Der Fall schlägt hohe Wellen in den Vereinigten Staaten. Der rechte Neocon-Radiomoderator Rush Limbaugh hatte in seiner Sendung vom 26.September (1) US-Soldaten, die den Irakkrieg und die Bush-Regierung kritisierten, als „phony soldiers“ bezeichnet („heuchlerische“ oder „gefälschte Soldaten“). Dies führte zu einem wütenden Protest von aktiven Soldaten und Veteranen, dem sich dann notgedrungen auch die devoten US-„Demokraten“ anschliessen mussten, denen aber sowieso niemand mehr ein Wort glaubt.In die Öffentlichkeit gebracht hatten die Angelegenheit die Medienwächter von http://mediamatters.org/ („Medien Materie“ oder „Die Medien spielen eine Rolle“) welche die Äusserungen und Falschmeldungen von Konzernmedien und rechter Presse dokumentieren.
Am 2.Oktober legte dann Limbaugh sogar noch nach, indem er den Irak-Veteran Brian McGough, welcher die Diffamierung zusammen mit anderen US-Soldaten in einer Anzeige auf http://www.votevets.org/ zurückwiesen hatte, mit einem Selbstmordattentäter verglich.
Soldat McGough hatte in der Anzeige zu Limbaughs Aussagen gesagt: „Solange Du nicht den Mumm hast mir ins Gesicht zu sagen, dass ich ein gefälschter Soldat bin, hör auf Lügen über meinen Dienst zu erzählen“.
Limbaugh sagte dazu, dies sei „ein himmelschreiender Missbrauch eines tapferen Schlachtenveterans, sie lügen zu ihm über dass was ich gesagt habe, schnallen ihm dann diese Lügen um, senden ihn dann aus über die Medien in eine TV Anzeige, damit er in so viele Leute hineinläuft wie er nur kann.“ (2)
Am gleichen Tag hiess es auf CNN durch Moderator Glenn Beck, die „liberale Angriffstruppe `Media Matters` hat (Limbaughs) Aussagen verdreht und den Anschein erweckt, als würde er alle Soldaten, die ihm nicht zustimmen, als `gefälscht`bezeichnen.
Beck führte aus, Limbaugh habe sich auf den Fall Jesse MacBeth bezogen, den dieser in der Sendung auch erwähnt hatte – aber erst 1 Minute und 50 Sekunden nach seiner Bemerkung über die angeblichen „phony soldiers“. (3)
Jesse MacBeth war 2004 wegen fehlender Fitness nach 44 Tagen aus der US-Army entlassen worden und hatte danach erlogene Grusel-Geschichten über Greueltaten von US-Soldaten im Irak in Umlauf gebracht, die er als Irak-Veteran angeblich mitbegangen haben wollte. So sagte er, (reguläre) US-Soldaten seien als Todesschwadronen bei Sunniten und Schiiten unterwegs gewesen und hätten Kinder erschossen, um deren Eltern zum Sprechen zu bringen. Viele Anti-Kriegsgruppen und Bürgerrechtler fielen auf MacBeth herein und zitierten ihn. Sein Beispiel wurde von Kriegsbefürwortern immer wieder als Manipulation der Pazifisten aufgeführt.
MacBeth bekannte sich mittlerweile schuldig und wurde zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. (4)
Gestern nun wehrte sich US-Veteran Brian McGough nun gegen die erneute Diffamierung Limbaughs als Selbstmordattentäter. Diese Äusserungen seien ekelhaft („disgusting“).
„Es macht mich wahnsinnig und zieht mich runter bis zu einem Punkt, den ich nicht mal mehr beschreiben kann“, so Veteran McGough.
„Denk nach, bevor Du die Klappe aufmachst“. (5)
Mitte August hatte der Blog eines Irak-Soldaten www.armyofdude.blogspot.com Bekanntheit erlangt, der in einem Artikel unter der Überschrift: „Preis für die blödesten Scheisse während des Einsatzes!“ („Stupid Shit of The Deployment Awards!“) schonungslos mit der Bush-Regierung und der Militärführung unter General David Petraeus abrechnete.
„Diese Besatzung, diese Geldgrube, dieses Sammelsurium überflüssiger Aggressionen wird mit jeder Sekunde düsterer und hoffnungsloser“. Der Soldat führte gescheiterte Strategien, brutales Vorgehen gegen Zivilisten, aber auch das sinnlose Verheizen der eigenen Leute an. Dabei schrieb er einfach nur von sich als einem normalen Menschen.
„Mein Name ist Alex Horton, und ich bin 22 Jahre alt aus Frisco, Texas. Ich kann jede Zeile aus Pulp Fiction auswendig und meine Lieblingsfarbe ist blau. Ich will Journalist werden wenn ich aufwachse und jeden Teil der Welt sehen. Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich eine richtige Leseratte. Fünfzehn Monate hier sind 15 Monate weg von Lauren, das Mädchen nach dem ich verrückt bin. Das wäre kein richtiger Blog hier ohne sie, denn sie ist die Inspiration für alles Kreative von mir, meine wunderschöne Muse.
In der Zukunft will ich, dass meine Kinder mit dem Glauben aufwachsen, dass das, was ich hier getan habe, falsch war und in einer Gesellschaft, die das nicht als unpratiotisch erachtet.“ (6).
Gerade auch die Reaktion vieler ex-Soldaten, Familien und Journalisten in den Kommentaren zu diesem Artikel (7) sollte sich jeder einmal durchlesen.
Vor 2 Tagen erwähnte dann Alex Horton im Irak auf seinem Blog folgendes: der Irak-Veteran Brian McGough, der in den USA vom rechten Journalisten Limbaugh mit einem Selbstmordattentäter verglichen worden war, hatte selbst ein Attentat im Irak 2003 nur schwer verwundet überlebt.
weitere Artikel:
26.08.07
Irak: Der US-Soldat Alex Horton
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=864&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=8
28.02.07
Afghanistan: Kriegstagebuch eines Bundeswehr-Offiziers
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=314&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=2
Quellen:
(1)
http://mediamatters.org/items/200709270010
(2)
http://mediamatters.org/items/200710020014?f=h_top
(3)
http://mediamatters.org/items/200710040001?f=h_latest
(4)
http://en.wikipedia.org/wiki/Jesse_MacBeth
(5)
http://thinkprogress.org/2007/10/03/iraq-vet-responds-to-rushs-suicide-bomber-analogy/
(6)
http://armyofdude.blogspot.com/2007_08_01_archive.html
(7)
https://www.blogger.com/comment.g?blogID=26907684&postID=4846273946996014702