Vor dem morgigen Besuch von US-Finanzminister Timothy Geithner in Peking deutet sich eine Erneuerung der amerikanisch-chinesischen Wirtschafts- und Währungsbeziehungen an. Großer Gewinner dürfte die US-Binnenwirtschaft und die Weltleitwährung Dollar sein. Großer Verlierer: die Eurozone EU.
Wie die „New York Times“ (1) heute berichtet, steht die chinesische Regierung kurz vor einer Revision der 2008 im Zuge der Finanzkrise beschlossenen festen Bindung an den US-Dollar. Chinas Zentralbanker haben sich anscheinend bei den Diskussionen mit ihrer Position durchgesetzt. Dem chinesischen Yuan (renminbi) sollen auf Dauer größere Schwankungen ermöglicht werden, was auf einen Anstieg der strategisch unterbewerteten chinesischen Währung hinaus läuft.
US-Finanzminister Timothy Geithner fliegt am Freitag Morgen (chinesischer Zeit) von Hongkong nach Peking. Dort trifft er den chinesischen Vizepremier Wang Qishan zu Gesprächen. Die entsprechenden Pläne sollen dann in den nächsten Tagen verkündet werden.
Die USA und China haben sich während des Vietnamkrieges in einem gegenseitigen Tauschgeschäft „Währung gegen Produkte“ ihre weltweite Position gesichert. Die USA gaben 1973 endgültig jegliche Bindung des Dollars auf, dementsprechend konnte die US-Zentralbank „Fed“ unbegrenzt Geld drucken. China wiederum hielt die eigene Währung niedrig und garantierte die Akzeptanz des haltlosen Dollars im Gegenzug für die eigenen Produkte.
So konnte China als „Handelszone“ seine eigene industrielle Entwicklung hochfahren und bekam im Gegenzug den überbewerteten Dollar, mit dem es weltweit günstig einkaufen konnte. Die Position der USA als „Geldzentrum“, genauso Börsenrausch und Bankensystem innerhalb der letzten 30 Jahre, wäre ohne diesen strategischen Deal mit den Chinesen nicht denkbar gewesen.
Sollten die Pläne in der Tat umgesetzt werden, würden diese alte Allianz zwischen der „Handelszone“ China und dem „Währungszentrum“ USA gestärkt; der Yuan würde zwar steigen, aber auch der in den letzten Jahren als Leitwährung in Frage gestellte Dollar bliebe mindestens stabil. Chinesische Einfuhren würden in den USA billiger, US-Produkte brächten in China mehr Geld. Großer Verlierer in dem amerikanisch-chinesischen Deal wären Euro und EU. Einfuhren aus China würden teurer, für Exporte nach China bekäme man weniger Geld, die Binnenwirtschaft in der Eurozone ist systemisch vernachlässigt worden, die Löhne und damit die Nachfrage sind abgerauscht. Der Euro wird weiter fallen müssen, um konkurrenzfähig bleiben zu können.
update 13.30 Uhr:
wie „Reuters“ (2) vor einer Stunde meldete, werden die neuen Maßnahmen der chinesischen Regierung dem Yuan erlauben im Verhältnis zum Dollar bis Ende 2010 um fünf Prozent (!) zu steigen. Das bedeutet eine massive Konjunkturspritze für den US-Binnenmarkt und eine mittlere Katastrophe für die Eurozone. Importe aus China werden sich nun massiv verteuern. Die weltweiten Währungsreserven in Euro waren laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) von Ende 2008 (26.4 %) bis Ende 2009 (27.4 %) noch gestiegen. Nun wird mit einem Abschmelzen gerechnet, der Euro könnte entsprechend unter Druck geraten.
Quellen:
(1) http://www.nytimes.com/2010/04/09/business/global/09yuan.html
(2) http://www.reuters.com/article/idUSTRE63719W20100408