Vatteneinzelfall: stand Krümmel vor der Kernschmelze?

Eigentlich hätte man erwarten können, dass es irgendjemand mal offen ausspricht. Aber nach der alten Methode „Kamerad, geh Du voran“ und „ääähm, lasst mich mal etwas nach hinten“ bleibt da wieder mal nix anderes übrig als ab nach vorne.Halten wir also fest:
– der Reaktor des Atomkraftwerkes in Krümmel wurde nicht automatisch heruntergefahren, da offensichtlich das Notsystem aus völlig unerklärten (bestimmt nicht UNERKLÄRLICHEN) Gründen nicht funktionierte.
Das Atomkraftwerk wurde vom Reaktorfahrer am Hebel über Millionen PER HAND UND NOTABSCHALTUNG heruntergefahren.
Die Tragweite dieser Aktion kann darin ermessen werden, dass noch nicht einmal alle Daten im hochkomplizierten Computersystem des Atomkraftwerkes Krümmel während des Herunterfahrens gespeichert werden konnten.(1)
Da zog jemand schlicht den Stecker. Wer macht sowas und warum wohl?
– das Kontrollzentrum des AKWs war zu diesem Zeitpunkt bereits voller Rauch, mindestens ein „Mitarbeiter“ trug eine „Atemschutzmaske“.
– Offenbar nicht nur er. Es befanden nämlich sich zu diesem Zeitpunkt ca.20 bis 25 Personen vor´m Pult (2).
Wer sind die? Wo kamen die her? Was machten die da? Wer hat die Kontrolle hier, verdammt nochmal??
– während des Brandes trat Dioxin aus. Es wurde in Luftfiltern gefunden.(1)
– während des Brandes im AKW wurden durch den Reaktorfahrer 2 Ventile VON HAND geöffnet (1). Dabei wurde etwas aus dem AKW Krümme in die Atmosphäre abgegeben. Was war das?
– eine Kühlpumpe für den Reaktor fiel aus unbekannten Gründen aus. Nur durch Zuschaltung eines anderen Systems VON HAND konnte der Reaktor wieder stabilisert werden, heisst es (3).

VATTENFALL ODER DIE WAHRHEIT

Am Anfang erzählte Vattenfall, die beiden Reaktoren seien automatisch heruntergefahren worden.(4)
Dann wurde uns die hanebüchende Theorie aufgetischt, der eine Brand im AKW Brunsbüttel hätte den anderen Brand im AKW Krümmel ausgelöst (5).
Inzwischen ist man wieder bei der Zufalls-Theorie angelangt.

Über sämtliche Vorgänge wurden die zuständigen Behörden, das Sozialministerium in Schleswig-Holstein unter Gitta Trauernicht (SPD) und das Bundesministerium für Reaktorsicherheit unter Sigmar Gabriel (SPD), zuerst überhaupt nicht und dann nur widerwillig und bis heute nur unter „völlig unzureichend“ (Gabriel) informiert.(2)
Die Story mit den zu Dutzenden falsch eingebauten Dübeln (2) hätte jeden Café-Besitzer zu Schweissausbrüchen verhelfen können, Vattenfall wendete hier nur wieder die alte Bimbesmethode an:

ausssitzen.

Die Hierachie in den hochgefährlichen Atomkraftwerken ist intern streng geregelt.
Werksleiter – Stellvertreter – Schichtleiter – Reaktorfahrer (2).
Wer glaubt, dass da mal eben ein „Missverständnis“ (Vattenfall) vorkommt über mehrere Arbeitsabläufe hinweg (Runterfahren, Systeme zuschalten, Ventile öffnen) ist so blöd, dass es höchstens der „Spiegel“ erlaubt:

„Das Unternehmen hatte am vergangenen Freitag selbst eingeräumt, die Schnellabschaltung des Reaktors in Krümmel sei nicht nötig gewesen.“ (6)

Diesen Satz des Erklärerblattes für Konzern- und Kriegsfans sollte man sich ruhig ein zweites Mal durchlesen.
Dann sollte man in Ruhe konstatieren:
Vattenfall BEHAUPTET, dass die Schnellabschaltung nicht nötig gewesen sei.

Durch staatliche Behörden überprüfen lassen will sich der Energiemulti – wie jeder anständige Konzern – natürlich nicht.
Vattenfall lies Reaktorfahrer und Schichtleiter nicht zur Vernehmung ins Kieler Ministerium. Jetzt schaltete sich endlich Umweltminister Sigmar Gabriel ein und verlangte eine Aussage der für die Sicherheit von Millionen Menschen nicht unerheblichen Angestellten direkt im Ministerium. (2)

„Das ganze Wissen, alle Protokolle, Pläne und Papiere deutscher Atomkraftwerke sind jetzt in Frankreich gelandet“, so im Juni 2006 ein ehemaliger stellvertretender Schichtleiter im AKW Krümmel. (7)
Neben der simplen, SIMPLEN Frage wie 2 AKWs gleichzeitig anfangen können zu brennen, ist dies ein weiterer Punkt dem nachgegangen werden sollte.
Besonders wenn allein in einem einzigen Atomkraftwerk in Frankreich, in Chinon, seit 2004 vier Mitarbeiter angeblich wegen Arbeitserkrankungen Selbstmord begehen, einer von ihnen ein gewisser Dominique Peutevynck. (8)
Er war zuständig für die Überwachung der Leitungssysteme und warf sich im August 2004 vor einen Zug, nachdem er einige Tage vorher krankgeschrieben worden war.

Michel Lallier von der Gewerkschaft CGT erzählt über die Zustände in Chinon zugeht:
„Wenn zum Beispiel eine Computerspeicherkarte kaputtgeht, wir keine mehr haben oder sie zu schwierig zu beschaffen ist, dann basteln wir halt daran rum. Wir schweißen, wechseln Teile aus, verändern die Karte. Dass wir in einem Atomkraftwerk so rumbasteln müssen, ist unerträglich.“ Manche Ersatzteile müssten sogar im Baumarkt wenige Kilometer von der Zentrale entfernt gekauft werden, da sie nicht mehr vorrätig sind, berichtete dazu die „ARD“ in Paris (8). Für die Mitarbeiter seien diese Arbeitsbedingungen frustrierend.

Die Atomkraftwerke von Frankreich werden durch die staatliche EDF betrieben.

30.06.07
Brunsbüttel,Krümmel: wer bewacht die deutschen AKWs?
http://radio-utopie.de/archiv.php?themenID=661&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=6

Quellen:
(1)
http://www1.ndr.de/nachrichten/akwkruemmel6.html
(2)
http://www.abendblatt.de/daten/2007/07/11/768648.html
(3)
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,492256,00.html
(4)
http://www.focus.de/politik/deutschland/norddeutschland_aid_64816.html
(5)
http://www1.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/kruemmel4.html
(6)
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,493593,00.html
(7)
http://radio-utopie.de/archiv.php?themenID=661&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=6
(8)
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,,OID7068402_,00.html

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