Berlin: Seit Beginn des „eskalierenden Krieges im gesamten Raum zwischen dem östlichen Mittelmeer und der chinesischen Grenze“ am 11.September 2001 ist die deutsche Republik von der NATO systematisch in diesen „Weltkrieg ohne Ende“ (so titelte heute die „Junge Welt“,1) hineingezogen worden. Dabei geht es bei der anstehenden Entscheidung am Freitag im Bundestag nicht nur um den weiteren Einsatz der deutschen Luftwaffe an der Front in Afghanistan. „`World War IV`, so versprachen die Neokonservativen ihren Sponsoren von der Rüstungsindustrie, werde sehr viel länger dauern als die ersten beiden Weltkriege. Nämlich mehrere Jahrzehnte,“ so heute die „Junge Welt“.WELTKRIEG GEGEN „AL-QAIDA“ EIN „DESASTER“
Dabei ist das Alibi des durch die NATO und eine transatlantische Kriegskoalition geführten Weltkrieges selbst nach Einschätzung britischer Think-Tanks ein Witz.
„Jeder einzelne Aspekt des Krieges gegen den Terrorismus war im Irak und in Afghanistan kontraproduktiv, von den Opfern unter Zivilisten bis hin zu Massenverhaftungen ohne Gerichtsverfahren,“ so der Universitätsprofessor Paul Rogers von der „Oxford Research Group“. Der ganze Krieg gegen al-Qaida („El Kaida, Al Kaida, Al Qaeda,usw“) sei ein „Desaster“. (2)
Interessant dabei: hier wird zum ersten Mal deutlich ein Zusammenhang der Kriege in Irak und Afghanistan zugegeben. Jahrelang hatte man der Weltöffentlichkeit weiss machen wollen, es ginge im Irak um einen Diktator mit Massenvernichtungswaffen. Doch davon: keine Rede mehr.
Ebenso davon, dass vor kurzem ein Computerexperte angebliche „Al-Qaida“-Videos als Fälschung von Pentagon-nahen Propagandafirmen entlarvte (5) und die US-Regierung am 18.Juli sogar selbst zugeben musste, dass die angebliche „Al Qaeda im Irak“ namens „Islamischer Staat“ eine reine Erfindung war. (6).
Vorher hatte diese IJU des Zweitstromlandes noch Dutzende bei Bombenanschlägen umgebracht, US-Soldaten angeblich entführt und dem Iran mit Krieg gedroht (7).
Nun fordert der Bericht der „Oxford Research Group“ den sofortigen Abzug aller ausländischen Truppen im Irak sowie ein intensives diplomatisches Engagement in der Region. Auch in Afghanistan müssten die militärischen Aktivitäten zurückgefahren werden, so Rogers. Sollte der notwendige Kurswechsel nicht erfolgen, „könnte der Krieg gegen den Terror noch Jahrzehnte andauern“, hieß es nun. (2)
HERSH: „AFGHANISTAN WIRD BALD VERLOREN SEIN“
Weil die „Taz“ vor kurzem so leichsinnig war, ein Interview mit einem echten Journalisten zu führen, weiss man auch, wie der vielfach ausgezeichnete Seymour Hersh die Sache sieht. Aus dem Interview vom 29.September (3):
TAZ:In Deutschland halten viele den Irakkrieg für eine Katastrophe, den Einsatz in Afghanistan aber für erfolgreich
HERSH: Das ist ein Fehler. Afghanistan wird bald verloren sein.
TAZ: Was macht Sie so sicher?
HERSH: Weil ich mit Leuten gesprochen habe, die mir sagen, dass das Land in einem sehr viel schlimmeren Zustand ist, als irgendjemand zugeben will. Die Taliban machen enorme Gewinne. Sie werden die Macht übernehmen, vielleicht in Verbindung mit der Nordallianz, vielleicht alleine. Das Problem ist nicht, dass die Leute in Afghanistan die Taliban wieder an der Macht sehen wollen. Es liegt vielmehr daran, dass wir uns dort durch Bombardements und Gewalt viele Feinde gemacht haben.
TAZ: In Deutschland spricht man davon, die Bundeswehr noch 20 Jahre in Afghanistan zu lassen.
HERSH: Es mag sein, dass die Soldaten dort noch 20 Jahre bleiben. Dann aber in einem Gefängnis der Taliban. Afghanistan ist im Chaos. Wir verlieren den Krieg. Daran gibt es keinen Zweifel. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Afghanistan zusammenbrechen wird.
DIE ÜBLICHEN VERDÄCHTIGEN UND IHRE ATTENTATE GEGEN DEN VERSTAND
Pünktlich zur Parlamentsentscheidung kommen jetzt die üblichen, verdächtigen Attentate gegen deutsche Soldaten in Afghanistan, genauer gesagt in Kundus/Kunduz. Dort operieren unsere Truppen für psychologische Kriegsführung, verschämt „Operative Information“ (OpInfo) genannt (8). Anfang Mai schickte das deutsche Verteidigungsministerium OpInfo-Einheiten nach Afghanistan.
„Einem Einsatz solcher Kräfte kommt jedoch nach Bewertung des Com Isaf eine besondere Bedeutung in der Operationsführung zu, um den bislang erreichten Erfolg laufender Operationen zu festigen,“ hiess es dazu in einem Schreiben des Staatssekretärs im Verteidigungsministerium, Peter Wichert, an die Obleute im Verteidigungsausschuss.(9)
Am 21.Mai kam es dann zu einem mehr als merkwürdigem Anschlag in Kundus/Kunduz, zu dem sich „die Taliban“ bekannten, allerdings zu einem Anschlag um 11.Uhr Ortszeit.
Da die Bundeswehr um ihre drei verlorenen Kameraden bei einem Anschlag um 10.08 Ortszeit trauerte, schien sich irgendjemand vielleicht bei entsprechenden Verlautbarungen um die europäische Sommerzeit getäuscht zu haben. Die Namen der angeblichen Opfer wurden erst Tage später (nicht vollständig) bekannt gegeben, es waren keine Soldaten, sondern nach offiziellen Angaben zivile Mitglieder der 4.Streitmacht „Streitkräftebassis“, der auch die „OpInfo“-Einheiten unterstehen. Sie hatten vorher nur eine eine 4-wöchige ASA (Allgemeine Soldatische Ausbildung) durchlaufen.(8)
Ein Kamerateam von Spiegel-TV war – rein zufällig – mittags am angeblichen Anschlagsort, er war blitzsauber und aufgeräumt, alle Spuren beseitigt worden. Ein Kamerateam hatte Stunden zuvor den „Anschlag“ gefilmt, es war von der Terroristen zuvor einfach hinbestellt worden. auf den Aufnahmen war ein einzelner, mutmasslich verletzter Soldat zu sehen. Keine Opfer, keine anderen Verletzten. Die Kamera war schneller als der Verbandskasten gewesen.
Es hiess dann nachher durch die „Bild“-Zeitung, dies sei ein Kamerateam aus Kabul gewesen – also nicht etwa das vom Spiegel.(10)
Sämtliche Angaben über die „Anschläge“ auf die deutschen Soldaten kommen von der Militärführung in Afghanistan, es gibt keinerlei unabhängige Bestätigung. Sowohl die Militärführung, als auch das deutsche Verteidigungsministerium unter Franz Jung, haben seit Jahren versucht, mit endlosem, wirren Gequatsche die Deutschen in diesem völlig sinnlosen Krieg zu halten, der nicht in Afghanistan begonnen hat und nicht dort enden wird. Nichts stimmt, kein einziges Wort passt zusammen, den Blick unstet und seltsam vor sich hin nuschelnd steht er da, unser Verteidigungsminister Jung, und erzählt sich eins. So auch heute:
Die „Attentate“ in Afghanistan seien der Versuch, den Bundestag bei seiner Entscheidung über den Verbleib der Bundeswehr in Afghanistan zu beeinflussen. Die Bundesregierung werde sich aber nicht von ihrem Ziel abhalten lassen, das vorderasiatische Land auf dem Weg zum Frieden zu unterstützen.
Ist der Mann noch ganz dicht? Was erzählt der denn da? Hat der Minister noch alle beisammen?
Und was ist das merkwürdige Bündel da neben ihm, seine Nerven? Oder der Faden, den er vor Jahren verloren hat?
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Quellen:
(1)
http://www.jungewelt.de/2007/10-08/043.php
(2)
http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/946/136675/
(3)
http://www.taz.de/index.php?id=start&art=5356&id=amerika-artikel&src=HL&cHash=b51c45ff4e
(4)
http://www.tagesschau.de/ausland/bundeswehrafghanistan2.html
(5)
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=789&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=8
(6)
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=733&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=7
(7)
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=685&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=7
(8)
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=523&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=5
(9)
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=473&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=5
(10)
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=539&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=5