Berlin: Der zweite abgewählte SPD-Ministerpräsident in Folge im Finanzministerium, Peer Steinbrück, warnte heute seine Parteikollegen vor Attacken auf die CDU und ihre Kanzlerin. Es sei ein Irrtum zu glauben, wenn man den Gegner kritisiere, würde das dazu führen, dass die eigene Partei gewählt würde, so Steinbrück.„Den Leuten kommen wir im Moment wie eine Heulsuse vor: Wir ziehen einen Flunsch wegen der Popularität der Kanzlerin“, (1) so der Mann, der für den ersten CDU-Ministerpräsidenten in Nordrhein-Westfalen seit 1956 gesorgt hatte und vergass zu erwähnen, dass die von ihm attestierte Popularität der Frau – in die auch er 2005 in einen weiteren, verloren gegangenen Bundestagswahlkampf gezogen war – auch eine Frage der fehlenden Alternative ist.
Nicht nur beschädigte er mit diesem Auftritt den eigenen Vorsitzenden Kurz Beck, den er mit keinem Wort erwähnte, sondern er verkündete (neben der Popularität der Frau, die die Trennung von Polizei und Militär fordert, 2) auch noch weitere Wahrheiten seiner Vorstellungskraft.
„Wir gucken verkniffen auf das Phänomen der Linkspartei.“
Wenn dieses Phänomen nicht vorübergehen sollte, man weiss warum.
„Wir klagen darüber, dass die Globalisierung uns erwischt, obwohl Deutschland davon profitiert.“
Also, ich profitiere davon nicht. Sie vielleicht?
„Wir heulen, weil wir Reformpolitik machen müssen.“
Reformpolitik sieht anders aus.
„Wir heulen ein bisschen über ‚Hartz IV‘ und über die Agenda 2010“.
Ihr heult darüber, Peer, dass Hartz IV ein anerkannter Rohrkrepierer ist und weil ihr gleichzeitig die Körperschaftssteuer im Jahre 2000 atomisiert habt, die jetzt erst wieder bezahlt wird (3), was Du wiederum als Erfolg Deiner Person siehst und Dir jetzt anmasst die Verarmung der Leute, die ihr Geld noch ausgeben (anstelle es mit Deiner Hilfe zu horten) als Erfolg Deiner Partei zu verkaufen.
Das Dumme ist nur – noch wirst Du gewählt. Oder besser – nicht gewählt.
Teile der SPD würden sich für die rot-grüne Agenda 2010 am liebsten entschuldigen, so Steinbrück weiter.
Das ist aber nett von ihnen.
Die Menschen fragten sich, warum sie den Sozialdemokraten trauen sollten, wenn diese sich selber nicht vertrauten, so der ex-Ministerpräsident Steinbrück.
Anders ausgedrückt: die SPD kann nicht mal sich selbst trauen.
Und dazu hat sie auch allen Grund.
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Quellen:
(1)
http://www.ad-hoc-news.de/Politik-News/de/12930283/Steinbr%FCck-fordert-mehr-Selbstbewusstsein-von-der-SPD
(2)
http://radio-utopie.de/archiv.php?themenID=665&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=7
(3)
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=680&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=7