Landwirte in Haiti verbrennen Monsanto-Samen und verweisen auf Respekt zur Mutter Natur
Als „ein neues Erdbeben“ bezeichnete der Kleinbauern-Führer Chavannes Jean-Baptiste der Bauernbewegung von Papay (MPP) die Nachricht, dass Monsanto 60.000 Säcke Saatgut (475 Tonnen) von Hybrid-Mais-Saatgut und Gemüse-Samen, einige von ihnen mit hochgiftigen Pestiziden, dem Land spenden wird.
Radio-Utopie berichtete am 15.Mai von dem teuflischen Plan des Konzern-Giganten unter dem Vorwand der humanitären Hilfe für Haiti in dem Artikel „Haiti wird von Monsanto biologisch komplett in Wüste verwandelt“. In der Politik und in der Presse der Bundesrepublik Deutschland regte sich kein Sturm der Entrüstung, nicht einmal ein laues Lüftchen bewegte den Blätterwald, sondern im Gegenteil duldete man mit dem Schweigen die Umweltzerstörung auf der Karibikinsel, will man doch auch in der Europäischen Union und in Deutschland der Gentechnik-Industrie blutrote Teppiche auslegen.
Haiti muss sich nun selber helfen – die Landwirte stehen mit dieser Not einer geballten Übermacht reicher Industriestaaten allein gegenüber. Was bleibt den Bauern anderes übrig, als dieses gentechnisch veränderte Saatgut zu vernichten, bevor es im Boden keimt.
Die Bauernbewegung von Papay (MPP) hat dazu aufgerufen, die Saaten von Monsanto zu verbrennen. Zusätzlich soll es einen Protestmarsch am 4.Juni zum Weltumwelttag gegen dieses Verbrechen geben.
Der satte Spiessbürger in Deutschland wird sich verwundert die Augen reiben, dass die in der Landwirtschaft tätige Bevölkerung von Haiti und weitere soziale Verbände, die nicht wie er in Lebensmitteln schwimmen, zu so einer Aktion aufrufen. Die Not hat die Menschen in Haiti nicht lethargisch gemacht und den Verstand vernebelt, um nicht zu erkennen, was ihr da für eine Henkersmahlzeit geschickt wird – ganz im Gegenteil zu den Deutschen, die unbeteiligt den Aktivisten gegen gentechnisch veränderte Lebensmittel zuschauen als ginge sie das gar nichts an. In Europa haben die meisten Menschen den Bezug zur Natur längst verloren, die betrachtet man sich im Fernsehen wie ein Etwas, das auf einem anderen Planeten zu Hause ist.
Chavannes Jean-Baptiste, Executive Director der MPP und Sprecher der National Peasant Movement of the Congress of Papay (MPNKP) schrieb in einem offenen Brief am 14.Mai:
„Es ist ein sehr starker Angriff auf die kleine Landwirtschaft, auf die Landwirte, auf die biologische Vielfalt, auf Creole Samen … und das ist ein Angriff auf unsere Umwelt in Haiti.“
Die haitianischen sozialen Bewegungen kämpfen gegen dieses Agrobusiness, der Einfuhr von Saatgut und Nahrungsmitteln, das die lokale Saatgut-Produktion unterminiert. Sie haben die besondere Besorgnis über die Einfuhr von genetisch veränderten Organismen (GVO) ausgedrückt. Aber es gehe nicht nur um die Gefahren der Chemikalien und die Möglichkeit der künftigen Einfuhren von GVO sondern auch darum, dass die Zukunft Haitis gefährdet ist, dass die lokale Produktion mit lokalen Speisen für den lokalen Verbrauch abhängig von Monsanto wird und Haiti die Ernährungssouveränität verliert. Monsanto‘s Ankunft in Haiti sei eine weitere Bedrohung für diese Souveränität.
„Die Menschen in den USA brauchen, um unserer Wirtschaft zu helfen, keine Lebensmittel und Saatgut zu schicken. Sie ruinieren damit unsere Chance, uns selbst zu helfen.“
sagte der Bauer Jonas Deronzil aus einer bäuerlichen Genossenschaft in der ländlichen Region von Verrettes.
Jean-Baptiste sagte schon im Februar kurz nach dem verheerenden Erdbeben, dass der Kampf gegen Hybrid-und GVO-Saatgut entscheidend sei, um „unsere Vielfalt und unsere Landwirtschaft zu bewahren.
Wir haben das Potenzial, dass unser Land genug produzieren kann, um die gesamte Bevölkerung zu ernähren und sogar bestimmte Produkte zu exportieren.
Die Politik, die wir für die Ernährungssouvärenität brauchen werden ist es, dass die Gemeinden das Recht haben, unsere Landwirtschaftspolitik zu definieren, das heisst, zuerst die Familie zu versorgen und dann den lokalen Markt – gesunde Lebensmittel im Einklang mit der Umwelt, der Natur und mit Respekt für die Mutter Erde.“
Nun auf einmal heisst es aus dem haitianischen Ministerium für Landwirtschaft, dass man ohne ein Gesetz zur Regelung der Verwendung von GVO in Haiti die Offerte von Monsantos Roundup Ready Angebot von GVO-Saatgut abgelehnt hätte. Das Angebot bleibt aber weiterhin bestehen, denn in einem E-Mail-Austausch hätte ein Vertreter von Monsanto dem Ministerium für Landwirtschaft versichert, dass die gespendeten Samen keine GVO wären.
Ein Narr ist, wer dieser Versicherung Glauben schenken würde. Auf diese Weise sollen die Saatgutkörner doch noch im Land verteilt werden – keine Behörde in Haiti kann oder will die Saatkörner auf die Schnelle im Labor untersuchen, denn sie sollen ja sofort auf die Felder. Dafür fehlt jegliche technische Ausrüstung in dem Land.
Elizabeth Vancil, Monsantos Direktorin für Entwicklungsvorhaben, nannte die Nachricht, dass das haitianische Ministerium für Landwirtschaft in einer E-mail im April die Spende genehmigte, „ein fabelhaftes Ostergeschenk“ – vollkommen richtig für die Interessen des Multikonzerns.
Das für Haiti gespendete Hybrid-Mais-Saatgut von Monsanto enthält das Fungizid Maxim XO und die Calypso Tomatensamen sind mit Thiram behandelt. Thiram gehört zu einer Klasse von hochgiftigen Chemikalien, den Ethylen bisdithiocarbamates (EBDCs). Die Ergebnisse der Tests von EBDCs an Mäusen und Ratten rief grosse Bedenken in der US Environmental Protection Agency (EPA) hervor und ordnete neue spezielle Untersuchungen an. Die EPA hatte festgestellt, dass mit EBDC-behandelte Pflanzen so gefährlich sind, dass die Landarbeiter im Umgang mit ihnen spezielle Schutzkleidung tragen müssen. Hier ist von Lebensmitteln die Rede, die man nicht einmal anfassen, geschweige denn zu sich nehmen kann ohne vergiftet zu werden.
Monsanto hätte in einer E-Mail bei der Erwähnung des mit Thiram behandelten Saatgutes gegenüber den Beamten des Ministeriums für Landwirtschaft versäumt mitzuteilen, dass die Samen im Landbau giftig sind und es wären keine Erläuterungen zu den Gefahren sowie kein Angebot zu der Berufsbekleidung oder Ausbildung im Umgang mit den Pflanzen enthalten gewesen, hiess es nun.
Zusammen mit Syngenta, Dupont und Bayer kontrolliert Monsanto inzwischen schon mehr als die Hälfte der weltweit angebotenen Samen. Der Konzern hat fast 650 Saatgut-Patente, die meisten von ihnen für Baumwolle, Mais und Soja und fast 30% des Aktienkapitals in der Biotechnik-Forschung und Entwicklung.
Via Campesina, der weltweit grösste Dachverband der Landwirte mit Mitgliedsorganisationen in mehr als sechzig Ländern hatte Monsanto als einen der „Hauptfeinde der Bauern in der nachhaltigen Landwirtschaft und in der Ernährungssouveränität für alle Völker“ bezeichnet.
Die Flammen, die sich von den Gentechnik-Samen – dem Monsanto-Geschenk an die Haitianer – ernähren und diese verschlingen werden, sind Zeichen des Siegesfeuers der Menschheit über die unersättliche Gier der Monopole, die aus kurzfristigem Gewinnstreben die Zukunft der Menschheit zerstören und stehen auch als Warnung an die anderen Konzerne, dass irgendwann Schluss ist mit der Duldung ihres Treibens.
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Quelle: http://www.globalresearch.ca/index.php?context=va&aid=19229