Die G8 geben ab an die G20 und der Papst redet über eine Weltregierung.
Bertolt Brecht schrieb einmal, “Unsichtbar wird der Wahnsinn, wenn er genügend große Ausmaße angenommen hat”. Insofern könnte man von den zur Zeit stattfindenen Abläufen der Weltpolitik, hinunter bis in das kleinste Kaff der Industriestaaten, von unsichtbaren Ereignissen sprechen.
Gestern veröffentlichte der Papst der Katholischen Kirche, amtlich definierter Stellvertreter Gottes auf Erden, die Sozialenzyklika “Caritas in veritate” (1). Diese Schrift sagte ungefähr 100 Jahre zu spät das, was alle wissen: das Geldsystem hat keine ethischen Werte und die könnte es eigentlich auch mal geben, knappe 2000 Jahre nach dem Handwerker.
Für den Vatikan ist eine Verspätung von 100 Jahren immer noch ein zivilisatorischer Riesensatz nach vorne, das muss man hinzufügen.
Wenn man nicht nur zwischen den Zeilen, sondern die Zeilen selbst las, dann war bei all dem was die Schäfchen eh schon wissen, im 5. Kapitel “Die Zusammenarbeit der Menschheitsfamilie” unter Punkt 67 folgendes zu lesen:
“67. Gegenüber der unaufhaltsamen Zunahme weltweiter gegenseitiger Abhängigkeit wird gerade auch bei einer ebenso weltweit anzutreffenden Rezession stark die Dringlichkeit einer Reform sowohl der Organisation der Vereinten Nationen als auch der internationalen Wirtschafts- und Finanzgestaltung empfunden, damit dem Konzept einer Familie der Nationen reale und konkrete Form gegeben werden kann. Desgleichen wird als dinglich gesehen, innovative Formen zu finden, um das Prinzip der Schutzverantwortung anzuwenden und um auch den ärmeren Nationen eine wirksame Stimme in den gemeinschaftlichen Entscheidungen zuzuerkennen.
Dies scheint gerade im Hinblick auf eine politische, rechtliche und wirtschaftliche Ordnung notwendig, die die internationale Zusammenarbeit auf die solidarische Entwicklung aller Völker hin fördert und ausrichtet. Um die Weltwirtschaft zu steuern, die von der Krise betroffenen Wirtschaften zu sanieren, einer Verschlimmerung der Krise und sich daraus ergebenden Ungleichgewichten vorzubeugen, um eine geeignete vollständige Abrüstung zu verwirklichen, die Sicherheit und den Frieden zu nähren, den Umweltschutz zu gewährleisten und die Migrationsströme zu regulieren, ist das Vorhandensein einer echten politischen Weltautorität, wie sie schon von meinem Vorgänger, dem seligen Papst Johannes XXIII., angesprochen wurde, dringend nötig.
Eine solche Autorität muß sich dem Recht unterordnen, sich auf konsequente Weise an die Prinzipien der Subsidiarität und Solidarität halten, auf die Verwirklichung des Gemeinwohls hingeordnet sein, sich für die Verwirklichung einer echten ganzheitlichen menschlichen Entwicklung einsetzen, die sich von den Werten der Liebe in der Wahrheit inspirieren läßt. Darüber hinaus muß diese Autorität von allen anerkannt sein, über wirksame Macht verfügen, um für jeden Sicherheit, Wahrung der Gerechtigkeit und Achtung der Rechte zu gewährleisten. Offensichtlich muß sie die Befugnis besitzen, gegenüber den Parteien den eigenen Entscheidungen wie auch den in den verschiedenen internationalen Foren getroffenen abgestimmten Maßnahmen Beachtung zu verschaffen.
In Ermangelung dessen würde nämlich das internationale Recht trotz der großen Fortschritte, die auf den verschiedenen Gebieten erzielt worden sind, Gefahr laufen, vom Kräftegleichgewicht der Stärkeren bestimmt zu werden. Die ganzheitliche Entwicklung der Völker und die internationale Zusammenarbeit erfordern, daß eine übergeordnete Stufe internationaler Ordnung von subsidiärer Art für die Steuerung der Globalisierung errichtet wird und daß eine der moralischen Ordnung entsprechende Sozialordnung sowie jene Verbindung zwischen moralischem und sozialem Bereich, zwischen Politik und wirtschaftlichem und zivilem Bereich, die schon in den Statuten der Vereinten Nationen dargelegt wurde, endlich verwirklicht werden.”
Aus Gründen der Einsichtnahme auch in das geübte Leiden katholischer Kirchenbesucher wurde dieser Abschnitt hier ungekürzt wiedergeben. Zusammengefasst kann man sagen:
eine “politischen Weltautorität” soll die Kontrolle über die Weltwirtschaft übernehmen und sich dabei einem (Welt-)Recht unterordnen was es nicht gibt, sowie “sich auf konsequente Weise an die Prinzipien der Subsidiarität und Solidarität halten”, um die sich kein Machthaber kümmert der es nicht muss.
Stark gekürzt könnte man also sagen: der Papst will stellvertretend für den Katholischen Klerus eine Weltregierung. Ohne Verfassung, Parlament und unabhängige Justiz ist eine Regierung eine Monarchie. Und ein König bleibt ein König, ob nett oder nicht spielt keine Rolle.
Ergo: der Papst redet von einer Weltmonarchie.
Er trifft sich da mit Angela Merkel, Nicolas Sarozy, Silvio Berlusconi, die sich wiederum mit 28 anderen Machthabern im italienischen in L’Aquila (3) zum letzten Mal unter dem Siegel “G8? treffen, um dann im September in Pittsburgh endgültig als G20 den zum Verkauf stehenden Laden namens “Weltpolitik” zu übernehmen. Die Vereinten Nationen, die UN, sie spielt dabei keine Rolle, erst recht nicht die UN Vollversammlung, die am 26.Juni ihre Forderungen verabschiedet hatte ohne dass sie irgendwen in der weltweit herrschenden Oberschicht im Orbit zwischen Himmel und Erde gekümmert hätten.
Was konnte man nun gestern in den Tagesthemen (4) hören und sehen?
Man konnte den “Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz”, Erzbischof Robert Zollitsch, sehen. Der Mann hat ein Amt, was endlich mal nicht “Chef” von irgendwas genannt wird, wie zum Beispiel “Parteichef”, oder “Fraktionschef”. Immerhin muss er in geheimer Wahl mit 2/3 der Stimmen auf einer Vollversammlung der Bischofskonferenz gewählt werden und die findet sogar zweimal im Jahr statt.
Man könnte also fast sagen: im Vergleich zu den Berliner Parteien handelt es bei der Katholischen Kirche um eine Graswurzelbewegung.
Nun, der Hirte Robert Zollitsch fasste für alle Schäfchen vor dem Volksempfänger dann auch gleich die oben genannte stark gekürzte Fassung der Sozialenzyklika “Caritas in veritate” zusammen: der Papst trete für eine “Weltregierung” ein.
Tja. Nun denn.
Wenn man Gehorsam nicht nur gewohnt ist, sondern ihn auch ein Leben lang trainiert hat, ist man in dieser Profession natürlich einigermassen weit vorne. Wer es dagegen im Leben schon mal mit Politik versucht hat, der ist immer am Rande der Verzweiflung, weil er keine geübten Gegenspieler findet, geschweige denn Mitspieler. Ständig trifft man nur auf diese blöden Gesichter die einen fassungslos anglotzen und dann fragen:
“Moment mal – muss ich jetzt Dir gehorchen oder Du mir?”
Sowohl die Fürsten der Katholischen Kirche, als auch alle anderen die im Leben nie etwas begriffen sondern einfach nur gehorcht haben, sollten jetzt mal die Klappe halten, sich nach hinten stellen und Politik die machen lassen, die sie können.
Den “G8-Gipfel”, diese Witzveranstaltung von Schmierenkomödianten und Garderobenständern der Banker, muss niemand beachten. Im Auge muss man nur einen Clan behalten: die “Gruppe der 30? G30 (auch “G-30? geschrieben), die mächtigsten Zentralbanker, Banker und Finanz-Lobbyisten der Welt.
Chef der G30-Kreises ist Paul Adolph Volcker. Er war Chef der im Privatbesitz befindlichen Zentralbank der USA “Fed” während der Amtszeiten von Jimmy Carter und Ronald Reagen.
Heute ist Volcker ist Chef-Ökonom von US-Präsident Barack Obama (5).
Demnächst wird sich zeigen, wer Politik macht und wer gehorcht. Die Spreu trennt sich vom Weizen, besser der Weizen von der Spreu. Und dann wird selbst geerntet, was man selbst gesät hat.
Der Rest macht sich vom Acker und zwar plötzlich.
(…)
Quellen:
(1) http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=300475
(2) http://www.tagesschau.de/inland/gacht108.html
(3) http://www.radio-utopie.de/2009/06/27/un-vorschlaege-fuer-finanzielle-reformen-verabschiedet/
(4) http://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/tt1466.html
(5) http://www.radio-utopie.de/2009/06/25/g30-gegen-uno-vollversammlung-ringen-um-das-geldsystem-und-seine-macht-ueber-die-erde/