Öl-Putsch im Tschad III: Der Imperialist Sarkozy und Darfur

N‘Djamena: Gestern verkündete Total nicht überraschend der neue starke Mann von Sarkozy Gnaden im Tschad, der bisherige Aussenminister Ahmat Allam-Mi, man werde auch im Sudan einmarschieren, wenn es „für die Sicherheit des Tschad nötig“ sei (1). Das ist für einen eigentlich schwer in Bedrängnis geratenen neuen Diktator recht beachtlich, wo doch eben noch eine schwer bewaffnete Armee mit 4000 Mann und 300 “mit Artillerie bestückten Lkw” in der Hauptstadt des Tschad stand, die angeblich innerhalb eines Tages aus dem Sudan durch den Dschungel gebrettert kam (2). Derweil ergiesst man sich in Paris in wirren Erzählungen.

DIE LÜGENBARONE VON PARIS

Nicolas Sarkozy, der sich noch nicht einmal um die eigenen Gesetze schert, redet davon, dass man ja im Tschad eingreifen würde, aber erst, wenn es einem der Weltsicherheitsrat denn erlaube (3). Gestern tat der Weltsicherheitsrat dann der Regierung von Frankreich den Gefallen, allerdings sorgte die russische dafür, dass der Freibrief zwecks einer Invasion des Sudan nicht gegeben wurde. Die Formulierung mit „allen notwendigen Mitteln“ (4) eingreifen zu dürfen, wäre ein rechtliches Alibi für einen Einmarsch in der Öl-Provinz Darfur im Westen des Sudan gewesen – nur für die Sicherheit des Tschad, natürlich.
Damit hätte die (unter dem für 7 lange Jahre gewählten Präsidenten Sarkozy) neue imperialistische Grossmacht Frankreich dann gleich zwei Fliegen mit einer sehr grossen Klappe geschlagen. Erstens den verschwunden alten Diktator Idriss Deby loszuwerden, der zuviel Anteile am Erdölgeschäft wollte und strategische Allianzen mit den Chinesen einging (2) und zweitens die leidige Eroberung Darfurs endlich in die Gänge zu bekommen – aus humanitären Gründen, versteht sich.

Derweil mühte sich Außenminister Bernard Kouchner irgendwie ersatzweise eine Vollmacht (in der diplomatischen Sprache: „Mandat“) von der Afrikanischen Union (AU) zu bekommen (4).
Nun fangen gewisse Beobachter im journalistischen Genre ja erst an. Sie haben es studiert, sie sind 40 Jahre oder so, haben jede Menge Moos, 2 Autos und einen fetten Job. Deshalb fragen sie sich jetzt schon, warum da Frankreich bisher angeblich nicht militärisch interveniert haben soll. Wo es doch sonst nie Skrupel hatte.

Zur Beruhigung der gelernten, ehrenwerten Pressenutten sonderte der französische Verteidigungsminister Herve Morin nun folgenden denkwürdigen Satz ab: man habe bisher – im Gegensatz zu allen anderen Putschen im Tschad – nur deshalb noch nicht eingegriffen, weil es da ein zwar ein Militärabkommen zwischen dem Tschad und Frankreich gäbe, aber keines was es Frankreich erlauben würde den Tschad zu verteidigen… (3)

Quelle tragédie.

DIE ZEUGEN EUFORS

In Österreich wunderte man sich vor ein paar Tagen, warum ein Flugzeug des Bundesheeres mit Nachschub für die eigenen Soldaten der EUFOR-Truppe in N‘Djamena dort keine Landeerlaubnis erhielt. „Unsere Transportmaschine ist wie geplant in der libyschen Hauptstadt Tripolis zum Auftanken zwischengelandet. Dann erhielt sie aber keine Genehmigung zum Weiterflug in den Tschad“, so der Sprecher des österreichischen Tschad-Kontingents, Major Wolfgang Schneider. Die mit Ausrüstung vollgepackte Maschine werde voraussichtlich nun zunächst wieder nach Österreich zurückkehren, so Schneider am 1.Februar.

Zur Bleibe seiner bereits in der tschadischen Haupstadt Jungs sagte er folgendes: „Die Soldaten sind derzeit in einer festen Unterkunft mitten in der Stadt untergebracht. Für sie besteht keine aktuelle direkte Bedrohung“, versicherte Major Schneider.(5)
Nun – die feste Unterkunft ist der Bunker des Kempinski-Hotels. Und – rausfliegen ging zum gleichen Zeitpunkt offenbar bestens. 15 Österreicher des Abéché-Erkundungsteams hatten mit ihrer Hercules den Tschad wieder verlassen. (6)

Wenn man jetzt noch weiss, dass das französische Militär den Flughafen „freihält“ (so heute Rupert Polenz, der „verteidigungspolitische Sprecher“ der CDU, 7), dann ergibt das nur einen Sinn, wenn das französische Militär dort unten keine unangenehmen Zeugen haben will, auch nicht die offiziellen EUFOR-Truppen. Und wenn jemand mal im Kempinski oder sonstwo den Kopf rausstreckt , lässt man irgendwelche Tücherträger über deren Köppe ballern, dass sie bei drei wieder im Bunker sind.

Frankreich hatte z.Z. des merkwürdig plötzlichen Ausbruchs der Kämpfe, die nun den bisherigen Aussenminister Ahmat Allam-Mi an die Macht gespült haben, 2000 Soldaten im Tschad stationiert, die meisten davon in N‘Djamena. Und dass sind nur offizielle Zahlen. (8)

Der alte Diktator des Tschad, Idriss Deby, verschwunden. Sein Militärchef Daoud Soumaïn tot (9). Und dann steht da gestern Claude Gucant, Berater des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy, und erzählt im Rundfunk:
„Warum passiert diese Intervention jetzt? Es war der letzte Moment für den Versuch des Sudans, vor der Ankunft der EU-Schutztruppe Eufor das Regime von Idriss Deby zu liquidieren.“
Ein französischer Militärsprecher, Hauptmann Christophe Prazuck, sagt, die Kämpfe seien sehr heftig und es würden schwere Waffen eingesetzt. „Vermutlich wurden sehr viele Menschen getötet und verwundet.“ (4)

Der CDU-Politiker Ruprecht Polenz über ein „Übergreifen der Gewalt“ aus dem Tschad auf Nachbarländer:

„Die Region insgesamt ist nicht besonders stabil, und insofern besteht natürlich die Gefahr, dass eine Eskalation des Konflikts im Tschad zu einem weiteren Flächenbrand führen könnte“, so der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag. Zur EUFOR sagt er:

„Nun gut, ein faktisches Raushalten wird natürlich schon deshalb nicht gehen, weil ein Auftrag ja auch sein soll, die Grenze zum Sudan zu überwachen. Und der Sudan ist wiederum ein Rückzugsgebiet für die tschadischen Rebellen, so dass sie von ihrem Rückzugsgebiet abgeschnitten werden oder aber von der erneuten Infiltration des Sudan. Also man nimmt natürlich Einfluss durch eine solche Truppe.“ (7)

ALTE, FETTE BEUTE: DARFUR

„First you create chaos. Then you create `terror`, and then you expand your `war on terror` to every Islamic corner of the world.“
(Asia Times, am 13.Januar 2007 zum Einmarsch der Menschenrechtsverteidigungstruppen von George W.Bush in Somalia, zusammen mit Truppen aus Äthiopien, 10)

Bereits am 30.Mai 2007 glänzte das mieseste, heimtückischste und verlogenste Bellizisten-Blatt der Republik, die „taz“, mit Zitaten irgendwelcher Berater des französischen Aussenministers Bernard Kouchner am Rande des ASEM-Treffens in Hamburg, die wiederum Kouchner dahingehend zitierten, dass er sich einen europäischen Einmarsch in Sudan vom Tschad aus vorstellen könne. (11)

ERINNERUNG

Die drei Grundprinzipien der Macht-Politik:
1. Heuchelei
2. Noch mehr Heuchelei
3. Absolute, mörderische, totale, teuflische Heuchelei

Mein Kommentar dazu:
Ich sehe Euch. Ich finde Euch. Ich zerstöre Euch.

(..)

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30.05.2007
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19.05.2007
Ostafrika-Krieg: Sarkozy plant mit Einmarsch in Darfur, Sudan

Quelle:
(1)
http://www.swissinfo.ch/ger/international/detail/Tschad_droht_mit_Einmarsch_in_den_Sudan.html?siteSect=143&sid=8695632&cKey=1202133967000&ty=ti&positionT=1
(2)
http://www.radio-utopie.de/2008/02/03/oel-putsch-im-tschad/
(3)
http://news.monstersandcritics.com/africa/news/article_1389849.php/Chad_could_invade_Sudan_amid_fighting_UN_condemnation
(4)
http://www.tagesschau.de/ausland/tschad56.html
(5)
http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/360075/index.do?_vl_backlink=/home/politik/index.do
(6)
http://www.kurier.at/nachrichten/128560.php
(7)
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/734556/
(8)
http://www.news24.com/News24/Africa/News/0,,2-11-1447_2264329,00.html
(9)
http://www.radio-utopie.de/2008/02/04/oel-putsch-im-tschad-ii-heldenhafter-sieg-gegen-die-soeldner/
(10)
http://www.atimes.com/atimes/Front_Page/IA13Aa02.html
(11)
http://www.radio-utopie.de/2007/05/30/darfur-tazfrankreichbush-und-des-weltbank-chef-fuer-sudankrieg-mit-deutschen-soldaten/

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