Irgendwo: Nun, man stelle sich vor, man sei schon da. Dann stelle man sich vor, man sei schon mal dagewesen. Dann schaue man sich um wo man hergekommen ist.
Und dann weiss man, was man zu tun hat.Wir haben eine Tradition, aber die ist unterbrochen, verkrüppelt und zur Mutation geworden. Wir haben einen Apparat gegen uns, der uns wie Vieh und wie sein Futter behandelt. Wir sind nichts weiter als Drohnen, die für ihn den Dienst tun, damit seiner Figuren weiter oben stehn und auf uns runter reden können.
Das ist alles. Ewiges Reden, Reden, Reden, Reden, Reden, nichts als ein endloser Gestus der Verachtung, nichts als Opium in unsere Zellen, nichts als Hypnose für die Käfige. Der Krieg zieht herauf und zieht uns an, ein Nichts, ein endloses, zerstörerisches Nichts aus Phrasen, Fahnen, Trompeten und Geschall, während die Maschinerie weiter wütet und aus dem Planeten eine Hölle macht, wie vorgesehen von den falschen Propheten.
Es gibt aber immer noch uns. Und durch uns sind sie immer noch nicht durchgekommen. Noch liegen wir da im Schmutz, in den Schützengräben, die Gesichter müde, aber der Blick noch wach, während die geifernde, feiste, fette und lauthals johlende Bande uns von jenseits verhöhnt. Sie feiern Feste, wo wir hungern, sie jammern und klagen wo wir leiden, sie wollen uns alles nehmen, doch wir halten Stand. Das sind Soldaten, die das tun, und das sind WIR, nicht die Sklaven der Matrix, Figuren eines Albtraums vom Krieg.
Die Front der Freiheit steht noch. Noch halten wir Stand. Aber das reicht nicht mehr. Nun ist es an der Zeit anzugreifen und es nicht mehr länger hinzunehmen, was hier passiert.
Nur – wie tun wir das?
Im Gegensatz zu dem Kollegen Daniel Reitzig halte ich nichts von einer Diskussion zur Veränderung der Verfassung. Für die ins Auge gefasste Revolution – qua Definition der Umsturz der real existierenden Machtverhältnisse über uns – brauchen wir genau die Verfassung, die wir haben. Ich halte die Debatte über das Grundgesetz für eine Falle. Nichts macht unsere Gegner glücklicher als genau das, wollen sie es doch ihrer Matrix anpassen.
De facto haben wir keine Verfassung mehr, das ist richtig. Niemand respektiert sie, weder Exekutive, Legislative, noch die Justiz halten sich mehr an sie. Armee, Polizei, Agenten, sie stehen bewaffnet unter ihrer Kontrolle. Nichts hält sie mehr, wenn der Anker gerissen ist. Aber noch ist er nicht gerissen, und wir sollten ihn nicht auch noch einholen.
Der Anfang ist immer am Schwersten. Er spielt sich im Kopf ab. Der Kopf ist voll unterschätzter Muskeln, deren Degeneration oberstes Ziel unser Gesellschaft geworden ist. Sie sagen „Bildung“ und wollen sie nicht. Sie sagen „Arbeit“ und wir sollen sie machen, oder wir dürfen noch nicht einmal das. Sie sagen „Kapital“ und meinen uns damit, als ihr Eigentum, als ihren Besitz, als ihre Masse, die sie kneten können.
Ja. Aber was nun?
Der Plan unserer Gegner in den herrschenden Kreisen – von denen die Regierung nur ein kleiner Teil ist – ist die Kanalisation ihrer Gewalt in unsere Ohnmacht. Der Plan ist die Transformation der parlamentarischen Demokratie in einen faschistischen Polizeistaat als Mittel zur Stabiliserung ihrer Herrschaft. Ihre Methode dabei ist die Korruption, die Lüge, die grenzenlose Heuchelei und die barbarische Ausbeutung. Es gibt weder ein Halten, irgendwelche Hemmungen, irgendein Gewissen, noch irgendeine Kontrolle.
Die Methode derjenigen, die sich wehren, soll ihnen die Möglichkeit geben noch faschistischer, noch gemeiner, noch hemmungsloser und noch verlogener vorzugehen.
Seit Monaten sind die Zeitungen, die Bildschirme, bunten Bilder voll mit „RAF, RAF, RAF, RAF, RAF, RAF, RAF, RAF, RAF, RAF, RAF“, usw. Es hört nicht mehr auf. Man hört die Sehnsucht der Faschisten, wie sie betteln, wie sie flehen, wie sie wimmern, „macht doch, macht doch, büttebüttebütte, macht doch“.
Sonderausgaben auf „Spiegel TV“, Sonderexemplare in den Kiosken, Sondermassnahmen in Stammheim und jedem Wohnzimmer des 21.Jahrhunderts (oder ist da doch noch ein Unterschied?), die „Faszination Terror“ die uns ins Ohr gequatscht wird, der Krieg als Chance, der Krieg als Spiel in der Konsole, der Krieg als Politik, die Parteien machen es vor, Daniel Reitzig hat es gut beschrieben.
Aber WIR sind die Soldaten. WIR sind diejenigen, die kämpfen können. WIR stehen für etwas ein wo andere kriechen, wir tun was wir wollen wo andere gehorchen müssen, wir sagen was wir denken wo andere schweigen und schweigen und schweigen und schweigen, weil sie am Tropf der Matrix hängen.
Man kann niemandem umbringen, ohne einen Teil von sich selbst zu töten, das Zitat eines US-Soldaten aus „Fahrenheit 9/11″ sollte uns im Gedächtnis bleiben.
Deswegen sind all diejenigen, die vor Jahren einmal auszogen den Terror zu bekämpfen eine potentielle Gefahr für die Allgemeinheit, nämlich weil sie etwas verloren haben. Man darf ihnen keine Macht geben. Man darf ihnen keinen einzigen Wunsch erfüllen, nur den nach Frieden und einem echten Zuhause.
Und dieses Zuhause verteidigen WIR, nicht die Waffenträger, oder irgendein Apparat. WIR sind die Soldaten der Freiheit, die Zinnsoldaten unserer Republik, die schon einmal fiel weil wir zu wenige im Schützengraben waren, weil uns der Mut verliess, der Mut die Wahrheit zu sagen, der Mut unsere, UNSERE Ideen zu verteidigen und für unsere Freiheit einzustehen.
Daniel Reitzig hat Sophie Scholl zitiert:“Wir haben keine reiche Auswahl an solchen Mitteln, nur ein einziges steht uns zur Verfügung – der passive Widerstand.“
Meiner Meinung nach stehen sie, ihr Bruder und eine Menge anderer Leute für die besten Beispiele aktiven Widerstands, den es in Deutschland überhaupt gegeben hat. Es ist eine Frage der Definition. Die Macht kommt nicht aus den Gewehrläufen, sondern sie ruht als Befehlsplasma und Dogma der Vorurteile und Feindbilder in den Köpfen derjenigen, die sie bedienen, im wahrsten Sinne des Wortes. Man bedient Waffen, man bedient den Apparat, man bedient die Vorurteile, man bedient den Markt, man bedient das Töten, man ist nur Diener dieses einen Herrn, der keinen anderen neben sich duldet.
Wenn wir den Frieden nicht verteidigen können, wird alles andere von diesem Herrn geraubt und verschlungen werden. Wenn wir es nicht schaffen, die Hypnose der Matrix zum Zerplatzen zu bringen, wenn wir es nicht schaffen in den Köpfen der Menschen etwas zum Singen zu bringen, zum Leuchten und zum Träumen, dann hat die Matrix gesiegt und ihre Agenten haben uns erwischt.
Jede Zeitung ein Leuchtturm, jedes Lied ein Traum, jedes Wort wie Nahrung für den Geist, der mit uns ist. Mit UNS im Schützengraben, müde, erschöpft, auch manchmal traurig, eine Zigarette raucht und jemand hat Kaffee. Aber mit UNS die Genossen, die Kameraden die zu uns stehen. Das Schriftzeug über der Schulter, die Instrumente auf den Armen, die Gedanken schussbereit, so ruhen wir im Schützengraben der Freiheit und warten auf den nächsten Angriff.
Wir werden siegen. Denn es ist an der Zeit…
11.09.07
Friedliche Revolution: „Das ist Zion – UND WIR HABEN KEINE ANGST!“
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