Gerichtsprozess gegen Coca-Cola: verblüffende Argumente der Anwälte

In den Vereinigten Staaten von Amerika wird seit einigen Monaten ein Prozess gegen den Konzerngiganten Coca-Cola geführt.

Das Center for Science in the Public Interest klagt mit der Begründung, das Unternehmen würde ungerechtfertigte gesundheitsbezogene Angaben bei seinen vitaminwater-Produkten auf den Etiketten und in der Werbung machen. Das Produkt besteht grundsätzlich aus Zucker und Wasser, denen geringe Mengen synthetischer Vitamine zugesetzt worden sind. Eine Flasche vitaminwater enthält 33 Gramm Zucker. Der Name „vitaminwater“ suggeriert, dass das Produkt einfach Wasser mit zugesetzten Nährstoffen ist und verschleiert die Tatsache, dass es eigentlich voller Zucker ist.

Die Huffington Post schreibt dazu, dass das keine Überraschung ist und fragt: „Was meinen Sie, wie sich das Unternehmen dagegen wehrt? Mit einer erstaunlichen Leistung von verdrehter Logik.“

Die Anwälte von Coca-Cola entgegneten der Anklage mit der Feststellung:

„Kein Verbraucher würde vernüftigerweisse annehmen, dass er damit in die Irre geleitet wird und denken, dass vitaminwater ein gesundes Getränk wäre.“

Bundesrichter John Gleeson vom US-Bundesgericht für den Eastern District von New York schrieb in sein bisher fünfundfünfzig Seiten umfassendes Urteil:

„At oral arguments, defendants (Coca-Cola) suggested that no consumer could reasonably be misled into thinking vitamin water was a healthy beverage.“

Weiterhin schrieb der Richter, dass der Softdrink-Riese nicht geltend macht, dass die Klage zu Unrecht auf sachlichen Gründen beruht.

„Daher muss ich die Sachverhaltsdarstellung in der Beschwerde als wahr akzeptieren.“

Coca-Cola gibt vor Gericht unverhohlen zu, dass seine Getränke keine gesunden Produkte sind, aber streitet darum, dass die Werbung als solche nicht falsch ist – eine Werbung mit „gesund wie ein Pferd“ und „wird zu einem gesunden Zustand des körperlichen und geistigen Wohlbefindens führen“ – weil eine so eine lächerliche Behauptung möglicherweise sowieso keiner glauben würde.

Wer sich für den Verlauf des Prozesses interessiert, kann in dieser Textdatei den fünfundfünfzig Seiten langen Bericht des Bundesgerichtes ansehen.

In Amerika gelten zwei Drittel der Bevölkerung als übergewichtig, davon sind 35 Prozent aktuell als medizinisch fettleibig eingestuft. Die Gesundheitsexperten sind sich alle einig, dass Zucker eine wichtige Rolle in der Adipositas-Epidemie spielt, ein Problem, das inzwischen zu mehr medizinischen Kosten als das Rauchen geführt hat.

Huffington Post fragte: „Wie viele Menschen mit Gewichtsproblemen haben Produkte wie vitaminwater in dem irrigen Glauben zu sich genommen, dass das Produkt ernährungsphysiologisch positiv ist und keine kalorische Folgen mit sich bringt? Wie viele haben gedacht, dass der Konsum von vitaminwater eine kluge Wahl für eine Gewichtsreduzierung war?“

Viele Getränke sind kalorienhaltig und das wird von vielen, die den Willen zur Gewichtsreduzierung haben, nicht genügend beachtet und die nur die Kalorien in dem Essen zählen. Die Amerikaner bekommen jetzt fast 25 Prozent ihrer Kalorien in Form von Flüssigkeiten.

Im Jahr 2009 haben Forscher an der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health im American Journal of Clinical Nutrition einen Bericht veröffentlicht , in dem sie zu der Feststellung kamen, dass der schnellste und zuverlässigste Weg, um Gewicht zu verlieren, der ist, den Verbrauch der flüssigen Kalorien zu reduzieren. Und der beste Weg, das zu tun, ist, Getränke, die Zucker enthalten zu reduzieren oder ganz darauf zu verzichten.

Coca-Cola hat in Milliardenhöhe in seine vitaminwater-Linie investiert, zahlt Basketball-Stars, darunter Kobe Bryant und LeBron James; Anzeigen erscheinen, die ausdrücklich betonen, dass diese Produkte eine gesunde Art und Weise für die Flüssigkeitszufuhr der Verbraucher sind.

Coca-Cola hat im zweiten Quartal seinen Getränkeabsatz erhöhen können, auch auf Grund des Sponsoring-Engagements zu der Fussball-Weltmeisterschaft.

„Der Überschuss stieg um 16 Prozent auf 2,3 Milliarden US-Dollar (1,8 Mrd Euro). Der Umsatz verbesserte sich von 8,26 Milliarden auf 8,67 Milliarden Dollar. Gefragt waren die Erfrischungsgetränke und Mineralwasser des Konzerns vor allem in den Ländern Lateinamerikas, in Russland, Indien oder den Philippinen. In Europa setzte Coca-Cola hingegen weniger ab“, konnte man in den Stuttgarter Nachrichten lesen. (2)

Eine Expertenbefragung der Agentur UGW ergab, dass Coca-Cola neben Adidas und Bitburger zu den Hauptprofiteuren der WM zählt.
Der Direktor für Marketing, Axel Bachman sagte nach Angaben in HORIZONT.NET:

„Durch diese sehr erfolgreiche Vermarktung im Handel konnten wir unseren Marktanteil im Juni insbesondere in der Kategorie Cola-Getränke im Vergleich zum Vormonat deutlich steigern.“

und weiter hiess es dort

„Dazu dürften auch die Promotions ihren Beitrag geleistet haben: Insgesamt zehn Millionen Panini-Päckchen in den Multipacks und Mehrwegkästen von Coca-Cola, Cola-Cola light und Coca-Cola Zero fanden zum Verbraucher. Zudem verlief eine Aktivierungsaktion mit 1,4 Millionen eingegebenen Codes aus Aktionsflaschen ebenfalls erfolgreich. Im Rahmen dieses Gewinnspiels durften 100 Fans zu einem Vorrundenspiel der Deutschen Nationalmannschaft nach Südafrika fahren.

Ausserdem belieferte der Konzern neben der Berliner Fanmeile mit 1,8 Millionen teilnehmenden Fans, 140 weitere Public-Viewing-Veranstaltungen mit seinen Getränken. Der offizielle Coca-Cola WM-Song „Wavin‘ Flag“ (K‘naan), der eigens für die Kampagne produziert wurde, erhielt in Deutschland Platin für mehr als 300.000 verkaufte Singles. Weltweit verkaufte sich der Hit 1,6 Millionen Mal.“ (3)

Wie man sieht, ist Werbung alles.

Da kann man sich getrost hinstellen und sein Produkt vor Gericht als nicht gesundheitsfördernd bezeichnen, weil‘s die Konsumenten sowieso schon wissen, dass das alles der allergrösste Humbuk ist. Hauptsache alles ist schön hübsch bunt und trendig-hippig.

Die Huffington Post gibt ihren Lesern in ihrem Artikel noch richtig gute Tipps, wie man auf derartige industrielle Zuckerbomben-Getränke verzichten kann:

„Wenn Sie Wasser mit Geschmack haben wollen, das Sie trinken, versuchen Sie es damit: den Saft einer Zitrone und einer kleinen Menge Honig oder Ahornsirup auf einen Liter Wasser. Eine weitere Alternative ist es, ein Teil Limonade oder Fruchtsaft zu drei oder vier Teilen Wasser zu mischen. Oder grünen Tee trinken, heiss oder gekühlt mit Zitrone und einer kleinen Menge von Süssstoff, wenn sie möchten.“

Das mit dem Süssstoff ist natürlich überhaupt keine gute Idee – denkt man beispielsweise an Aspartam. Wenn schon gesüsst werden muss, dann sollte es sich um Stevia oder andere natürliche unbedenkliche Produkte handeln.Stevia, das Erzeugnis der Pflanze Stevia rebaudiana („Süßkraut“, auch „Honigkraut“), ist ein natürlicher Süßstoff. Es besteht hauptsächlich aus dem Diterpenglykosid Steviosid. Es hat die bis zu 300-fache Süßkraft von Zucker, schützt die Zähne vor Karies und ist für Diabetiker geeignet. Steviosid ist der wichtigste Inhaltsstoff der Steviablätter und für deren süßen Geschmack verantwortlich.

„Und es ist wahrscheinlich nicht die beste Idee, auf ein alkoholfreies Getränk von Unternehmen für Ihre Vitamine und andere essentielle Nährstoffe angewiesen zu sein“, hiess es weiter.

„Viel Gemüse und Obst versorgt Sie zuverlässig und konsequent mit allem, was sie für eine gesunde Ernährung brauchen und das bedeutend ehrlicher.“

Quellen:
(1) http://www.huffingtonpost.com/john-robbins/the-dark-side-of-vitaminw_b_669716.html
(2) http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.nachrichtenueberblick-kurzmeldungen-des-tages-aus-der-wirtschaft.084abe0e-593d-454f-9edc-3e8b8bf6d8e2.html
(3) http://www.horizont.net/aktuell/marketing/pages/protected/Coca-Cola-zieht-positive-WM-Bilanz_93991.html

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