„Einen so kräftigen Aufschwung gab es auf dem deutschen Stahlmarkt seit 35 Jahren nicht mehr“, so Dieter Ameling, Präsident der „Wirtschaftsvereinigung Stahl“, heute in Berlin ThyssenKrupp-Konzernchef Ekkehard Schulz sagte gar auf derselben Pressekonferenz zur Feier der 41. Jahreskonferenz des Internationalen Eisen- und Stahlinstituts (IISI), 2006/07 sei das bisher beste Geschäftsjahr des Konzerns gewesen.(1)Fazit der beiden: ihre Kanzlerin Angela Merkel solle gefälligst etwas gegen China unternehmen. Man leide, leide wirklich schwer wegen Stahl aus China, der irgendwie billiger sei. Dabei habe man den Rachen einfach noch nicht voll genug, so die tränenreiche Botschaft der Schlipskrokodile.
Die Einfuhrmenge habe sich von 10.000 Tonnen pro Monat auf über 50.000 Tonnen mehr als verfünffacht. Diese würden von chinesischen Unternehmen zum Teil zu „wettbewerbsverzerrenden Preisen“ verkaufte, so ThyssenKrupp-Vorstandsmitglied Jürgen Fechter.
„Die Stahlpreise in China sind wegen der mittlerweile bestehenden Überkapazitäten drastisch zurückgegangen. Die Exporteure suchen nun nach Regionen mit noch höheren Stahlpreisen“, so die ThyssenKrupp-Manager.
„Wir haben ein strukturelles Problem in China. Das kann nur die Politik lösen.“
Wirtschaftsminister Michael Glos parierte auch prompt und kündigte auf der selbsternannten West-Welt-Stahlkonferenz auch gleich an, den armen Krokodilen die Flosse zu stützen. Man werde den Druck auf 1.4 Milliarden Chinesen erhöhen, so unser Wunderminister in der grössten Genie-Sammlung, seit es Bundesregierungen gibt.
Auch EU-Industriekommissar Günter Verheugen liess sich nicht lumpen. Ebenfalls auf der Konferenz, sagte er:
„Wenn unsere Wettbewerber zu unfairen Handelspraktiken greifen, sollten sie wissen, dass wir unsere Verteidigungsinstrumente nutzen werden“, so Verheugen (2). Ob er damit den Verteidigungsminister und seine Verteidigungsinstrumente an der chinesischen Grenze meinte, war nicht ganz ersichtlich.
Dass man bei ThyssenKrupp in einer Art stahlsozialistischem Anfall nun nach dem Staat ruft, ist relativ neu. Allerdings ist das auch nicht verwunderlich, nahm man doch 2006 bloss 47 Milliarden Euro ein, gab aber für 2005 ganze 1.227 Milliarden Dollar als Netto-Einkommen an (3).
Aber es geht den armen Krokodilen langsam besser, 2003 hatten die Armen nur Einnahmen von 36,1 Milliarden Euro und einen Gewinn von 714 Millionen Euro – vor Steuern, wie man sagt.(4)
Der Rest wird ganz, ganz, ganz sicher für Steuerzahlungen draufgegangen sein, und für Investitionen in die Allgemeinheit, der man ja bei Wirtschaftstätigkeit in der Republik „verpflichtet“ ist.
Da kann man sich dann schon mal bei der Regierung ausheulen, wenn´s ganz arg schlimm kommt…
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Quellen:
(1)
http://www.tagesschau.de/wirtschaft/stahl6.html
(2)
http://www.tagesschau.de/wirtschaft/stahl10.html
(3)
http://en.wikipedia.org/wiki/ThyssenKrupp
(4)
http://de.wikipedia.org/wiki/ThyssenKrupp