Bundeswehr richtete Vorposten in Äthiopien ein – Die Wacht am Horn

Beratergruppe im Einsatz und Errichtung eines Militärtrainingslager in „Abessinien“ durch deutsche Militärexperten

Die stolzen deutschen Recken zieht es nach über 60 Jahren wieder in die fernen Weiten dieser Welt hinaus. Asien, Afrika…kein Kontinent ist vor ihrer Ankunft mehr sicher. In letzter Zeit hat es ihnen zunehmend der Schwarze Kontinent wieder angetan, weil sie in Afghanistan keinen Fuss vor‘s Tor fassen konnten, nachdem sie von den Einheimischen kräftig in die Schranken ihres Heerlagers Masar-i-Sharif in der Nordprovinz zurückgewiesen wurden.

Fritz Lang 1922/24 Die Nibelungen

Ostafrika gerät immer mehr in den Fokus der Brenngläser der Generäle und Offiziere der deutschen Bundeswehr und des Auswärtigen Amtes.

In Dschibuti hat man seit Jahren einen Militärstützpunkt eingerichtet und die Flotte der Kriegsschiffe kreuzt in den afrikanischen Gewässern östlich von Afrika auf und ab als würde sie Touristen spazierenfahren.

Ein ironischer Artikel in der Zeit

„Die Wacht am Horn – Die Bundeswehr im Antiterror-Einsatz vor Afrikas Ostküste: Auf der Suche nach dem unsichtbaren Feind. Ein Frontbericht“

vom August 2003 von Constanze Stelzenmüller, der im Internet zu finden ist, zeigt, wie sehr inzwischen die Medienindustrie in den letzten sieben Jahren auf den gut abgerichteten Kampfhund gekommen ist.

Ein paar kleine Auszüge aus dem Beitrag:

„Hier im Hafen von Dschibuti aber zelebrieren Italiener, Spanier, Deutsche, Franzosen, Briten und Amerikaner das Koalitions-Hochamt. Gleißend in Weiß erscheint zum Schluss gar Admiral Thomas Keating, Kommandeur der 5. US-Flotte in Bahrain und Oberbefehlshaber im Antiterror-Seekrieg: Er erteilt den Anwesenden seinen militärischen Segen …

Für die deutsche Marine steht bei diesem Einsatz, der vor über einem Jahr begann, am meisten Reputation auf dem Spiel. Ihr Beitrag ist ein wenig geschrumpft: von drei Fregatten auf eine, von vier Versorgern auf einen, von vier Hubschraubern auf zwei, von 1400 Soldaten auf 560; die drei Flugzeuge sind geblieben, die fünf Schnellboote aber und das Messfahrzeug liegen mangels Klimatisierung wieder im vereisten Heimathafen. Dennoch ist dies die größte Mission der Marine seit fünfzig Jahren, und mit offiziell rund 226 Millionen Euro für 2002 gewiss auch die teuerste…

Die Schiffe der Deutschen fahren zwischen dem Südende des Suezkanals und der Spitze des Horns; ihre Aufklärungsflugzeuge patrouillieren vom kenianischen Mombasa aus entlang der Ostküste Somalias. Sie arbeiten ihre Planquadrate mit hingebungsvoller Gründlichkeit ab, allen widrigen Umständen und dem einen oder anderen leisen Zweifel zum Trotz. Uneingeschränkte Solidarität eben…

7 Schiffe werden an diesem Tag abgefragt, einige sind alte Bekannte; drei antworten, die anderen sind einheimische Dhows, haben weder Namen noch Radio. Contacts of interest, also verdächtige Schiffe: nur zwei, im Hafen von Mombasa. …

Aber Terroristen mit UBooten gibt es nur im Film. So fliegen die Deutschen Streife, die Küste hinauf und hinab. Wenn’s zu fad wird, lesen sie dabei alte Krimis. …

„Wissen Sie eigentlich, warum ein Objekt verdächtig ist?“ Grinsen in der Besatzung. „Das wird nicht begründet. Das kommt von ganz oben.“ Aus Bahrain also. In den US-Tagesbefehlen steckt gerade so viel Information wie notwendig, um den Auftrag auszuführen. Wie sagt doch CIA-Mann Felix Leiter zu James Bond, wenn sie gemeinsam auf Mission gehen? „Sorry, old chap, you don’t need to know.“ …

Admiral Rolf Schmitz, ein nachdenklicher Kölner, der in diesen Tagen das Kommando des deutschen Kontingents abgibt, seufzt. „Wir schützen ja auch die US-Kasernen bei uns, ohne zu fragen, wohin die Soldaten von dort aus fliegen.“ …

In der Steinwüste im Norden von Dschibuti wird nun die Expeditionskriegsführung zu See, zu Lande und in der Luft geübt, dass es nur so kracht – und zwar mit scharfer Munition. Das Gelände, sagen Sprecher der Marines mit entwaffnender Offenheit, sei exakt das, was man brauche – zumal daheim immer mehr Übungsplätze wegen Beschwerden über Lärm oder Umweltschäden geschlossen würden….

Dschibutis winzige Elite mit ihren Schlössern in Frankreich und Konten in der Schweiz sieht das wohl nicht so eng. Das bitterarme Volk befindet sich ohnehin im Zustand der Dauereuphorie – buchstäblich. Die Flieger mit den narkotisierenden Qat-Blättern landen täglich um 13 Uhr. Danach läuft in Dschibuti bis zum Morgen nichts mehr. Das erklärt, warum saudische Islamisten hier nie viel Gehör fanden: Für Fanatismus kann sich keiner lang genug konzentrieren. Nur einmal drohte ein Aufstand: als es schien, das Geballere könnte den Drogennachschub unterbrechen….

Irritationen an höchster Stelle gab es indes, als die CIA von einer ihrer mobilen Stationen im Norden des Landes eine bewaffnete Predator-Drohne abschoss, die im Jemen sechs mutmaßliche Terroristen tötete. Die Regierung war erzürnt, auch die Koalitionsschiffe waren verwirrt. Um Himmels willen, geschieht das denn noch immer? „Jetzt. Nicht. Mehr“, sagt ein deutscher Offizier gedehnt…

Dort haben die deutschen Marineaufklärer – sie fliegen natürlich strikt auf der legalen Seite der 12-Seemeilen-Zone – einige Landestellen in der Wildnis geortet. Die üblichen gut informierten Kreise wollen wissen, dass die Attentäter von Mombasa von dieser Küste aus mit dem Boot übergesetzt sind – und wieder Unterschlupf gefunden haben…

In Dschibuti, über Dschibuti und um Dschibuti herum geht unterdessen der Koalitionseinsatz des Westens weiter seinen Gang. Kein Zweifel, die geballte Flottenpräsenz wird manchen Möchtegern-Attentäter scharf nachdenken lassen. Tatsache bleibt indes, dass hier eine Truppe von teuer ausgebildeten, hoch motivierten Spezialisten als glorifizierte Küstenwache eingesetzt wird…

Wir machen weiter, sagen die Deutschen tapfer. Vermutlich waren die französischen Marineoffiziere auf dem Deck der Patiño die ehrlichsten, als sie witzelten: „Nous, on ne comprend rien de ce qu’on fait ici.“ Keine Ahnung, was wir hier machen!

In Uganda und Somalia sind Sondereinsatzkräfte am Werk, angeblich um die ständig desertierenden einheimischen Rekruten für Kampfeinsätze auszubilden.

Nun ist Äthiopien das nächste militär-wirtschaftliche Strategenziel des Verteidigungsministeriums, das in dem Land seine Strukturen aufbaut. Das erste Vorauskommando ist schon längst da, um die Vorbereitungen für ein Bleiben zu treffen.

Im September 2010 haben zwei Soldaten der Streitkräftebasis mit den Vorbereitungen begonnen, um in den nächsten Jahren das zehntgrösste Land Afrikas unter anderem bei der Durchführung von Infrastrukturmassnahmen zu unterstützen. Im Dezember bekommen die beiden Soldaten mit vier weiteren Soldaten Verstärkung. Hauptsächlich arbeiten die Soldaten von der deutschen Botschaft in der Hauptstadt Addis Abeba aus.

Für die „Transformation des Mulugeta Bulli Technical Kolleg in Holeta“ wird von Soldaten der Bundeswehr ein zweiter Dienstsitz rund 30 Kilometer von der Hauptstadt im Camp Holeta eingerichtet. Es soll in ein „zivil-militärisches Ausbildungszentrum umgewandelt“ werden. Dort werden Kader und Soldaten für Kriegseinsätze von deutschen gründlichen Militärexperten geschult.

„Über mindestens drei Jahre werden die Soldaten im Rahmen einer ressortübergreifenden Initiative des Auswärtigen Amtes und des Bundesministeriums der Verteidigung zur regionalen Stabilisierung und zur Entwicklung von demokratischen Strukturen beitragen.„, hiess es bei den Streitkräften der Bundeswehr. (2)

Der im zweimaligen Afghanistaneinsatz erprobte Hauptfeldwebel Rüdiger Prangenberg wird die Leser mit seinem veröffentlichten Tagebucheintragungen über seine „neue Heimat“ auf dem Laufenden halten. (3)

Böse Erinnerungen an ein Lied des Nazi-Dichters Baumann werden wach, wenn ein derartiger Einsatz von Mitgliedern der Bundeswehr geplant ist – und die kommende NEUE NATO-Strategie kann beim besten Willen nicht die Zweifel zerstreuen, wohin die geplante Reise führen wird.

Deutschland sollte sich da gefälligst raushalten und seine Zukunft in rein zivilen Bemühungen um den Völkerfrieden suchen, wie es sich für ein fortschrittliches und friedensliebendes Land gehören sollte und sich diesem Anspruch, den es sich auf die Fahnen geschrieben hat, auch stellen.

Wasser predigen und Wein saufen: alle Militärexperteneinsätze und Waffenexporte gehören verboten.

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Quellen:
(1) http://www.zeit.de/2003/08/Djibouti?term=Horn
(2) http://www.streitkraeftebasis.de/portal/a/streitkraeftebasis/kcxml/04_Sj9SPykssy0xPLMnMz0vM0Y_QjzKLNwyON3Z0MwJJQjmGBvqRCPGglFR9X4_83FR9b_0A_YLciHJHR0VFAEZ9P4U!/delta/base64xml/L2dJQSEvUUt3QS80SVVFLzZfMVNfM01FTw!!?yw_contentURL=%2F01DB040000000001%2FW28ACFZJ527INFODE%2Fcontent.jsp
(3) http://www.streitkraeftebasis.de/portal/a/streitkraeftebasis/kcxml/04_Sj9SPykssy0xPLMnMz0vM0Y_QjzKLNwyON3Y09AJJwjgG-pEI8aCUVH1vfV-P_NxU_QD9gtyIckdHRUUAm3Ppbg!!/delta/base64xml/L2dJQSEvUUt3QS80SVVFLzZfMVNfM0FGMg!!?yw_contentURL=%2F01DB040000000001%2FW28ACFNP626INFODE%2Fcontent.jsp

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