In der politischen Analyse, vor allem aber bei Kommentaren, die sich mit Zielen der USA oder der EU befassen, geht oft die Leitwährungsfrage unter. Dennoch muss man sie immer im Hinterkopf haben, sei es in der Beurteilung von „spontanem“ Widerstand gegen den EU-Reformvertrag oder wenn es um Drohungen der USA gegenüber Staaten geht, die über Rohstoffe verfügen.
Sieben Länder wollen den Dollar aufgeben, wie Jessica Hupp darstellt. Der Wert des Dollar sinkt beständig, man muss mittlerweile beinahe 1,5 Dollar für einen Euro bezahlen.Viele Länder fürchten nun um ihre Dollarreserven, die meist aus dem Rohstoffhandel resultieren, und wollen das Geld loswerden, ehe es entgültig zu spät und der Verlust dabei viel größer ist
Saudi-Arabien hat nach einem Bericht des Telegraph zum ersten Mal die Zinssenkung der US Federal Reserve nicht mitgemacht. Das bedeutet, dass ein Abgehen vom Dollarkurs bevorsteht – was eine Kettenreaktion im Mittleren Osten auslösen kann, wo 3500 Milliarden Dollar existieren. Südkorea kündigte 2005 den Wechsel zu anderen Währungen an und soll planen, sich von 1 Milliarden Dollar zutrennen. China hat den Dollar schon 2005 aufgegeben und droht damit, seine Dollarreserven loszuwerden. Venezuela handelt Öl mit 12 lateinamerikanischen Staaten und Kuba durch Barter-Deals ohne Verwendung des Dollar.
Die staatliche Ölgesellschaft des Landes wurde im September 2007 angewiesen, ihre Dollarreserven in Euro und andere Währungen zu tauschen, um das Risiko zu verringern. Der Sudan plant immer wieder, seine Dollar in Euro und andere Währungen zu tauschen, und möchte auch dafür sorgen, dass Unternehmen keine Handels- oder Finanztransaktionen mit den USA pflegen, allerdings mit wenig Erfolg. Der Iran will seine Handelsbeziehungen mit Japan nun in Yen und nicht mehr in Dollar abwickeln. Er plant, Öl und Gas in Zukunft in anderen Währungen als dem Dollar zu handeln, vor allem mit dem Euro. Im Oktober 2007 erhielt das Land bereits für 85% seiner Exporte andere Währungen ans den Dollar und für die restlichen 15% Währungen wie den Dirham der Arabischen Emirate.
Russland plant eine Börse, auf der Öl, Gas und andere Güter in Rubel gehandelt werden. Dass die Reserven der Zentralbank überwiegend aus Dollar bestehen, ist schon länger Anlass zur Sorge und nun umso mehr, wo der Dollar im Fallen begriffen ist. Man bewegt sich nun in Richtung eines Wechsels zum Euro, was andere Länder nach sich ziehen wird, da Russland der zweitgrößte Ölexporteur der Welt ist. Viele Staaten befürchten große Verluste durch den sinkenden Dollarkurs und müssen ihre finanziellen Interessen schützen. Zwar weiss man nicht, wie viele Länder dann wirklich den Dollar aufgeben werden, doch ist sein Status als Weltwährung gefährdet.
The American empire is falling with the dollar schreibt Paul Craig Roberts und verweist auf das Model Gisele Bündchen, die sich ihre stolzen Honorare in Euro ausbezahlen lässt. Jim Rogers, ein ehemaliger Partner von George Soros, verkauft all seinen Besitz, um ihn zu chinesischen Yuan zu machen. Roberts, der früher in der Reagan-Administration tätig war, hat den Eindruck, dass die Bush-Regierung immer noch unbeirrt annimmt, Ausgaben für den Krieg im Irak seien gut für die Wirtschaft: „The macho super patriots who support the Bush regime still haven‘t caught on that US superpower status rests on the dollar being the reserve currency, not on a military unable to occupy Baghdad. If the dollar were not the world currency, the US would have to earn enough foreign currencies to pay for its 737 oversees bases, an impossibility considering America‘s $800 billion trade deficit.“
Wenn der Dollar nicht mehr die Weltreserverwährung ist, werden Ausländer nicht mehr das amerikanische Handels- und Budgetdefizit finanzieren, und das „American Empire“ wird über Nacht verschwinden. Roberts meint sarkastisch, dass Bush vielleicht Geld von der Weltbank oder von der „Chavez Bank“ geliehen bekommt, um die Truppen aus Afghanistan und dem Irak heimzubringen. Inzwischen wird der Widerstand gegen das American Empire auch immer offener – so verweigerte Rafael Correa, der Präsident von Ecuador, kürzlich eine Erneuerung des Vertrages über die Manta Air Base in seinem Land. Er meinte, die USA könnten dann eine Basis in Ecuador haben, wenn Ecuador auch eine in den USA haben kann. Die Ansichten von Hugo Chavez und Wladimir Putin über die USA sind bekannt, wobei für Putin klar ist, dass es bei Bushs Gerede von Demokratie um amerikanische Eigeninteressen in der Welt geht.
Fragt man das Volk, so sind die Beliebtheitswerte von Bush auch in jenen Ländern ganz unten, deren Regierung sich als Verbündete der USA betrachtet. Roberts macht eine Rechnung auf, nach der es den USA und dem Dollar viel besser gehen würde, wenn man die 737 Militärbasen in anderen Ländern den jeweiligen Staaten überlassen und alles abziehen würde. Bei 50 Staaten, in denen diese Basen liegen, hätte jeder im Durchschnitt 15 neue Basen. Und all die Dollars, die in Übersee ausgegeben werden müssen, um diese Basen aufrechtzuerhalten, stünden nun in den USA zur Verfügung. Außerdem die Arbeitskraft von 140.000 Personen, und insgesamt etwa 42 Milliarden Dollar. Die Welt würde dadurch nicht weniger sicher, im Gegenteil.
Denn die US-Abenteuer haben dazu geführt, dass die Taliban mittlerweile einen dritten Bereich Afghanistans unter Kontrolle haben, dass es im Irak ähnlich zugeht, dass der Nordirak von der Türkei und den Kurden zu einem weiteren Kriegsgebiet gemacht werden könnte und dass das Marionettenregime im nuklearen Pakistan ums Überleben kämpft. Mittlerweile gehen Generäle davon aus, dass die USA nicht zehn Jahre, sondern bis zu fünfzig Jahre im Mittleren Osten bleiben „müssen“. Dazu ist immer mehr Geld erforderlich, etwa jene 200 Milliarden Dollar, die Bush jüngst forderte und wohl auch bekommen wird, da die Demokraten in so einer Frage nur Scheinopposition sind.
Allerdings gibt es kein Geld mehr, um den verlorenen Krieg zu finanzieren – aber vielleicht borgt ja China etwas her von den 1000 Milliardem Dollar seiner Nationalbank? In Lateinamerika wird jedenfalls nichts mehr zu holen sein, da Brasilien, Venezuela, Ecuador, Bolivien, Argentinien, Uruguay, Paraguay und Kolumbien sich für unabhängig von IWF und Weltbank erklärt haben, die als Instrument der amerikanischen finanziellen Hegemonie fungieren. Somit sind die USA dabei, ihren „Hinterhof“ zu verlieren, in dem sie jahrzehntelang rücksichtslos und ausbeuterisch fuhrwerkten und wo sie den Menschen durch die Unterstützung von Diktaturen so viel Leid zufügten.
Alexandra Bader
Weitere Infos:
Kuwait wendet sich vom Dollar ab
Die Golfstaaten könnten den Dollar gemeinsam fallenlassen
Russland wendet sich dem Euro zu
Soll China den Dollarkurs aufgeben?
Der Euro wird wichtigste Weltwährung
Dollar als Weltwährung auf Abruf
Die Rolle des Euro im Weltwährungssystem
Der Euro-Dollar-.Wechselkurs und die Folgen
Dollar unter Druck
Der Welt größter Schuldner
Quelle:
http://www.ceiberweiber.at/index.php?type=review&area=1&p=articles&id=741