US-Militär-Kontrolle in US-Militär-kontrollierten Hochsicherheits-Biolaboren in Afrika

Faust's pact with Mephisto, engraving by Julius Nisle after Goethe's “Faust”
Faust's pact with Mephisto, engraving by Julius Nisle after Goethe's “Faust”

Der Pakt mit dem Teufel: Dienstreise des Pentagons und US-Senats nach Kenia, Uganda und Burunti in die Forschungslabore für hochpathogene Erreger, um Bioterrorismus auszuschliessen.

Die kenianische Regierung wurde vom US-Verteidigungsministerium gebeten, eine hochkarätige Gruppe von US-Kontrolleuren des Pentagons zur Untersuchung der Hochsicherheits-Biolabore des afrikanischen Landes zu empfangen, um ihre Bedenken bezüglich der mangelnden Sicherheit zu zerstreuen.

Unter anderem reiste auch der Republikaner und US-Senator für Indiana, Richard Lugar, der im Aussenpolitischen Ausschuss sitzt, als Leiter des Expertenteams mit und gab im Anschluss an seine Tour durch die Labors mit dem Direktor des Kenya Medical Research Institute, Dr. Solomon Mpoke, eine gemeinsame Pressekonferenz am 12.November 2010 in Nairobi.

Am 11.November schrieb die kenianische Zeitung Daily Nation, dass der erste Besuch dem Kenya Medical Research Institute (KEMRI) mit seiner grössten Anzahl von biomedizinischen Forschungslabors gilt und erwartet wurde, dass Lugar strenge Sicherheitsüberprüfungen für die dort arbeitenden Menschen empfehlen wird sowie verlangen könnte, dass gewisse Proben in den USA oder mit deren Partnern im Westen gespeichert werden sollen.

KEMRI hat fünf Bioerreger-Laboratorien in Nairobi, verteilt zwischen dem Kenyatta National Hospital und dem Hauptsitz des Institutes. Erst kürzlich wurden auf dem Campus des Kenyatta National Hospital der University of Nairobi‘s College of Health Sciences einige dieser Labore für hochansteckende Erreger eingerichtet.

Hohe Beamte am Institut und dem Institut für Primatenforschung, Karen, die beiden führenden Institutionen in der biomedizinischen Forschung, hätten ängstlich dem Besuch aus dem anstehenden US-Verteidigungsministerium entgegengesehen, so die Zeitung, wozu eigentlich nicht so recht die Ursache dafür zu erkennen wäre, denn das US Centers for Disease Control and Prevention (CDC) betreibt ein bedeutendes biomedizinisches Labor am Hauptstandort des KEMRI und ein weiteres in Kisumu. (1)

Einzig und allein deshalb ist doch wohl davon auszugehen, dass dadurch höchste Sicherheitsstandards bei soviel US-Expertenpräsenz in Kenia eine Selbstverständlichkeit sein sollten und ein reger Austausch darüber stattfindet, zumal doch alle Biolaboreinrichtungen mit dem Walter Reed Research Centre, einer Forschungseinrichtung der US-Armee, eng zusammenarbeiten.

Es gibt laut Daily Nation eine starke amerikanische Militärpräsenz in den lokalen Forschungsinstitutionen, einschliesslich dem KEMRI Centre in Kilifi und dem britischen Wellcome Trust Research Programme.

Selbstverständlich wurde das gewünschte Ergebnis auch gefunden, was den eigentlichen Anlass zu dieser Inspektion geboten hatte. Kenia als Nachbarstaat von Somalia ist nämlich ein potentieller Hort von bösen Terroristen, die sich aus dem reichhaltigen Fundus der Viren, Bakterien und anderen hochpathogenen Krankheitserregern aus den Laboren Nairobis mal eben bedienen könnten. Einen anderen Grund hatte diese Reise wohl nicht gehabt, als diesen Tenor auf die Bühne der Medienwelt zu hieven.

Lugar, der lange Zeit im US-Senat für Fragen des Bio-Terrorismus zuständig und ehemaliger Vorsitzender des Senate Foreign Relations Committee war, sagte auf der Pressekonferenz:

„Die Welt ist voll von Menschen, die darauf aus sind, in den Besitz von gefährlichem biologischen Material zu gelangen, um ihre politischen Ziele durchzusetzen, indem sie anderen durch Krankheiten Schaden zufügen wollen.“

Konkrete „verwertbare Informationen“ konnte die Überprüfungskommission nicht in Kenia finden, wie auch unter den gegebenen US-militärischen Umständen. Trotzdem legte der US-Senator die Betonung darauf, dass die Institute noch mehr an der dort herrschenden „ungesicherten Sicherheit“ zu arbeiten hätten:

„Die Tatsache, dass die kenianischen Einrichtungen eine hohe Ansammlung von Krankheitserregern besitzen unterstreicht die Notwendigkeit, dass die Institute für mehr Sicherheit Sorge tragen müssen, schon allein wegen ihrer Nachbarschaft.“

Richard Lugar bezog sich hier auch darauf, dass die Biolabore mitten in den Stadtteilen angesiedelt sind und riet dem Institut, seine Mechanismen der Entsorgung der pathogenen Erreger zu verbessern. Weiterhin erklärte Lugar, die Tour diene dazu, um zu gewährleisten, dass die USA mit Kenia gemeinsam arbeiten, um die Laboratorien abzusichern und ein mögliches zufälliges Entweichen von Viren in die Umwelt auszuschliessen.

Im Jahr 1989 entwich aus einer Anlage in der Nähe von Washington ein Affe, dem ein Ebola-ähnliches Virus, das als Reston bezeichnet wird, gespritzt worden war.

Dr. Solomon Mpoke, der Leiter von KEMRI, erklärte, dass ihm noch nie ein Vorfall über eine Unsicherheit bekannt geworden wäre und sprach aber von Plänen, die Einzäunung seiner Einrichtungen zu verstärken.

Am Sonntag, den 14.November zeigte sich der Daily Nation in dem Artikel „False alarm about our labs was mishandled“ entrüstet über die Besorgnis des Teams aus der US-Regierung, das behauptete, dass von Kenia eine Gefahr durch gefährliche Krankheitserreger ausgehen und so dem Terrorismus Vorschub leisten könnte, dem diese Keime in die Hände fallen würden. (3)

Weiterhin kritisierte der Daily Nation die grosse Aufmerksamkeit, vor allem in den internationalen Medien, die „das Land als Herberge der weiteren terroristischen Bedrohung für die Welt wegen seiner Nähe zu Somalia ausgemalt“ hätten, obwohl die Überprüfungskommission nur geringe Mängel feststellen konnte und anerkennen musste, dass es überhaupt keine „verwertbaren Hinweise“ festzustellen gab.

Bisher wurden keine Beweise vorgelegt, die darauf hinweisen, dass diese oder andere Gruppen in der Region die komplexen Fähigkeiten besitzen, diese Lebensformen in Waffen einsetzen zu können, so die Zeitung und schrieb weiter:

„In Anbetracht dessen, dass die USA eine starke Präsenz und Einfluss auf die Kenya Medical Research Institute haben, muss unserer Meinung nach diese Angelegenheit am besten administrativ in den Vorstandsetagen behandelt werden.

Wir können nur hoffen, dass der Vorfall nicht von noch mehr begeisterten Gruppen genutzt wird, um von diesen Kenia als unsicheres Ziel für Besucher und Investoren auszumalen. Die lokalen Institutionen haben den Schlüssel zur Verantwortung gegenüber den Kenianern. Es ist bedauerlich, dass sich zwei solcher Anlagen in dicht besiedelten Teilen von Nairobi befinden. Dies ist gegen die Norm in den entwickelten Ländern, in denen die Bürger fordern, dass solche Einrichtungen in abgelegenen Orten fern von der allgemeinen Bevölkerung eingerichtet werden.“

Das US-Team hielt sich zuvor am 10.November in Uganda auf und besuchte dort zwei Institute ausserhalb der Hauptstadt, unter anderem das Biolabor des Virus Research Institute, das tödliche biologische Arbeitsstoffe wie Ebola- und Marbug-Viren sowie Anthrax-Sporen in Entebbe untersucht, um durch das Studium dieser Infektionskrankheiten die Natur der Krankheiten zu diagnostizieren und die Behandlung zu erleichtern sowie die Vermeidung von Ausbrüchen sicherzustellen.

Andrew Weber, Assistent des US-Verteidigungsministers für nukleare, chemische und biologische Programme, erklärte am 10.November:

„Wir müssen die Sicherheit der schwächsten Labors im öffentlichen Gesundheitswesen in Ostafrika in Betracht ziehen. Die Verhinderung des terroristischen Erwerbs von gefährlichen Krankheitserregern, das Saatgut für biologische Waffen, ist ein Gebot der Sicherheit.“

Der wachsende Einfluss der Shabab, einer islamischen extremistischen Organisation, würde die Bedenken zur Sicherheit der Biolabore in Uganda nähren, hiess es auch zu diesem Land, dessen heisses, feuchtes Klima die Verbreitung von Infektionskrankheiten erleichtert. (4)

Ein Reisender aus den Niederlanden starb vor zwei Jahren nach der Erkundung einer Höhle in einem Nationalpark des Landes an Marburg-Fieber und Milzbrand (Anthrax) wurde nach Beschreibung des Krankheitsverlaufes für den Tod von dreihundertundzwölf Flusspferden in den vergangenen Jahren im Queen Elizabeth National Park verantwortlich gemacht.

Nach ugandischen Regierungsquellen wäre wegen der Reformen der Regierung das zuständige Personal so verstreut, dass es sogar soweit gehen würde, dass die Lieferung von biologischen Arbeitsstoffen zu einer Forschungsstätte im Land Wochen dauern kann und vielleicht gar nicht durchgeführt wird.

Nikolaus Kauta, ein Beauftragter des Ministeriums für die ugandische Landwirtschaft, Tiere, Industrie und Fischerei sagte:

“We don‘t know what is around us. – Wir wissen nicht, was um uns herum ist. Das macht es schwierig, neue Fälle zu melden.“

In einem Forschungskomplex in der Nähe der untersten Etage des Uganda Virus Research Institute, den Lugar und sein Pentagon-Team aufsuchten, seien in einem ungesicherten Standard-Kühlschrank Milzbrand-Erreger und Marburg-Virus-Proben gelagert gewesen, in der Nähe befand sich nur ein Schild mit der Beschriftung „Restricted access“ und die Einrichtung hatte auch so Probleme mit der Sicherheit wegen zerbrochener Fensterscheiben und zerrissener Umzäunung, hiess es nach einer Erklärung im Lugar-Bericht. Andere festgestellte Mängel an den Standorten zur Sicherheit bezogen sich auf die Verwendung von gewöhnlichen Vorhängeschlössern sowie den Zugang zu Stellen, an denen Krankheitserreger ins Wasser oder die Luft abgegeben werden könnten.

Die Zahl der Techniker in dem in den 1920er Jahren errichteten Gebäude – eine isolierte Anlage, die vom Landwirtschaftsministerium betreut wird – ist von rund 200 auf sechs gesunken, sagte Kauta.

Dabei wird das Institut auf den oberen Etagen und in den weiteren dazugehörenden Häusern mit Laboratorien durch das US Centers for Disease Control and Prevention überwacht. Kein Mensch wird doch glauben, dass diese Herren nicht das komplette Gebäude unter ihrer Kontrolle haben und nun auf einmal derartige Sicherheitsmängel offenbar werden.

Weitere technologische Mängel wurden offenbart, als gezeigt wurde, wie ein Wissenschaftler mit dem Einsatz einer Handy-Kamera Anthrax-Bakterien unter dem Mikroskop untersuchte.

„Das sind Dinge, die um Hilfe schreien und die USA sind bestrebt, sie zu bieten“, sagte Lugar.

Das Nunn-Lugar-Programm würde versuchen, die Orte vor potenziellen biologischen Waffen-Agenten zu schützen und bei der Verbesserung ihrer wissenschaftlichen Kapazitäten helfen, um schnell vor Ort Krankheiten zu erkennen. Dieses Programm – Nunn-Lugar Cooperative Threat Reduction program – wurde von Richard Lugar und dem ehemaligen Senator Sam Nunn im Jahr 1991 entworfen, um nukleare, chemische und biologische Waffen in den Republiken der ehemaligen Sowjetunion zu zerstören.

„Wir haben durch Nunn-Lugar entdeckt, dass sowjetische Wissenschaftler biologische Waffen während des Kalten Krieges hergestellt haben, in denen Krankheitserreger aus Afrika eingesetzt wurden. Diese Waffen werden zerstört. Nun müssen wir ihre Quellen sichern“, schrieb Lugar und weiter hiess es: „Durch den Weitblick von Lugar wurde das Nunn-Lugar-Programm erfolgreich erweitert und im Jahr 2003 konnten weitere Mittel gewonnen werden, die zur Verfügung stehen, um diese tödliche Erreger in Uganda zu sichern, bevor sie die Küsten Amerikas erreichen könnten.“

In der New York Times konnte man dann auch den Ausspruch von Oberstleutnant Jay Hall, Mitglied in der Defense Threat Reduction Agency, über diese drohende Apokalypse und die Schlussfolgerungen für das US-Verteidigungsministerium lesen, alle Biolabore unter Kontrolle zu bekommen, bei denen es ihm möglich ist:

“This is the end-state. This is where we want to get all other labs.” (5)

Betrachtet man sich die Uganda-Erklärung von US-Senator Richard Lugar auf seiner eigenen Webseite zu seiner Aufgabe und Durchführung, so strotzt diese nur so von den gleichen Sätzen, die der Weltbevölkerung mit Hilfe der Medien täglich eingeimpft werden und lassen in ihrer altbekannten Propaganda jegliche detailiertere wissenschaftliche Angaben zum Thema vermissen:

„Tödliche Krankheiten wie Ebola, Marburg und Anthrax sind in Afrika weit verbreitet. Diese Erreger können in schrecklichen Waffen gegen unsere Truppen, unsere Freunde und Verbündeten, und selbst gegen die amerikanische Öffentlichkeit eingesetzt werden. Dies ist eine Bedrohung, die wir nicht ignorieren können.“

Hinweise auf die Anthrax-Anschläge im Jahr 2001 in den USA fehlen da eben so wenig wie der Anschlag in Nairobi im Sommer 2010 zur Fussballweltmeisterschaft und die „Terroristen in Somalia“. (6)

Im Jahr 2010 standen dem Lugar-Nunn-Programm 404,1 Millionen US-Dollar zur Verfügung. Diese jährlichen Geldmittel bewegen sich seit achtzehn Jahren in diesem Rahmen. (7)

Burundi war die nächste Station der Expertenkommission des US-Verteidigungsministeriums.

Artikel zum Thema
25.08.2010 Al Jazeeras verräterische Berichterstattung am Beispiel ‘Wer sind die Al Shabab’
12.07.2010 Spannung in Ostafrika: Attentat in Uganda, Haftbefehl gegen Machthaber im Nord-Sudan
20.08.2009 Neues Hochsicherheits-Bioterror-Labor in der Schweiz
12.08.2009 Sicherheitslücken der Hochsicherheits – BSL-4 Labore des Centers for Disease Control and Prevention (CDC)
01.05.2009 BSL-4-Labor in Marburg mit Diagnostik von Viren für „bioterroristische Zwecke“ erhält Eilerlaubnis für „Forschung“ mit genetisch veränderten Viren
16.03.2009 USA-Deutschland verstärken ihre Zusammenarbeit in Forschungen zur Gefahrenabwehr
28.07.2006 Die Vogelgrippe eine B-Waffe?

Quellen:
Grafik: Julius Nisle (died 1850) Wikipedia

(1) http://www.nation.co.ke/News/US%20team%20to%20inspect%20Kenya%20germ%20labs%20/-/1056/1051914/-/10vkhuz/-/index.html
(2) http://www.nation.co.ke/News/US%20wants%20top%20security%20for%20Kenya%20germ%20labs%20/-/1056/1052516/-/u4sxfd/-/index.html
(3) http://www.nation.co.ke/oped/Editorial/False%20alarm%20about%20our%20labs%20was%20mishandled%20/-/440804/1053420/-/kbjiqs/-/
(4) http://www.globalsecuritynewswire.org/gsn/nw_20101111_8041.php
(5) http://www.nytimes.com/2010/11/11/world/africa/11uganda.html?src=me
(6) http://lugar.senate.gov/news/record.cfm?id=328508&&
(7) http://lugar.senate.gov/nunnlugar/history/

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