Islamabad: Nachdem jetzt auch in deutschen Sprachraum bekannt geworden ist, dass die durch ein gezieltes Attentat ermordete pakistanische Politikerin Benazir Bhutto geplant hatte, sich am Tag ihres Todes mit den US-amerikanischen Legislativ-Staatsmännern Arlen Specter (Republikaner, Senat) und Patrick Kennedy (Demokraten, Repräsentantenhaus) zu treffen um ihnen ein 160 Seiten starkes Dossier über eine Verschwörung des pakistanischen Geheimdienstes ISI und der Wahlkampfkommission gegen sie zu überreichen (1), wird weltweit heftig diskutiert ob Präsident Pervez Musharraf in das Mordkomplott verwickelt ist. Die Verschiebung der Wahl um einen Monat stärkt jedenfalls nach übereinstimmender Einschätzung in der Weltöffentlichkeit das ihn unterstützende Lager. (2)
Specter und Kennedy: auf Mission im Nahen Osten
Arlen Specter und Patrick Kennedy wollten aber nicht nur am 27.Dezember Bhutto in Pakistan treffen. Auch waren sie drei Tage später in Syrien. Sie trafen sich dort mit Machthaber Assad um die Lage Libanon zu beraten und die Rolle Auch waren sie Syriens in der Region. Nachher äusserte sich gerade Specter positiv über Assad: dieser sei zum Frieden mit Israel bereit (16).
Was aber trieb die Vertreter des US-Parlamentes ausgrechnet jetzt auf eine so umfangreiche Mission in den Nahen und Mittleren Osten?
Agent Saeed Sheikh
Auch geht das Rätselraten um die Äusserungen von Bhutto in ihrem Fernsehinterview weiter. Am 2.November hatte Bhutto auf „Al Jazeera English“ vom seit dem 11.September 2001 verschwundenen Bin Laden als „ermordet“ gesprochen und auch den Namen des Täters genannt: Ahmed Sheikh. Vollständiger Name: Ahmed Omar Saeed Sheikh. Weitere Pseudonyme laut dem „Parteibuch Lexikon“: Omar Sheikh, Sheikh Omar, Sheik Syed und das Alias „Mustafa Muhammad Ahmad“ (3)
Dieser war, laut dem pakistanischen Machthaber Pervez Musharraf selbst, seit seiner Jugend an der „London School of Economics“ Agent des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 (3,4). Und nicht nur das: in seinem 2006 überraschend veröffentlichten Buch (von dem sogar seine Regierung überrascht wurde) legte Musharraf sogar nahe, dass Saeed Sheikh die späteren Verbrechen, wie den Mord am „Wall Street Journal“-Reporter Daniel Pearl im Februar 2002, als britischer Agent verübte. „At some point, he probably became a rogue or double agent“, so Musharraf in seinem Buch über Sheikh. Klingt nicht sehr zwingend.
Ausserdem machte Musharraf damals publik, dass die Bush-Regierung 2001 mit einer Bombardierung Pakistans – de facto: mit einem Atomkrieg – gedroht hatten. Man werde Pakistan „in die Steinzeit zurückbomben“ wenn er nicht kooperiere, berichtete Musharraf über die Drohungen aus dem Weissen Haus. (5)
Manche Quellen sprechen sogar davon, dass Ahmed Omar Saeed Sheikh (alias Omar Sheikh, Sheikh Omar, Sheik Syed, Mustafa Muhammad Ahmad) auch für den pakistanischen ISI gearbeitet hat (6).
Der 11.September und der ISI
Dafür spricht auch etwas anderes: laut Wikipedia hat nach offiziellen Angaben der mutmassliche 9/11-Attentäter Mohamed Atta am 4.September 2001 via FedEx ein Paket an einen gewissen „Mustafa Ahmed“ in die „Vereinigten Arabischen Emirate“ gesendet, welches am 8.September ankam und von diesem dort in Empfang genommen wurde. Ebenfalls am 8.9.2001 sendete Atta zwei Geldzahlungen, erst 2.860 dann 5.000 Dollar. In den nächsten 2 Tagen sendeten zwei weitere mutmassliche 9/11-Attentäter, Waleed al-Shehri und Marwan al-Shehhi, ebenfalls mehrere tausend Dollar an „Mustafa Ahmed“. (7)
Wer aber ist das?
Das FBI bestätigte nach dem 11.September die Identität von „Mustafa Ahmed“ als Ahmed Omar Saeed Sheikh. Dem Mann, der laut Benazir Bhutto Osama Bin Laden getötet haben soll. Laut der Executive Order 13224, die unmittelbar nach den Attentaten erlassen wurde, war „Mustafa Muhammad Ahmad“ ein Alias von „Shaykh Sai‘id“. Ahmed Omar Saeed Sheikh wiederum überwies persönlich Atta 100.000 Dollar. (8).
Sehr viele, mühsam gesammelte Presseberichte darüber verschwanden seitdem aus dem Netz (9). Eine wahre Orgie von Täuschungsmanövern, Nebelkerzen und Vertuschungsversuchen hob an (8), um nicht nur die Identität des (laut Musharraf) MI6-Agenten Saeed Sheikh zu verschleiern, sondern vor allem auch die enge Verbindung zum damaligen Boss des pakistanischen ISI.
Denn General Mahmoud Ahmad (Mahmood Ahmed), damals Chef des mächtigen Geheimdienstes, beauftragte laut Presseberichten seinen Agenten Ahmed Omar Saeed Sheikh, Atta eben diese 100.000 Dollar zu überweisen. Welch ein Zufall, dass der Chef des pakistanischen Auslandsgeheimdienstes, General Ahmad, zum Zeitpunkt der Attentate am 11.September 2001 just in Washington zum Frühstück war, übrigens mit den US-Abgeordneten Porter Goss (Republikaner) und Bob Graham (Demokraten). Ganz zufällig drehte es sich bei diesem Frühstück ausgerechnet um Bin Laden. (10)
Am 8.Oktober 2001 trat Mahmoud Ahmad dann als ISI-Chef zurück, oder wurde zurückgetreten, die Rolle Musharrafs dabei ist nicht ganz klar. Manche sagen, er sei gefeuert worden (9).
Saeed Sheikh und der CIA
Womit wir wieder beim Thema wären: die grosse, alte Tante der Geheimdienste überhaupt, blutig und berüchtigt, immer gut als Blitzableiter, auch als Alibi, aber nichtsdestotrotz über die Jahrzehnte erwiesenermassen in Hunderte, wenn nicht Tausende von Massakern, Umstürze, Putsche und Putschversuche und unzählige Folterungen, Verschwörungen, Entführungen, und Sabotageakte verwickelt.
Am 3.März 2002 nun vermerkte die Pittsburgh Tribune-Review, dass „es viele gibt in der Regierung Musharrafs, die glauben, dass Saeed Sheikhs Macht nicht vom ISI kommt, sondern von seinen Verbindungen zu unserer eigenen CIA. Die Theorie ist die, dass unter solch enormem Druck Bin Laden zu fangen, Saeed Sheikh dafür eingekauft und bezahlt wurde“. (11)
Wer da noch an einen Zufall oder Versprecher in Bhuttos Interview glaubt, dem kann man Zähne ziehen ohne dass es weh tut.
„Omar“ Saeed Sheikh war nicht nur Mitglied der terroristischen Miliz „Jaish-e Mohammad“, sondern auch fester Bestandteil der indischen Unterwelt. Bei seinen Reisen u.a. nach Dubai traf er den indischen Gangsterboss Aftab Ansari, einen Paten mit pakistanischem Pass, der dort in aller Ruhe angeblich nur ein „Restaurant“ betrieb. Die US-Behörden liessen Sheikh und Ansari aber in aller Ruhe ihren Geschäften nachgehen, selbst als diese ganz offensichtlich im Januar 2002 in einen blutigen Anschlag auf ein Amerika-Zentrum in Kalkutta verwickelt sind. Über Sheikh lief die gesamte Finanzstruktur des indischen Mafia Netzwerkes. Von der indischen Polizei kam dann auch der Hinweis auf die von Saeed Sheikh überwiesenen 100.000 Dollar an Mohammed Atta. (12)
Die ganze Palette an Sheikhs Verwicklungen und Verbrechen kann hier beim unübertroffenen Team von „Cooperative Research“ nachgelesen werden.
Das Geld für die 9/11-Attentate: kein Thema für die Untersuchungskommission
Wenn man bedenkt, dass hierzulande mit TV-Kameras, Ämtern und tapferen Polizisten öffentlich wegen ein paar Euros jedem armen Schlucker hinterherspioniert und in Wohnungen eingebrochen wird, so mutmasst es doch etwas seltsam an, dass beim Thema „Geld und der 11.September“ immer dieses Kopfrucken und -zucken anfängt. Der Blick dreht sich, „jaja“ und dann muss man auch schon weg.
Kein Mensch, vor allem kein schick angezogener, hält auch nur diese Frage aus. Für alles braucht dieses Pack ständig Geld was es nicht hat, Schulbücher, Schwimmbäder, Theater, „wer soll das bezaaaaaahlen“, nur Attentate sind ja bekanntlich kostenlos. Und wenn es dann hart auf hart kommt, wird dann noch ein lamoryantes „aber das war doch seit Jahren bekannt“ mit nach hinten abfallenden Tonfall gedroschen, husch, das war´s.
Mal abgesehen von den Börsenspekulationen (nach denen fragt ja auch niemand mehr, das findet man nie raus, nur den Falschparker kriegt man immer) – die Untersuchungskommission des 11.September hat es in ihrem Bericht selbst gesagt:
„Bis heute hat es die US-Regierung nicht geschafft, die Herkunft des Geldes herauszufinden was für die Angriffe des 9/11 benutzt wurde. Im Grunde ist die Frage auch von geringer praktischer Bedeutung“.
„To date the U.S. government has not been able to determine the origin of the money used for the 9/11 attacks. Ultimately the question is of little practical significance.“ (Der gesamte Bericht unter 13 zum Download)
Was soll einen da noch wundern?
Szenario eines ganz normalen Krieges
Es ergibt sich simples, folgendes, glaubliches Szenario:
1. Seit dem 11.September 2001 läuft in weltweiter Krieg, in dem die USA und ihre willigen Koalitionäre mit dem selbstfinanzierten und -fabrizierten Kriegsalibi „Al Kaida“, „Osama Bin Laden“ und „Terror“ einfach immer weiter vorrücken.
2. Benazir Bhutto wurde ganz unzweifelhaft nach ihrer Verbannung durch Musharraf 1999 während ihres Exils in London vom Westen unterstützt. Am 27.Januar wurde sie von US-Präsident Bush und hochrangigen Parlamentariern zum Gespräch eingeladen (14). Sie ging offensichtlich auch mit Unterstützung der Geheimdienste und Regierungen unter US-Hegemonie nach Pakistan zurück.
3. Sie ging einen Deal mit Musharraf ein, wurde von ihm als künftige Premierministerin ins Gespräch gebracht (15).
4. Dafür wurde sie ermordet.
weitere Artikel:
28.12.2007
Pakistan? Weltkrieg? KEINE PANIK.
06.12.2007
Ex-Präsident von Italien: CIA und Mossad verübten 11.September
Quellen:
(1)
http://www.taz.de/1/politik/asien/artikel/1/wahltermin-wird-opfer-des-bhutto-mordes/?src=AR&cHash=9d129a6e85
(2)
http://ap.google.com/article/ALeqM5jIE0IUn4WIiaMBpjG8SI_6H5RXzgD8TT9LH00
(3)
http://www.mein-parteibuch.com/wiki/Ahmed_Omar_Saeed_Sheikh
(4)
http://www.gulf-times.com/site/topics/article.asp?cu_no=2&item_no=110171&version=1&template_id=41&parent_id=23
(5)
http://www.theaustralian.news.com.au/story/0,20867,20476793-601,00.html
(6)
http://uncapitalist.com/blog/?itemid=1624
(7)
http://en.wikipedia.org/wiki/Mohamed_Atta
(8)
http://en.wikipedia.org/wiki/Mustafa_Ahmed
(9)
http://www.cooperativeresearch.org/essay.jsp?article=essaysaeed
(10)
http://en.wikipedia.org/wiki/Mahmoud_Ahmad
(11)
http://www.pittsburghlive.com/x/pittsburghtrib/s_20141.html
(12)
http://www.guardian.co.uk/media/2002/feb/09/pakistan.britishresponsetoseptember11
(13)
http://www.9-11commission.gov/report/911Report.pdf
(14)
http://en.wikipedia.org/wiki/Benazir_Bhutto
(15)
http://www.timesonline.co.uk/tol/news/world/asia/article3056688.ece
(16)
http://www.radio-utopie.de/2007/12/30/poker-um-libanon-zwischen-iran-usa-und-frankreich/