Vor NATO-Gipfel: Affäre um "verletzte" DSO-Soldaten in Koblenz

Berlin: In der Nacht zum 27. waren nach Angaben der Bundeswehr zwei deutsche Soldaten bei einem „Anschlag“ auf ihr Leben in Afghanistan nahe Kundus angeblich schwerverletzt worden. Die Meldungen über den Tathergang waren widersprüchlich. Es stellte sich heraus, dass die Soldaten Angehörige der „Division Spezielle Operationen“ (DSO) sind.
In der Nacht veröffentlichten wir den Artikel „Afghanistan: WAS FÜR EIN ANSCHLAG?“, in dem wir in Zweifel zogen, dass dieser Anschlag überhaupt stattfand.
Gestern geschah nun folgendes…

Zuerst wurde für 11.30 Uhr eine Pressekonferenz des Verteidigungsministeriums mit Oberbefehlshaber Franz Jung angekündigt.
Sie fand nicht statt.
Dann wurde eine Pressekonferenz aus dem Bundeswehrkrankenhaus in Koblenz angekündigt, der Chefarzt sollte dort, live übertragen, eine Stellungnahme abgeben.
Auch diese Pressekonferenz fand nicht statt.
Und kein Wort darüber bei den sauberen Herren und Damen der Konzernmedien. Nichts.
Nur eine einsame Meldung verkündete noch die „für Nachmittag“ angekündigte Pressekonferenz der Bundeswehr.
Bis in die Nacht des späten Freitag recherchierten wir nach Meldungen aus Koblenz. Nichts.

Heute nun , am Samstag dem 29., das:

Um 18.09 Uhr finden wir die Meldung in Google News, dass vor 22 Stunden 2 Meldungen erschienen sein sollen. Beide über die domain „pr-inside.com“.
Laut Angaben auf der Webseite eine Meldung um 18.35 Uhr, die andere um 18.53 Uhr.
Inhalt Meldung mit Zeitangabe „18.35 Uhr“:
Oberbefehlshaber Franz Jung verkündet, er wolle nun nächsten Dienstag die Schwerverletzten in Koblenz besuchen. Wohlgemerkt: diese liegen nach offiziellen Angaben im künstlichem Koma.
Die Angehörigen wolle Franz Jung aber auch treffen und ihnen Unterstützung anbieten. Bevor er dann zum NATO-Gipfel nach Bukarest reise.
Inhalt Meldung mit Zeitangabe „18.53 Uhr“:
Am Samstag, also heute, will man dieser Meldung zufolge nun die Patienten bereits wieder aus dem künstlichen Koma erwecken.

Außenminister Frank Steinmeier lässt es sich nicht nehmen, die Attacke auf die ISAF-Soldaten als „feigen Anschlag“ zu verurteilen. „Ich wünsche von hier aus den Verletzten gute Besserung und hoffe, dass sie bald wieder gesund bei ihren Familien sind“, so Aussenminister Steinmeier.
Die Angehörigen der beiden Soldaten seien bereits am Freitag bei ihnen gewesen. Sie würden „psychologisch betreut“.
Über Alter und Dienstgrad der Verletzten macht die Bundeswehr keine Angaben.
Über Art und Schwere der Verletzungen machen die Ärzte keine genauen Angaben.

WER DIE GEGENWART BEHERRSCHT, VERSUCHT SICH GERN AN DER VERGANGENHEIT

Folgender Screenshot von 18.09 Uhr zeigt:
in der nach Datum aufgerufenen Meldungen über den Vorfall erschien die angebliche Meldung von 18.53 Uhr vor, wiederhole, vor der Meldung von 18.35 Uhr.
Zumindestens ein Hinweis darauf, dass hier an den Google Bots im Dienste der Nationalen Sicherheit, blabla, herummanipuliert wurde.

Wenn dies der Fall war, so ist jede Meldung die mit angeblicher Uhrzeit und Datum über einen Vorfall berichtet potentiell gefälscht und muss mit anderen Quellen, vielleicht international, gegengelesen werden.

Das ist erst einmal nichts Neues.
Wir hatten da schon ein anderes Beispiel, vom letzten Jahr…

VON ZAWAHIRI ZU SPIEGEL ONLINE

Hamburg, den 23.Januar 2007, am frühen Morgen:
Das neue Statement von Al-Sawahiri, welches vom US-„SITE Institute“ diese Nacht noch vor der Al-Qeada/alQaeda/El Kaida veröffentlicht worden war, ist bereits um 04.26 Uhr (Bild Nr.1) auf der website von Spiegel Online,

nur in „google news“ ist es nirgends zu finden(siehe Bild Nr.2).

Auch bis 05.17 Uhr – nichts (Bild Nr.3). Schlafen die google-robots?

Dann, um 5.37 Uhr, als hätte jemand einen Verteiler angeschmissen, findet man bei „google news“ eine ganze Reihe von Frühaufstehern von „freenet“, „Focus online“, „Weinheimer Nachrichten“, „Rhein-Neckar Zeitung“, „die Welt“,“Schwäbische Zeitung“ (Bild Nr.4) – und alle, alle erzählen sie dasselbe.
Und vor allem heißt es da bei google: „vor einer Stunde gefunden“.

HINTERGRUND

Auf dem Gipfel des Nordatlantikpaktes in Bukarest soll die auch vom ehemaligen Generalinspekteur der Bundeswehr, Klaus Naumann, vorgeschlagene NATO-Doktrin des Atomangriffs gegen nicht atomar bewaffnete Staaten beschlossen werden.
Unterschrieben haben das umfangreiche Strategiepapier ausser Naumann auch die ex-Militärchefs ihrer Länder John Shalikashvili (USA), Henk van den Breemen (Niederl.), Jacques Lanxade (F), Lord Inge (GB).
U.a. sei das Mittel des präventiven Atomkrieges notwendig, weil “die westliche Lebensweise bedroht” sei und es am Willen fehle diesen zu verteidigen.
Elementare Bedrohungen seien:
– die “dunkle Seite” der Globalisierung: “internationaler Terrorismus”, “organisierte Kriminalität” und “die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen”
– “Klimawandel” und “Energiesicherheit”, der Kampf um Rohstoffe und potentielle massenhafte Migration aus wirtschaftlichen Gründen
– die Schwächung der Nationalstaaten, wie auch die der Konstrukte UN, NATO und EU

Die Militärs und die Kräfte im Hintergrund dieses Papiers fordern als Antwort:
– die Einführung der Mehrheitsentscheidung in der NATO
– ein neues “Direktorium” aus “Führern” der USA, EU und NATO
– ein Ende der “Obstruktion” der NATO durch eine rivalisierende EU, so die Autoren
– den Einsatz von NATO-Truppen (und damit auch Atomwaffen) ohne UN-Mandat, zum SCHUTZE einer “grösseren Zahl von Menschen”
– das vollständige Fallen jeder Einsatzbeschränkung aller Truppen in Afghanistan
Der Träger des grossen Bundesverdienstkreuzes Klaus Naumann wandte sich ganz speziell gegen Einsatzbeschränkungen der Bundeswehr in Afghanistan und griff die deutsche Regierung scharf an.
“Die Zeit ist gekommen zu zeigen ob Deutschland ein verlässlicher Partner ist”, so Naumann. Mit ihren Beschränkungen trage die Bundesregierung zur “Auflösung der NATO” bei.

Der deutsche Think Tank (Denk-Panzer) “Marshall Fund” nannte das Papier einen “Weckruf”.

DETAILS

Teil der „Division Spezielle Operationen“ ist neben der Saarländer Luftlandebrigade 26 (aus der die „Verletzten“ in Koblenz stammen sollen) auch das Kommando Spezialkräfte (KSK).
Am Tag des angeblichen Anschlags war auf Heise.de ein Interview mit Offizier Jürgen Rose erschienen, in welcher er nicht nur auf eine via email erhaltene Drohung eines KSK-Offiziers einging, sondern auch über die jahrzehntelang verschwiegenen Terrorgruppen der NATO im Rahmen der „Gladio“-Operationen.
Die KSK wird u.a. in „asymmetrischer Kriegführung“, also Terrorismus, ausgebildet.

Nach einem Besuch beim KSK erklärte der linke Europaabgeordnete Tobias Pflüger am 18.Juni 2006:

Die Spezialtruppe KSK hat einen reinen Kampfauftrag und agiert de facto außerhalb parlamentarischer Kontrolle. Das KSK ist damit eine Truppe der Exekutive. Die Forderung nach sofortiger Auflösung dieser Elitekampftruppe ist dringender denn je..
Bezüglich der parlamentarischen Kontrolle des KSK sprach (KSK-Kommandeur) Hartbrod davon, dass er nicht wisse, wie die parlamentarische Kontrolle genau ablaufe, er sich aber sicher sei, dass sie gesichert wäre. Das kann nicht angehen, dass der KSK-Chef Hartbrod nicht einmal sagen kann (oder darf?), wem gegenüber er über die aktuellen Einsätze berichtspflichtig ist.

Das „Kommando Führung Operationen von Spezialkräften“ (Kdo FOSK), welches die KSK-Einsätze leitet, sitzt in Potsdam und arbeitet parallel zur Leitung aller anderen Auslandseinsätze der Bundeswehr im Einsatzführungskommando.
Es entzieht sich damit jeder von der Verfassung zwingend, unmittelbar und ohne Ausnahme vorgeschriebenen parlamentarischen Kontrolle der Streitkräfte (mindestens in Form von Berichterstattung im Nachhinein) und untersteht direkt und ausschliesslich dem Oberbefehlshaber:
Minister Franz Jung.

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