München, Berlin: Als wir – mit Radio Utopie gerade frisch gestartet – am 8.Januar von einer „Kulturrevolution in Bayern“ (1) sprachen, wollte uns wie immer niemand glauben.
Nun hat sich dieses kleine Erdbeben über die Republik bis nach Berlin bewegt und droht ernsthaft, die erste (als solche erkennbare) Frau an der Spitze einer Partei zumindestens vorstellbar zu machen.
Denn Gabriele Pauli hat angekündigt, auf dem CSU-Parteitag für die CSU-Spitze zu kandidieren.(2)Man stelle sich nur mal vor, Angela Merkel müsse vor der Bombardierung Syrien´s erstmal bei Gabriele Pauli anrufen. Da erledigt sich so Manches schon im Vorfeld.
Oder der Papst wird in München zu einem Staatsempfang geladen, nein, neiiiin…
Gabriele Pauli, die Landrätin die sich nicht beschnüffeln lassen wollte, hat der Republik zumindestens eines gezeigt: ein Angsthase ist sie nicht.
Da staunen die Schlipsträger, dass das Wasser kocht.
Allein schon die Ankündigung dieser Kandidatur ist so unerhört, dass sie in Berlin erkennbar nicht mal unter´m Abgeordnetentisch gehandelt wurde.
Warum?
Diese Politikerin kommt ohne Stab aus. Keine Beraterkolonne, keine Einflüsterer, Email-Schützen und Pressezutexter schieben sich um sie rum, sie handelt aus eigener Überlegung heraus und würde deshalb Hubertus Heil noch schlafend beim politischen Armdrücken schlagen.
Dieser über 50-jährige Nachwuchs der Konservativen ist das Schönste, was die politische Republik bisher zustande gebracht hat, und man höre mir jetzt auf mit „Moooment mal, die und die durfte da und da bei uns auch mal was sagen“.
Und auch der Abschiebebahnhof Europaparlament zählt da nicht. Soviel zur FDP.
Lassen wir uns also mal überraschen. Allein schon die ZWEI Kandidaten nebeneinander zu sehen, wird des Wieherns kein Ende nehmen lassen, denn gestatten Sie mir die kühne Vorhersage, dass Horst Seehofer in letzter Sekunde zurückziehen wird.
Sankt Pauli und Erwin Huber werden auf der Tribüne der CSU nebeneinander stehen und – wie der Weise zu sagen pllegt – erst der Vergleich macht den Geschmack.
Man stelle sich mal vor, es gäbe auf allen Kanälen täglich nur den Marienhof.
Mal ehrlich – würden Sie nicht trotzdem abends fernsehen, weil halt nichts anderes da ist? Und geht es ihnen im Privatleben nicht oft genauso?
Nun – die Politik steht da natürlich drüber. Sie wollen wir richtig, und den ganzen Tag, sie begehren wir so wie sie ist und das täglich.
Aber, hmmm, vielleicht…aber das sind Träume.
Politik muss männlich, alt und hässlich sein. So war das schon immer, und das muss auch so bleiben.
Mer san mer.
Und wer da denkt, Politik könnte auch anders als ätzend, hirnerweichend schwachsinnig und mit prallgefüllten schwarzen Koffern, der wird in der Politik in den nächsten Monaten zumindestens einmal im Leben was zu gucken haben.
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Kulturrevolution in Bayern
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=210&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=1
Quellen:
(1)
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=210&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=1
(2)
http://www.br-online.de/bayern-heute/thema/csu/pauli-portraet.xml