Reverend Terry Jones aus Florida hat bekommen, was er wollte: Aufmerksamkeit. Diese hat er ausschliesslich nur der Medienindustrie zu verdanken, die in hochkrimineller Weise gehandelt hat.
Sämtliche Zeitungen weltweit – von den einflussreichsten bis hinunter zu den kleinsten Anzeigeblättern – haben das Vorhaben des „Ehrwürdigen“ überhaupt erst zeitgleich der gesamten Welt bis in den hintersten Winkel als die sensationelle Schlagzeile einer bevorstehenden Bedrohung durch Gegenreaktionen unter die Nase gerieben. Wenn der falsche Priester jetzt nicht einen Tag vor seinem Vorhaben eingelenkt hätte, wäre die ganze Welt möglicherweise genau deshalb in Flammen aufgegangen.
Das wäre der Verdienst der Schreibtischtäter in den Redaktionsstuben gewesen. Mit angehaltenem Atem und wohlig-grusligen Wonneschauern über den Rücken über diese Sensation – so wie wenn ein Raubtier gerade zum Sprung ansetzt, um seine Beute zu zerreissen – hat man den 11.September 2010 in den USA und seine Wirkung und die gewalttätigen Reaktionen aus der muslimischen Welt erwartet.
Selbstverständlich erlaubt es die Pressefreiheit, über alles berichten zu können. Wäre das nicht der Fall, würden keine Verfehlungen in Politik und Wirtschaft in die Öffentlichkeit dringen.
Aber es gibt eine moralische Verantwortung über das, was man mit der verbreiteten Information der Verbrennung von Hunderten von Büchern des Korans mit unüberschaubaren Folgen auslösen wird und hatte die Wahl und die Verantwortung, diese nicht zu übernehmen. Jones Idiotie hätte von sämtlichen Medien und Sendern völlig ignoriert werden müssen als Ausdruck der Missbilligung und gezeigten sozialen Intelligenz.
Das, was Pastor Jones in seinem Wahn angekündigt hatte, war die kühl kalkulierte Erpressung eines Irren, um den Bau einer Moschee am Ground Zero zu verhindern in dem Wissen, dass seine Verbrennung des Heiligen Buches eine Wirkung, verheerender als die einer atomaren Bombe hat, auf die man in irgendeiner Weise eingehen muss und das stellt ihn somit auf die Stufe eines wahnsinnig gewordenen Terroristen und Anstifters zu Völkermord. Denn es wären mit Sicherheit in dann zu erwarten gewesenen Unruhen viele Menschen ums Leben gekommen und von Kreisen ausgenutzt worden, die davon profitiert hätten und es hätte Teile der Gesellschaft radikalisiert.
Aus Frust vor bestehenden Verhältnissen werden ständig stellvertretend Staatsflaggen oder heilige Bücher und Gegenstände vernichtet. Meistens beruhigt sich zum Glück nach diesen Protesten, bei denen es auch zu tödlichen Ausschreitungen kommt, die aufgeheizte Stimmung wieder. Auch wenn es sich um grosse Massendemonstrationen in verschiedenen Ländern handelte, bezogen sie sich dennoch auf ein lokales Ereignis wie die Bombardierung des Gazastreifens vor fast zwei Jahren durch Israel, der Einmarsch in den Irak durch die USA oder der tödliche Überfall auf die Gaza-Hilfsflotte.
Der Fall Jones wurde regelrecht als gezielte Provokation inszeniert und psychologisch missbraucht, um diesmal gründlich die Gefühle aller muslimischen Gemeinden weltweit zu treffen, denn es ist ein Unterschied, ob Solidarität mit einem angegriffenen einzelnen Land empfunden wird oder die Verteidigung einer ganzen herausgeforderten Religion auf dem Spiel steht.
Um der ganzen Terroraktion das dazu notwendige Gewicht zu verleihen, wurden die „beschwörenden“ Worte an den Erpresser, angefangen vom US-Präsidenten die Riege abwärts und Reisewarnungen für US-Bürger in der Presse verbreitet. Das Einlenkung von Jones lässt die US-Regierung nun in gutem Licht dastehen, die enorme „Anstrengungen“ auf sich genommen hat, ein drohendes Unglück abzuwenden und bietet eine willkommene Ablenkung von innen- und aussenpolitischen Problemen.
Der muslimischen Gemeinde von New York dient die Affäre dazu, ihr Gesicht zu wahren, einzulenken und das stark umstrittene zündstoffgeladene Projekt des Baus einer Moschee nicht direkt an die Stelle des ehemaligen World Trade Centers umzusetzen sondern ein paar Meter davon entfernt.
Es war eine psychopathische Schmierenkomödie eines aufgeblasenen Verrückten einer fünfzig Mann zählenden evangelikalischen Gemeinde in Gainesville, in die sich durchaus von Anfang an ein oder mehrere Geheimdienste und Operateure eingeschaltet haben könnten, und die von allen Seiten ausgenutzt und hochgepusht wurde und es wird nicht die letzte dieser Art gewesen sein.
Die Menschen sollten das erkennen und sich nicht provozieren lassen. Dieser Appell geht auch an die Rechtsgelehrten, sich nicht von derartigen bewusst angelegten infamen Vorhaben hereinlegen zu lassen. Das ist einen gewünschten Krieg der Religionen nicht wert.