Bundesumweltminister Sigmar Gabriel hat nach dem Rücktritt vom Vattenfall-Chef Klaus Rauscher den Konzern zu umfassender Aufklärung über die „Pannen“ in den Atomkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel aufgefordert (5). Dass Rauscher jetzt gegangen sei, ehre ihn ja, so Gabriel laut Presseberichten zu den Vorgängen.
Nötig sei aber eine komplette Aufklärung der Affäre, so der Bundesumweltminister.Nachdem die Öffentlichkeit von der Konzernzentrale Vattenfall Europe über die Störfälle in den Kernkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel nur unzureichend informierte, wird nun offenbar der Versuch unternommen, mit diversen Personalentscheidungen von den Problemen der bestehenden Kernkraftanlagen und den damit verbundenen Risiken für die Bevölkerung abzulenken.
Wie schon vor einigen Tagen zu lesen war, hat die Konzernzentrale von Vattenfall Europe auf ihrer Homepage einen Bericht über das tatsächliche Ausmaß des Störfalles in Krümmel veröffentlicht.(1)
Wie gewohnt wird der Zwischenfall dort anhand einer Skala, deren Kategorien einem normalen Menschen verborgen bleiben, als unbedrohlich eingestuft dargestellt.
In einem mit gestrigem Datum veröffentlichten Folgebericht (2) werden weitere Pannen zugegeben, die allerdings in keinem Fall mit dem im AKW Krümmel ausgebrochenen Brand in Verbindung stehen. Die in diesem Folgebericht erwähnten „falschen Dübel“ dienen lediglich zur Befestigung von begehbaren Arbeitsbühnen.
Es handelt sich bei dieser Darstellung also um ein Ablenkungsmanöver. Das nachträgliche Ent- und Aufdecken von Mängeln zeigt umso mehr, dass die Betreiber von Kernkraftwerken nicht einmal einen genauen Kenntnisstand über die in den Anlagen verwandten Materialien besitzen. Eine Prüfung beim Einbau der Dübel hat es demnach ebenfalls nicht gegeben und wenn wir Glück haben, dann sind es nur diese Dübel, die bei der Errichtung nicht kontrolliert wurden.
Um die Öffentlichkeit nach dem bekannt werden der Störfälle zu beruhigen, bedient sich die
Vorstandszentrale von Vattenfall einer Methodik, die wir auch von Ministerien und Behörden
kennen. Es wurden gestern mehrere so genannte „Verantwortliche“ entlassen. (3)
Die Frage die sich hier stellt ist aber, wie die marode Technik eines Kernkraftwerkes, was zudem nach den veralteten Sicherheitskriterien der 70-er Jahre gebaut wurde, aufgrund der Auswechslung von Mitarbeitern ein geringeres Risiko darstellen soll. Egal ob nun ein Herr Dr. Bruno Thomauske die Geschäftsführung inne hat, oder ein Herr Reinhardt Hassa – die dort eingesetzte Technik und das damit verbundene Risiko eines Super-Gau´s bleibt die gleiche.
Die Entlassungen der Verantwortlichen dient nur dem Zweck, der durch die bekannt gewordenen Zwischenfälle in Verruf geratenen Atom-Lobby ein günstigeres Image zu verschaffen. Es ist kein Geheimnis, dass diese Lobbyisten eine Verlängerung der Laufzeit für ihre Reaktoren anstreben um weiter fette Gewinne einzustreichen, ohne dabei für eine Verringerung des Risikos durch Instandsetzungsmaßnahmen zu sorgen.
Jedoch kann man das Risiko eines AKW nicht verringern – es ist und bleibt eine tickende
Zeitbombe.
Dies hat erst gestern ein Zwischenfall in der japanischen Stadt Kashiwazaki
gezeigt (4). Nach einem Erdbeben sind dort aus dem Reaktorgebäude etwa 2300 Liter Wasser
ins Meer geflossen, die radioaktiv kontaminiert waren. Vattenfall kann uns zwar von unfähigen Mtarbeitern zeitweilig befreien, jedoch nicht von der ständigen Gefahr, die von
Kernkraftwerken ausgeht. Die einzige Alternative für die Verminderung des Risikos ist und
bleibt die sofortige Abschaltung und Stillegung aller Atomkraftwerke.
weitere Artikel:
11.07.07
Vatteneinzelfall: stand Krümmel vor der Kernschmelze?
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=691&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=07
Quellen:
(1) http://www.vattenfall.de/www/vf/vf_de/225583xberx/232127press/232157/press/23443press/index.jsp?pmid=113794&WT.ac=content
(4)
http://www.n-tv.de/827253.html
(5)
http://www.idowa.de/landauer-zeitung/nachricht/nachricht/nac/2133801/red/1131.html