Die letzte Bahn-Gewerkschaft GDL: Allein gegen die Lobby
Heute am Mittag wird das Ergebnis der Urabstimmung in der Lokführergewerkschaft GDL über einen unbefristeten Streik verkünden (1). Vom Vorstandsvorsitzenden der Deutsche Bahn AG, Hartmut Mehdorn, werden dagegen wüste Drohungen gegen die Arbeiter ausgestossen, die für ca.1400 Netto im Monat (2) täglich Zigtausende sicher über die Strecken bringen müssen.Warum hält der GDL-Vorsitzende Manfred Schell der Einheitsfront aus Konzernen, „Wirtschaftsexperten“, Städtebund, Verbaucherzentralen und SPD-Gewerkschaftlern der Pseudo-Gewerkschaft von „Transnet“ stand?
Ein Grund: der Mann ist Christdemokrat.
MANFRED SCHELL, CDU-MITGLIED UND KOHLENSCHIPPER
Manfred Schell, 64, kommt von ganz unten. Der Sohn eines Lokführers schaufelte in den 50ern noch Kohlen in die Dampflok.
Er arbeitete sich vom Maschinenschlosser zum Reservelokomotivführer hoch, dann zum Ober- und Hauptlokomotivführer und schließlich zum Betriebsinspektor für Lokomotiven.
1970 trat er in die GDL ein.
Nach drei Jahren übernahm er die Leitung der GDL-Ortsleitung, 1974 wurde er GDL-Funktionär in Aachen.
Seit 1989 ist er Chef der Lokführergewerkschaft GDL.
http://www.gdl.de/
Von 1993 bis 1994 sass er für die CDU im Bundestag, dann servierte ihn seine Partei wieder ab. Er hatte – als einziges Mitglied der CDU-Bundestagsfraktion – gegen die „Bahnreform“ gestimmmt (3).
DIE PSEUDO-GEWERKSCHAFTEN „TRANSNET“ UND „GDBA“
Zur Zeit bereitet sich die angebliche Bahn-Gewerkschaft „Transnet“ unter ihrem Vorsitzenden Norbert Hansen auf den Streikbruch vor (2).
Norbert Hansen ist nicht nur SPD-Mitglied. Konsequenterweise ist er auch noch Mitglied im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG (4).
Vor kurzem startete die DGB-„Gewerkschaft“ Transnet auch noch eine Unterschriftensammlung gegen die eigenen Kollegen der Lokführergewerkschaft GDL.
„Wir verstehen die Aktion bewusst als Antwort auf die zurzeit laufende lange Urabstimmung der GDL“, so Transnet-Chef Norbert Hansen ganz offen zu diesem Skandal (5).
Die „Verkehrsgewerkschaft“ GDBA hat seit August 2005 eine Tarifgemeinschaft mit der Transnet. Die GDBA vertritt auch Arbeiter und Arbeiterinnen, die in „privaten“ (also nichtstaatlichen) Firmen arbeiten.
Vorsitzender: Klaus-Dieter Hommel. (9)
„Die GDL steht wohl mit dem Rücken zur Wand und sucht nun nach
Auswegen“, so der GDBA-Chef Hommel wörtlich am 24.07. Richtung der Lokführer und der GDL. „Offensichtlich kippt die Stimmung an
der Basis“, so Hommel weiter. „Die Funktionäre der GDL haben den Mund wohl etwas zu voll genommen und fürchten nun, tatsächlich streiken zu
müssen“(10).
Sätze, die man sich merken muss.
Der Boss der „Deutsche Bahn AG“, Hartmut Nehdorn, drohte derweil der GDL mit Millionenklagen und den Arbeitern mit Rauswurf, sollten sie von ihrem seit der Revolution von 1918 in Deutschland existierenden Streikrecht Gebrauch machen.(6)
DAS LEIDEN DER „VERBRAUCHER“ UND IHRER ZENTRALE
Der Präsident vom „Bundesverband der Verbraucherzentralen“ (VZBV), Gerd Billen, sagte heute ganz empört der „Bild“-Zeitung, es sei ein Unding, dass Millionen Bahnkunden in der Ferienzeit leiden müssten (1).
Wieviele Familien der Lokführer bei 1400 Netto im Monat in die Ferien fahren können, erklärte uns diese hart quatschende Erklärungsdrohne nicht.
„Wir sind ständig unterwegs, müssen kurzfristig zu den unmöglichsten Zeiten antreten. Familienleben oder Freundschaften pflegen ist kaum mehr drin“, so Lokführer Rüdiger Wermuht gestern in einem Interview (2).
Vier beste Freunde sind dem Berliner noch geblieben, auch die seiht er kaum mehr. Seine Ehe ging 1996 in die Brüche, zu oft schob er Schichtdienst.
„Meine Frau hat gesagt: Du bist ja eh nie da“, so Wermuht.
Sein Sohn Ricardo dazu: „Wie kann man so einen Job nur machen?“
ZENTRALE BREMSER- UND BESCHWÄTZERLOBBY: DIE „ALLIANZ PRO SCHIENE“
Man muss sich nur mal den Tätigkeitsbericht dieser Lobby-Gruppe für 2006 durchlesen.
http://www.allianz-pro-schiene.de/cms/upload/pdf-Dateien/Taetigkeitsberichte/070103_Taetigkeitsbericht_2006_web.pdf
Der Anspruch von „Allianz Pro Schiene“ ist der eines Eintretens für umweltfreundlichen Nahverkehrs.
In der Realität gleich dieses Gremium einer Vorbereitungsgruppe für den Börsengang der „Deutschen Bahn AG“ als profitorientierter Konzern.
Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee, der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesumweltministerium (BMU), Michael Müller, alle durften sie Vorträge halten und von sich Bilder schiessen lassen.
Dabei wird die „Allianz Pro Schiene“ nicht nur durch das Bundesministerium für Umwelt gefördert (7), sondern auch von einer ganze Reihe von Banken, Konzernen, Versicherungen und ominösen Beraterfirmen:
„Spender“ der „Allianz Pro Schiene“ sind (8):
– Balfour Beatty Rail GmbH
– BeNEX GmbH Beteiligungsgesellschaft der Hamburger Hochbahn AG
– Bilfinger Berger AG (!)
– Bombardier Transportation GmbH
– Bureau Veritas Rail GmbH
– Deutsche Bahn AG (!)
– BWG Gesellschaft mbH & Co. KG
– DEVK Versicherungen Sach- und HUK- Versicherungsverein a. G.
– econex verkehrsconsult gmbh
– HSH Nordbank AG
– Innovationszentrum Bahntechnik Europa e. V.
– IPG Infrastruktur- und Projektentwicklungsgesellschaft mbH
– K.O.M. Kommunikations- und Managementberatungs GmbH
– RAIL.ONE GmbH Pfleiderer track systems
– Siemens AG Transportation Systems
– Sparda-Bank Berlin eG
– Sparda-Bank Hamburg eG
– Sparda-Bank Hessen eG
– Sparda-Bank West eG
– SPITZKE AG Infrastrukturunternehmen für Schienensysteme
– Thales Rail Signalling Solutions GmbH
– ThyssenKrupp GfT Gleistechnik GmbH
– VDV Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e.V.
– Verband der Sparda-Banken e.V.
– VIS Verkehrs Industrie Systeme GmbH
Wieviel Geld diese hohen Herren und Damen hier locker machen, ist im Jahresbericht dieser Firma nicht zu entdecken.
Wohl aber eines: 50% der Spenden und Fördermittel des Steuerzahlers gehen FÜR DIE EIGENEN PERSONALKOSTEN DRAUF (11).
Dafür gilt man dann aber auch beim Finanzamt als „besonders vertrauenswürdig“, nachprüfen scheint also auch überflüssig.
Wieviel da wohl der Vorsitzende des Ladens so verdient?
Nun – das SPD-Mitglied Norbert Hansen wird, als Vorsitzender von „Transnet“, sicherlich ohne dieses kleine Zubrot öfter in den Urlaub fahren können.
Aber vielleicht fährt er da jetzt lieber mit dem Auto….
DIE LOKFÜHRERGEWERKSCHAFT GDL
Gemeinsam mit Gewerkschaften aus 15 anderen europäischen Ländern gehört die GDL der ALE (Autonome Lokomotivführer-Gewerkschaften Europa) an.
Andere autonome Lokführergewerkschaften
– VSLF (Schweiz)
– Fast Ferrovie (Italien)
– MOSZ (Ungarn)
– VVMC (Niederlande)
– SEMAF (Spanien)
– SSH (Kroatien)
– FML (Rumänien)
– SACT (Belgien)
Adresse der GDL, sowie Informationen zum Streik unter
http://www.gdl.de/
oder via email unter presse@gdl.de
Gerda Seibert
Leiterin Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Administrator Internet
Phone: 069/40 57 09-34
Fax: 069/40 57 09-37
Maik Brandenburger
Pressereferent
Phone: 069/40 57 09-17
Fax: 069/40 57 09-37
Quellen:
(1)
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/artikel/929/126731/
(2)
http://www.welt.de/wirtschaft/article1082367/Wenn_Kollegen_zu_Kontrahenten_werden_.html
(3)
http://www.frankenpost.de/nachrichten/standpunkte/meinungenhifpva/art2395,691338
(4)
http://de.wikipedia.org/wiki/Norbert_Hansen
(5)
http://www.n24.de/wirtschaft_boerse/unternehmen/article.php?articleId=139683&teaserId=143005
(6)
http://www.sueddeutsche.de/,ra3l1/wirtschaft/artikel/830/126633/
(7)
http://209.85.129.104/search?q=cache:a82YrwXaYLQJ:www.mobility21.de/newsletter/download/m21_newsletter_jun07.pdf+%22Allianz+Pro+Schiene%22,Ausgaben+2006&hl=de&ct=clnk&cd=4&gl=de&client=firefox-a
(8)
http://www.allianz-pro-schiene.de/deutsch/Wir-ueber-uns/Foerderer/
(9)
http://de.wikipedia.org/wiki/Verkehrsgewerkschaft_GDBA
(10)
http://www.presseecho.de/wirtschaft/NA3731021020.htm
(11)
http://www.allianz-pro-schiene.de/deutsch/Wir-ueber-uns/Finanzen/