Irak: Der US-Soldat Alex Horton

Irak: Durch verlängerte Dienstzeiten, mehrfache Einsätze und Taktiken, die sie in schlecht gesicherten Aussenposten noch grösserer Gefahr aussetzen, haben die US-Soldaten im Irak zunehmend das Gefühl, dass ihre Führer jeden Bezug zur Realität verloren haben, so gestern die „Los Angeles Times“ (1).Während die Militärführung und das Weisse Haus einen Bericht über Fortschritte im Irak vorbereiten, den sie im September dem Parlament vorlegen müssen, zeigen sich viele Soldaten zunehmend „verachtungsvoll“ über das „Schöngerede“ ihrer Generäle und des Weissen Hauses.
Es gäbe einen Krieg, den die Soldaten an der Front erlebten und einen Krieg, den die führenden Militärs und Politiker der Welt erzählten.

„Ich sehe keinen Fortschritt. Nur uns, wie wir getötet werden“, so Soldat Yvenson Tertulien in der Essenshalle in Yousifiya, während auf der Leinwand wieder eine Rede von George Bush zu sehen ist, die kein einziger Soldaten beachtet.
„Ich will hier nicht mehr sein“, so Tertulien.

Der Chef des US-Generalstabschef Peter Pace, von dem gestern berichtet worden war, dass er seine völlig passive Rolle gegenüber der Bush-Regierung aufgeben und einen Beginn des Truppenrückzugs schon dieses Jahr fordern würde, machte bereits einen wieder einen Rückzieher.
„Die Story ist falsch, sie ist spekulativ. Ich habe noch keine Vorschläge gemacht oder darüber entschieden“, so Pace.

Währenddessen verbreitet das US-Militärkommando im Irak unter General David Petraeus weiter ein ganz anderes Bild.
„Einheiten, die wirklich Erfolg haben, sind Einheiten wo die Moral extrem hoch ist“, so Sgt. Maj. Marvin Hill, der im Auftrage von Petraeus die Militärbasen bereist und versucht die Stimmung zu verbessern.
„Einheiten die Verlusten erlitten haben, seien es Personal, Verletzte oder Opfer — das sind die Organisationen, wo die Moral vielleicht ein bisschen abfällt“, so Sgt. Hill.

SOLDIER`S TALK

„Diese Besatzung, diese Geldgrube, dieses Sammelsurium überflüssiger Aggressionen wird mit jeder Sekunde düsterer und hoffnungsloser“. (Ein Soldat aus der Provinz Diyala in seinem Webblog).
Unter der Überschrift: „Preis für die blödesten Scheisse während des Einsatzes!“ („Stupid Shit of The Deployment Awards!“)
http://www.armyofdude.blogspot.com/
stellen sich dort mehrere durch das Militärkommando angeordnete Geniestreiche einem harten Wettbewerb, u.a.:

– mit ehemaligen Milizen wie der „1920 Brigade“ zusammen zu arbeiten, die sich vorher zur „Al Qaeda“ bekannt haben.
– die ganze „Surge“ („Angriffswelle“), die nur dazu geführt hätte einen logistischen Albtraum hervorzurufen. Auf 5000 Soldaten in einer Brigade kämen je nach Einheit nur ungefähr 2000 Kämpfer, der Rest sei Bleistiftschwinger die unnötig Ressourcen verbrauchten.
– ganze 2 Kompanien, die versuchen die Stadt Baqubah (Bakuba) einzunehmen und zu sichern. Reihenweise fielen US-Soldaten oder wurden verstümmelt, bei erwidertem Feuer habe man eine Schule direkt neben der eigenen Position erwischt und eine unbekannte Anzahl von Schülern getötet.
„Wer auch immer entschieden hat weniger als ein Infantriebattaillon zu senden, müsste jetzt im Knast sitzen“, so der Soldat.
– die Verlängerung der Dienstzeiten. Manche Einheiten hätten nach 10 Monaten wieder von ihren Familien in den Irak ziehen müssen, für 15 Monate. Durch die Tendenz der US-Taktik, ständig ganze Häuserblocks zu räumen und zu durchsuchen, sei die Taktik der aufständischen Irakis entstanden nicht mehr Bomben am Strassenrand, sondern direkt in Häusern zu plazieren, was durch die Überbelastung der zunehmend unvorsichtigen US-Soldaten zu weiteren Opferzahlen geführt habe.
„Wenn Du Dir Sorgen machst, wieviel Wasser Du hast und die Trucks zu weit weg sind um mehr zu bekommen, übersiehst Du leicht den Auslöser im dunklen Treppenhaus. Zwölf Monate Einsatz sind eine Bürde für unseren Körper und Geist. Den Männern drei Monate mehr abzuverlangen ist nicht nur unfair, sondern tödlich“.
– 7 getötete Männer, weil ein Hubschraubereinsatz gegen offensichtliche Aufständische beim Setzen eines Sprengsatzes nicht genehmigt wurde, aber danach trotzdem ein Trupp von Soldaten (mit einem russischen Reporter in Begleitung) hingeschickt wurde, um mal nachzuschauen. Sie starben durch einen Sprengsatz.

Der unbestrittene Gewinner des Wettbewerbs um den Pokal um die blödeste Scheisse während des Einsatzes gewann übrigens der Einsatz von 2 Kompanien um Bakuba einzunehmen.

„Mein Name ist Alex Horton, und ich bin 22 Jahre alt aus Frisco, Texas. Ich kann jede Zeile aus Pulp Fiction auswendig und meine Lieblingsfarbe ist blau. Ich will Journalist werden wenn ich aufwachse und jeden Teil der Welt sehen. Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich eine richtige Leseratte. Fünfzehn Monate hier sind 15 Monate weg von Lauren, das Mädchen nach dem ich verrückt bin. Das wäre kein richtiger Blog hier ohne sie, denn sie ist die Inspiration für alles Kreative von mir, meine wunderschöne Muse.

In der Zukunft will ich, dass meine Kinder mit dem Glauben aufwachsen, dass das, was ich hier getan habe, falsch war und in einer Gesellschaft, die das nicht als unpratiotisch erachtet.“

So der Soldat.

Quelle:
(1)
http://www.latimes.com/news/nationworld/world/la-fg-morale25aug25,0,3144924.story?coll=la-home-center

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