Pakistans Regierung versucht mit der Einrichtung eines Sufi-Beirates (SAC) – bestehend aus sieben Mitgliedern – für die Verbreitung der Lehren des Sufismus Frieden über das Land zu bringen und damit zur Bekämpfung von Extremismus und Fanatismus beizutragen.
Morgen, am 9. Juni, wird die ersten Sitzung des SAC im Ministerium für religiöse Angelegenheiten stattfinden. (1)
Der Sufismus ist eine uralte Lehre, die unter dem Islam eine weite Verbreitung fand und sich in den verschiedensten Ländern entwickelte. Er wird heute noch in Ägypten, der Türkei, Iran, Afghanistan, Kaschmir, Indien und vielen anderen Ländern gelebt und gelehrt.
Kaum einen dürfte bekannt sein, dass die beliebten orientalischen Anekdoten des Nasreddin Hodscha, die wir als Kinder so mochten, auf die Weisheiten des Sufi-Lehrmeisters Nasreddin Hodscha zurückgehen, der tatsächlich gelebt haben soll. Wer kennt nicht die Fabel „Wie Nasreddin einen Wirt mit dem Klang des Geldes bezahlte“? Hier kann man einige dieser Geschichten lesen, die mit Witz die Schwächen der Menschen aufzeigten. (3)
Einigen dürften auch die „Tanzenden Derwische“ in den weit schwingenden weissen Röcken bekannt sein, die sich durch ihre Drehungen in Trance versetzen.
Es soll so ein veränderter Bewusstseinszustand und damit einhergehend eine „Seelenreise“ in geistige Welten erreicht werden, die Liebe zu Gott ausdrücken und die Seele von den Fesseln des Körpers befreien, um in die himmlischen Sphären, dem Ursprung des menschlichen Geistes, zu gelangen.
Einige Wissenschaftler führen den Trancetanz der Derwische auf vorislamische Praktiken zurück, in denen eine Kosmologie der tanzenden Sterne, Sonnen und Planeten ausgedrückt werden sollte. Diese betrachten den Derwischtanz als ein Erbe des zentralasiatischen Schamanismus. (2)
Die Musik war und ist oftmals ein Kritikpunkt der orthodoxen Gelehrten gegenüber der Sufis, weil sie nicht mit der koranischen Offenbarung vereinbar sei. Sie vertreten die Meinung, Musik, vor allem auch Tanz – und dadurch auch dem Tanz ähnliche Formen des Dhikr – sei heidnischen Ursprungs und daher unislamisch. Aus sufistischer Sicht stellt sich dies jedoch anders dar, denn es heißt, dass der Prophet Mohammed bei dem Einzug in Medina mit Musik vom Volk empfangen wurde. Auf die Frage, ob die Musik beendet werden solle, antwortete der Prophet, dass die Menschen auch Zeiten der Fröhlichkeit mit Musik feiern sollen. Für die Sufis ist die Musik Ausdruck der Freude in der Gegenwart Gottes. (4)
Dschalal ad-Din Muhammad Rumi war ein islamischer Mystiker und einer der bedeutendsten persischen Dichter des Mittelalters. Die Lehre Maulanas (Rumis) basierte darauf, dass er die Liebe als die Hauptkraft des Universums ansah. Genauer gesagt ist das Universum ein Harmonisches Ganzes, in dem jeder Teil mit allen anderen in einer Liebes-Beziehung steht, die wiederum einzig und allein auf Gott gerichtet ist und nur durch seine Liebe überhaupt Bestand haben kann.
Der Mensch, der als ein Teil dieses harmonischen Ganzen geschaffen ist, kann die Harmonie mit sich selbst und dem Universum nur erreichen, wenn er lernt, Gott zu lieben. Seine Liebe zu Gott wird ihn dazu befähigen, nicht nur seine Mitmenschen, sondern alles von Gott Geschaffene lieben zu können.
Gott durch Liebe näher zu kommen ist für Maulana, wie für die meisten Sufis, der Weg zur wahren Erfüllung im Leben. Der Grund für seine Berühmtheit ist, dass er die Fähigkeit besaß, diese Lehre in Poesie unübertroffener Schönheit wiederzugeben. (5)
Ein Beitrag zum Frieden ist das Respektieren anderer Kulturen. Dazu gehört die Bereitschaft, diese kennenzulernen. Mit den folgenden Videos können Sie Texte, Gesang und vor allem die Musik der Sufis erleben.
Quellen:
(1) http://www.dawn.com/wps/wcm/connect/dawn-content-library/dawn/news/pakistan/14-government-to-set-up-sufi-advisory-council-zj-08
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Sufi
(3) http://de.wikipedia.org/wiki/Nasruddin_Hodscha
(4) http://de.wikipedia.org/wiki/Trancetanz
(5) http://de.wikipedia.org/wiki/Dschalal_ad-Din_ar-Rumi