Der entgegen allen Warnungen und politischen Erwägungen vom israelischen „nicht ganz geheuren Triumvirat“ (Washington Post) Tzipi Livni, Ehud Olmert und Ehud Barak begonnene Gazakrieg ist auf ganzer Linie gescheitert.
Militärisch im Wirrwarr der Gassen eines überfüllten Freiluft-Lagers steckengeblieben, politisch weltweit desaströs ins Abseits geraten, moralisch unter Nulllinie für die nächsten 10 Jahre, gesellschaftlich im Zerfall einer de facto Apartheid und allumfassender Korruption, strukturell im Würgegriff der Religiösen, der Geheimdienste und des militärisch-industriuellen Komplexes, ohne Verfassung und Grundrechte für alle Bürger, steht der Staat Israel nicht nur vor Scheitern seines militärisch nicht zu gewinnenden Gazakrieges – er steht vor einem Abgrund den er sich selbst geschaufelt hat.
Heraushelfen wird Israel da nur eins: grundlegende Reformen und Frieden mit den Nachbarn.
DER GESCHEITERTE GAZAKRIEG
Am 3.Januar, nachdem man die bisher grössten Demonstrationen arabischer und progressiver Staatsbürger in der Geschichte Israels abgewartet hatte (fast 100.000 , marschierten Bodentruppen des israelischen Militärs in den Gazastreifen ein. Heute Nacht zogen sich israelische Panzerverbände und Infanterieeinheiten aus Chan Junis (Khan Yunis) zurück, nachdem sie am Dienstag versucht hatten die Stadt einzunehmen. Das berichten übereinstimmend mehrere
http://www.dw-world.de/dw/function/0,,12356_cid_3926168,00.html
Quellen.
http://www.presstv.ir/detail.aspx?id=80948§ionid=351020202
Unklar ist, bis wohin ob sie sich, wie von palästinensischer Seite gemeldet,
http://www.mysinchew.com/node/19898?tid=14
bis nach Israel zurückgezogen haben.
Am Dienstag morgen hatten Meldungen in Israel die Bevölkerung über eigene Verluste in Spezialeinheiten geschockt. Zuerst hiess es, es sei ein Angriff der Hamas gewesen, dann wurde die Berichterstattung nach der alten Methode umgedreht und „friendly fire“ ins Spiel gebracht.
Die Palästinenser stellen die Geschehnisse so dar: Widerstandskämpfer lockten die israelische Spezialeinheit „Gilani“ um am Montag gegen ca. 22 Uhr in ein leeres Haus welches zuvor mit Sprengstoff präpariert worden war. Dann sprengte der Widerstand das Haus mitsamt den Angreifern in die Luft.
Daraufhin zogen sich die israelischen Militärs 1 km zurück, um die ganze Umgebung mit Granatenbeschuss zu belegen.
Die Verluste der Israelis wurden mit 10 toten Elitekämpfern und 30 Verwundeten angegeben.
Das Fatale für die israelische Armee an diesem Vorfall ist das Fallbeispiel dafür was passiert, wenn man in ein Gebiet einrückt in dem ein militärisch eigentlich hoffnungslos unterlegener Gegner inmitten einer Zivilbevölkerung lebt welche diesen Gegner rückhaltlos unterstützt.
Das hätte dem Generalstab, das hätte dem Triumvirat eigenlich klar sein müssen.
Die einzige Lösung aus diesem Dilemma ist der Angriff auf die Zivilbevölkerung. Das hat die israelische Führung ja dann auch getan. Das führte dazu, dass die Welt sich frontal gegen den Staat Israel gestellt und diesen weltpolitisch völlig isoliert hat.
Auch das hätte dem Generalstab, auch das hätte dem Triumvirat eigentlich klar sein müssen.
Doch wieder hörte man auf dieses Gequatsche. Dieses unendlich bräsige, fanatische und selbstherrliche Gequatsche der eigenen Fanatiker im Hintergrund, die noch immer versagt haben.
Man könne Dutzende, Hunderte Zivilisten umbringen ohne dass die Welt etwas davon mitkriegt. Man könne verbotene, völkerrechtlich geächtete Waffen einsetzen, wie Uran-Waffen, Phosphor- und Clusterbomben.
Man könne auch die ganzen neuen Spielzeuge testen, Sonar-, Mikrowellen- und Laserwaffen, Satelliten die ganze Palette der Eloka,
http://de.wikipedia.org/wiki/Elektronische_Kampff%C3%BChrung
der elektronischen Kampfführung.
Um den politischen Druck brauche man sich keine Sorgen zu machen. Man könne die eigenen, seit Jahrzehnten aufgebauten und gepflegten Seilschaften in den USA und Deutschland einfach bis zum Anschlag belasten. Das hielte man aus. Der strategische Bruchpunkt bis zum Zerfall der Strukturen und dem Zusammenbruch der Lobby sei einfach noch viel zu weit entfernt.
Und andere Staaten bräuchte man sowieso nicht um in der Welt Krieg zu führen. Nur die USA und Deutschland. Nun, das Problem dieser Analyse ist nicht etwa dass sie falsch, sondern dass sie unvollständig ist.
DIE WELT HAT SICH WEITERGEDREHT
Immer noch folgt diese alte Analyse, die auch in diesem Krieg wieder einmal ihre Anwendung fand, dem Bild von Staat = Regierung = Volk. Immer noch folgt diese Analyse dem Bild von Herrschern = Beherrschten.
Immer noch folgt sie diesem alten römischen, dem alttestamentarischem Weltbild vom blöden Pöbel (den man mit wahlweise mehr oder weniger teuerem Brot und Spielen ruhig stellt), den tapferen eigenen Soldaten (auch Handlanger, Dienstleister, Mediennutten, politische Angestellte, etc, die man alle mässig gut besticht) und den eigenen erleuchteten, erlauchten Kreisen die wissen wo´s langgeht im Kosmos.
Doch die Welt hat sich verändert. Man beherrscht auf diesem Planeten zugegebenermassen automatisch die unendlich blöde, verkommene, dekadente und morallose Mittelschicht des Sapiens indem man die Oberschicht kontrolliert.
Der Fehler in der Rechnung aber ist, wenn man die Mehrheit des Volkes, die Arbeitssklaven, die Fabrikdrohnen, die Proles, die Unterschicht, die Arbeitenden und Ausgebeuteten, die Schaffenden einfach ausblendet. Denn die entwickeln langsam Bewusstsein. Und genau davor hatten die elitären Kreise des sogenannten „Westens“ schon Angst seit dem alten Griechenland, dem römischen Imperium, dem immerhin tausend Jahre überdauernden oströmischem Reich Byzanz und dem sogenannten „Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation“.
Doch so geht es nicht mehr weiter. Ein neues Jahrhundert hat begonnen, welches nicht anhalten wird, für niemanden, und der Krieg geht seinen letzten Zügen entgegen.
Das muss man auch in Israel jetzt lernen. Es muss und es wird andere Formen der Lösung von Konflikten geben als sich gegenseitig in die Steinzeit zu bomben und es wird nie wieder so sein wie es früher war.
Nie wieder, weltweit, und ganz besonders in den USA und in Deutschland, den mächtigsten Staaten dieser Welt, wird es so sein wie zuvor.
Weder wird es ein „Weiter so“ geben, noch eine abgehobene, sich selbst für etwas „Besseres“ haltende Elite welche diese Republik „führt“, d.h. skrupellos ausplündert und durch ihrer bewaffneten Untertanen überwachen lässt.
Diese sogenannten „globalisierten“ Kreise, in den USA, in Deutschland, in Saudi-Arabien, in Ägypten, in Israel, im britischen Königreich, in Frankreich, in Indien, in vielen Ländern und Staaten welche sie meinen als Eigentum betrachten zu können, sie haben diesen sinnlos im Gazastreifen begonnenen Krieg mitzuverantworten. Er reiht sich ein in eine ganze Kette von Versuchen mit allen Mitteln noch schnell irgendwo einen Krieg vom Zaun zu brechen, der das Potential zum weltweiten Flächenbrand in sich trägt und die Entstehung der kontinentalen, totalitären Blöcke bebünstigt die man so verzweifelt anstrebt um die eigene Macht zu bewahren.
Allein im letzten halben Jahr waren das der Flottenaufmarsch vor Ostafrika, mit dem Ziel einer Elimienierung von Eritrea, Suda
n und Implementierung eines umfassenden Ostafrikakrieges, der Kaukaususkrieg und das Mumbai-Massaker zur Schürung eines Krieges zwischen Indien, China und Pakistan, von den Klassikern des Irak- und Afghanistankrieges einmal ganz abgesehen.
Sie werden scheitern.
„Beherrsche die Energie und die beherrscht die Nationen. Beherrsche die Nahrung und Du beherrscht die Menschen“. Dieses Zitat von Henry Kissinger beleuchtet nur einen Teil der Wahrheit.
Denn der Mensch ist von seinem Bewusstsein, von seinen mentalen Fähigkeiten gesteuert und wenn er diese einsetzt kann er die Dinge verändern. Dann kann er die Welt verändern.
Die Neue Welt, die sich hier andeutet, sie wird weder durch einen Genoismus zur genetischen Kontrolle der Bevölkerung, noch durch einen allumfassenden Überwachungstaat und Blockbildung zu verhindern sein.
Die Demokratie, die direkte Volksherrschaft, sie ist ohne Alternative. Das Prinzip der Republik, mit elementaren Grundrechten für jedes menschliche Wesen, wird sich auf die Welt ausdehnen.
PERSPEKTIVEN IN ISRAEL UND PALÄSTINA
Am 9.Januar läuft die Zeit von Mahmud Abbas als Präsident endgültig ab. Dann wird gewählt. Dann wird gewählt werden müssen, in Palästina. Und welches Ergebnis diese Wahl auch hat, es wird zu akzeptieren, nicht zu manipulieren sein.
Die Palästinenser müssen sich einigen, das ist der entscheidende Punkt. Wenn sie anfangen ihren internen Krieg an der Wahlurne auszutragen, haben die Mitglieder aller Gruppen einen entscheidenden Gewinn davon getragen: sie hören auf vor ihrer Zeit zu sterben.
Dieser Gedanke wird sich durchsetzen.
In Israel stehen am 10.Februar Wahlen zur Knesset an. Sie bieten leider keine wirkliche Alternative zum Triumvirat, jedenfalls nicht, wenn es um die anschliessende Regierungsbildung geht. Der Verrat von Amos Oz
http://www.jungewelt.de/2009/01-03/003.php
ist da exemplarisch für den Tod des politischen Begriffes „links“, der weltweit vor sich hinsiecht und demnächst beerdigt sein wird. Mit ihm wird auch die Meretz-Jachad
http://de.wikipedia.org/wiki/Meretz-Jachad
ihren wohlverdienten Zusammenbruch erleben.
Viel Glück kann man den kleinen Parteien der Vereinigten Arabische Liste,
http://de.wikipedia.org/wiki/Vereinigte_Arabische_Liste
Chadasch
http://de.wikipedia.org/wiki/Chadasch
und Balad
http://de.wikipedia.org/wiki/Balad_(Israel)
wünschen. Jede Stimme für sie ist eine für den Fortbestand von Israel auf sicherer, auf demokratischer Grundlage.
Bis zu den Wahlen am 10.Februar wird das Gemetzel in Gaza auf kleinerem Niveau weitergehen. Es wird viel Geschwätz geben, die politisch tote EU, der politisch tote Weltsicherheitsrat der UNO wird Luftblasen absondern. Ändern wird sich nichts, und zwar solange, bis endlich die UNO Vollversammlung, die gemeinsame Versammlung der Vereinten Nationen das Heft des Handelns an sich reisst und die imperialen, überkommenen Atommächte entwaffnet.
Nach dem 10.Februar wird es einen unsicheren, instabilen Frieden geben, der davon abhängt wie schnell die Palästinenser Bewusstsein entwickeln. Wenn sie vorhaben weiter zu sterben, dann werden sie das tun.
Wenn sie vorhaben ein unabhängiges, prosperierendes und sogar relativ wohlhabendes Allgemeinwesen aufzubauen, was auf Handel mit dem Mittelmeer und den reichen Gasvorkommen vor ihrer Küste beruht, dann werden sie das tun.
Wenn sie vorhaben weiter der bösartigen, heimtückischen Verschwörung des „Raketenterrors“ Israels zu folgen, dann wird sie auch daran niemand hindern können. Nur lassen sich Millionen Menschen in Palästina die Überraschung entgehen wenn ihre militanten Gruppen die Einstellung dieses absurden Abschusses militärisch bedeutungsloser Geschosse verkünden und diese trotzdem weiter, simsalabim, von irgendwoher im Süden Israels einschlagen um die dortige (Wahl-)Bevölkerung weiter auf Kurs des israelischen Establishments zu halten.
Die Zukunft Palästinas liegt in den Händen der Palästinenser. Die Zukunft Israels liegt in den Händen der Israelis, und zwar in den Händen aller Staatsbürger.
So einfach ist das.