Österreich: neuer Phobiker-Witz der FPÖ zum Thema "GenderInnen-Wahn"

Manchmal sind die Presseaussendungen der FPÖ geradezu erheiternd – besonders wenn man schnell noch im Google nach einem anderen Werk von „Bundespressesprecher“ Karl Heinz Grünsteidl sucht und diese auch findet. Am 30.10.2007 erfreuen uns die Freiheitlichen mit einem Angriff auf den „GenderInnen-Wahn“ der Bundesregierung: ÖVP-Staatssekretärin Christine Marek träume „offenbar von SPÖVP-Einheitsfrisur für Männlein und Weiblein“:„Offenbar befinde sich die Bundesregierung jetzt endgültig im GenderInnen-Wahn, meinte heute FPÖ-Generalsekretär NAbg. Herbert Kickl. Anlass dafür: Eine von Staatssekretärin Marek geplante Gesetzesnovelle, wonach Friseurpreise für Männer und Frauen gleich hoch sein müssen. ‚Sehr viel hat man von der Frau Staatssekretärin ja bislang nicht vernommen, und eigentlich hatte man schon ganz vergessen, dass es sie überhaupt gibt‘, meinte Kickl. ‚Aber jetzt hat sie sich machtvoll in der Öffentlichkeit zurückgemeldet.‘

Wenn man bisher gedacht habe, dass Absurditäten im Gleichberechtigungsbereich eine Erbpacht von SPÖ und Grünen seien, so müsse man dies nun revidieren. Auch die ÖVP leiste nun ihren Beitrag zur Genderei, mit der man von tatsächlichen Missständen ablenken wolle. ‚Anstatt sich mit der Situation von Frauen zu befassen, die sich nur mühsam mit mehreren Teilzeitjobs über Wasser halten können, denkt Marek lieber über Lockenwickler und Lockenwicklerinnen nach.‘

Dass der Aufwand für Damenfrisuren für die Friseure für gewöhnlich ein ungleich höherer sei als für Herrenfrisuren, übersehe die Frau Staatssekretärin dabei geflissentlich. ‚Aber wahrscheinlich träumt sie schon von der SPÖVP-Einheitsfrisur für Männlein und Weiblein.‘ Die Gesetzesnovelle zeige jedenfalls wieder einmal mehr die Weltentrücktheit dieser Regierung, was im Fall einer Wirtschaftsstaatssekretärin aber besonders schlimm sei.“

Nun kenne ich durchaus Männer, bei deren Mähne der Aufwand in etwa dem entspricht, was bei meinen Haaren anfällt – und andererseits auch viele Frauen, deren Haarlänge dem entspricht, was sich mann in der FPÖ unter Männerhaarschnitt vorstellt. Dass Herrn Kickl Frau Marek bislang nicht sonderlich aufgefallen ist, mag daran liegen, dass sie für Frauenfragen im Bereich Arbeitsmarkt und Wirtschaft zuständig ist und die FPÖ Frauenanliegen nur dann wahrnimmt, wenn sie vermutet, dass Musliminnen Frauenrechte verweigert werden.

Ich hätte auch einen ganz revolutionären Vorschlag anzubieten, der über gleiche Friseurtarife hinausgeht und die Blauen sicher noch dankbar sein lässt, dass nicht ich für die Regierung spreche :-): ich finde, Einkommen von Frauen und Männern sollten gleich hoch sein. Schliesslich haben beide Geschlechter gleich viel Arbeit mit ihrer jeweiligen Erwerbsarbeit.

Aber nun wie versprochen eine Perle aus der Feder von „Bundespressesprecher“ Grünsteidl, versandt Ende Jänner 2007:

„Ich bin aus meiner Laufbahn als FPÖ-Pressesprecher wirklich einiges gewohnt“, sagte FPÖ-Bundespressereferent Grünsteidl. „Und ich kenne auch einige Journalisten und Journalistinnen, die sich jetzt bei der Fellnerei aus ökonomischen Gründen verdingen müssen. Dennoch sollte man, Auflage hin, Auflage her, bei der Wahrheit bleiben.“ Grünsteidl bezeichnete die Aufregung um die Strache-Fotos als völlig absurd. „Einerseits fühle ich mich an die US-amerikanische Serie `Flash Gordon` erinnert, andererseits an James Joyce und seinen Schüler Samuel Beckett. Das ist nicht positiv gemeint.“ Um Jean-Paul Sartre zu zitieren: „Das Reich des Menschen hat begonnen.“ Genau darum geht es: Um das Reich des Menschen. Um den Menschen schlechthin. Dafür treten wir ein, in all unserer zugegebenermaßen intellektuellen Fragwürdigkeit. Aber genau deshalb forcieren wir die Frage nach dem Menschen. Genau dafür, sagt Grünsteidl, steht die FPÖ.

„Das Reich des Menschen hat begonnen.“ Die FPÖ stehe dafür, dass Menschen zu keiner minderwertigen Ware mutieren, wie es etwa in dem Science-Fiction-Film „Gattaca“ der Fall sei. „Die Menschheit“, sagt Grünsteidl, „darf nicht zu einem Gen-Experiment verkommen.“ Deshalb stehe die FPÖ ein gegen Gen-Experimente jedweder Art. „Die Gedankenspiele eines Michel Houellebecq bergen durchaus ihren Reiz“, meint Grünsteidl. „Aber in Wahrheit sind sie nur dazu gedacht, die Auflage seiner Bücher zu erhöhen. Das Wasser war kalt, damals. Jetzt ist es lauwarm, bestenfalls.“ Grünsteidl zündet sich jetzt eine Zigarette an. Gauloises rouge. Wen juckt`s. Denn Grünsteidl – Pressesprecher der FPÖ – treibt so manches. Er raucht. Und trinkt alles, außer Alkohol. Cola light rules! That`s Steidl (rücktrittsreif, spätestens seit heute) Andererseits: Eventuell bin ich Michael J. Fox oder Charlie Sheen… PS: Falls irgendeine faszinierende reiche junge Frau sich für mich interessiert, bitte hurtig melden!“ (entnommen „Österreich“, 27.1.2007)

Alexandra Bader

Quelle:
http://www.ceiberweiber.at/index.php?type=review&area=1&p=articles&id=729

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