Einen Scheck in Höhe von 500.000.000 € für sinnvolle Bahnausbau- und Bahnrenovierungsmaßnahmen übergibt eine Delegation von Stuttgart 21-Gegnern heute um 13.00 Uhr auf dem Tuttlinger Marktplatz an die Tuttlinger Bürger.
Mit dieser symbolischen Scheckübergabe machen die Stuttgarter Bürgerinnen und Bürger darauf aufmerksam, dass die derzeit für das Milliardengrab Stuttgart 21 eingeplanten Mittel in anderen Regionen Baden-Württembergs gebraucht würden.
„Während in Stuttgart ein für Bahnfahrer sinnloses Projekt vorangetrieben wird, fehlen in zahlreichen Regionen in Baden-Württemberg die Mittel für dringend erforderliche Bahnausbau- und Bahnrenovierungsmaßnahmen“,
so Klaus Gebhard, ein Teilnehmer der Stuttgarter Delegation.
Für die Tuttlinger Bevölkerung wären beispielsweise der durchgängig zweigleisige Ausbau der Gäubahnstrecke von Stuttgart nach Singen und die durchgängige Elektrifizierung der Ringbahn Tuttlingen-Donaueschingen-Villingen-Rottweil-Tuttlingen sowie der Donautalbahn von Tuttlingen über Sigmaringen nach Ulm wichtige nutzbringende Projekte.
Das Projekt Stuttgart 21 wurde mit dem Ziel entwickelt, Bauflächen in Stuttgart freizumachen, indem die Gleisanlagen abgebaut und Teile des bisher denkmalgeschützten Bahnhofbaus abgerissen werden. Statt des Kopfbahnhofs soll ein Tiefbahnhof entstehen. Wie die derzeit laufenden und öffentlich übertragenen Schlichtungsgespräche in Stuttgart belegen, kann der geplante Tiefbahnhof noch nicht einmal die Kapazitäten des bestehenden Kopfbahnhofs erreichen. Mit Stuttgart 21 würde auch der Regionalverkehr geschwächt, der Umsteigekomfort würde sinken. Es besteht aus Sicht von Bahnfahrenden kein Grund, den Kopfbahnhof abzureißen und dadurch unnötig Milliarden zu verschwenden.
Der bestehende Stuttgarter Hauptbahnhof schnitt in einem 2008 von „Stiftung Warentest“ durchgeführten Test von Großstadtbahnhöfen zusammen mit Leipzig (ebenfalls ein Kopfbahnhof!) bezogen auf Pünktlichkeit bundesweit am besten ab. Ein milliardenschwerer Neubau des Bahnknotens Stuttgart unter der Erde erscheint auch vor diesem Hintergrund als eine unsinnige Fehlinvestition.
Um diese Fehlverteilung von Geldmitteln „rückgängig“ zu machen, macht sich eine 20-köpfige Delegation Stuttgarter Bürger auf den Weg in baden-württembergische Regionen, in denen Mittel für sinnvollen Ausbau des Bahnverkehrs fehlen. Auf dem Tuttlinger Marktplatz wird die Stuttgarter Bürgerdelegation von einem Publikum aus aktiven Stuttgart-21-Gegnern empfangen. Sie nehmen
stellvertretend für alle Anlieger der Gäu- und Ringbahn sowie der Donaubahn den Stuttgarter Millionenscheck entgegen.
Pressetreffpunkt: 5.11.2010, 13 Uhr, Tuttlingen Marktplatz
Rückfragen an Matthias von Herrmann, Pressesprecher der Parkschützer (1,2)
Alternativkonzept K 21
Renovierung und Modernisierung des bestehenden Kopfbahnhofs
Durch eine Renovierung und Modernisierung des bestehenden Stuttgarter Bahnhofs, das Projekt K 21, könnte eine noch höhere Leistungsfähigkeit des Kopfbahnhofs erreicht werden. Werden die erwarteten Kosten für K 21 entsprechend eingeplant, ergeben sich Einsparungen in Höhe von ca. 6,2 Milliarden €, die für andere Bahnbaumaßnahmen in Baden-Württemberg verwendet werden könnten. Für Stuttgart 21 und die Neubaustrecke Wendlingen-Ulm sind den Berechnungen des Bundesrechnungshofes zufolge
aktuell Kosten in Höhe von 8,5 Milliarden € zu erwarten.
Selbst wenn zusätzlich zur Renovierung und Modernisierung des Kopfbahnhofs die Neubaustrecke nach Ulm gebaut wird, die auch im Zusammenhang mit dem Kopfbahnhof realisiert werden kann, ergeben sich Einsparungen in Höhe von 3,0 Milliarden €.
Vor allem aber ist durch den Bau von K 21 für Stuttgart und die Region ein moderner, zukunftsorientierter Bahnhof mit guten regionalen Anbindungen gesichert. Und es bleiben Ressourcen für die nötige Pflege und Erneuerung von Bahnanlagen in ganz Baden-Württemberg.
Bahnprojekte und Kosten
Neubau-Strecke Wendlingen-Ulm:
3,2 Mrd. € / Kosten lt. Bundesrechnungshof (2,89 Mrd. € / Kosten lt. DB)
„Stuttgart 21“ Neubauabschnitt Stgt.- Feuerbach – Wendlingen und Neubau Tiefbahnhof
5,3 Mrd. € / Kosten lt. Bundesrechnungshof (4,1 Mrd. € / Kosten lt. DB)
Geschätzte Kosten „Kopfbahnhof 21“
1,8 Mrd. € (nach Vieregg & Rössler)
Ausstiegskosten aus Stuttgart
21 0,5 Mrd. €
Mögliche Einsparungen gegenüber S 21 bei Renovierung und Modernisierung des Kopfbahnhofs
6,2 Mrd. €
(6.200.000.000 €)
Einsparungen gegenüber S 21 bei Renovierung und Modernisierung des
Kopfbahnhofs und Bau der Neubaustrecke nach Ulm
3,0 Mrd. €
(3.000.000.000 €)
Quellen:
(1) Presseerklärungen und Hintergrundinfos / Presseportal: www.parkschuetzer.org/presse
(2)Internet: www.bei-abriss-aufstand.de und twitter.com/AbrissAufstand und www.parkschuetzer.org