Anschlag mit toten und verletzten Soldaten in Kundus gab. Ein Sprecher konnte zunächst aber keine Angaben zu Einzelheiten machen.
In der vergangenen Woche hatten US-Truppen den Militärchef der Taliban, Mullah Dadullah, getötet. Die Taliban hatten Rache geschworen.
Nordafghanistan, wo die Bundeswehr ihren Einsatzschwerpunkt hat, galt bislang als relativ sicher. Der Anschlag ist der schwerste auf die Bundeswehr in Afghanistan seit Juni 2003, als ein Selbstmordattentäter in der Hauptstadt Kabul ein mit Sprengstoff beladenes Taxi in einen Bus mit deutschen Soldaten steuerte. Damals starben vier Bundeswehr-Soldaten, 29 wurden verletzt.
Vor dem jüngsten Anschlag in Kundus hatte der Afghanistan-Einsatz bereits 18 deutsche Soldaten das Leben gekostet. Zehn davon kamen gewaltsam ums Leben, acht bei Unfällen. Der letzte deutsche Soldat starb im November 2005 bei einem Anschlag in Kabul. Die Bundeswehr hat derzeit etwas mehr als 3 150 Soldaten im Rahmen der ISAF eingesetzt. Damit ist sie der drittgrößte Truppensteller der NATO-geführten Schutztruppe nach den USA und Großbritannien.