Die Korea-Krise, deren wahren Kontrahenten in Washington und Peking sitzen, bekommt eine neue Dimension. Bereits einen Tag vor dem Artilleriegefecht zwischen Nordkorea und Südkorea plauderte der tags darauf gefeuerte südkoreanische Verteidigungsminister Kim Tae-young neue, brisante Pläne aus. Diesen zufolge könnten die USA taktische Atomwaffen in Südkorea stationieren. Währenddessen werden rund um das Artilleriegefecht am 23. begründete Zweifel über die Darstellung der amerikanisch-südkoreanischen Seite laut. Offenbar versuchen die Vereinigten Staaten von Amerika – wirtschaftlich und finanziell am Boden und nach neun Jahren Krieg mit zwei eroberten Ländern in Asien moralisch am Ende – mit kaltem, strategischem Kalkül eine asiatische Kuba-Krise herauf zu beschwören. Dabei benutzen sie die Koreaner beider Staaten als Bauern auf dem Schachbrett gegen ihren neuen Konkurrenten China, den sie zur Aufwertung ihrer Währung zwingen wollen.
Der Verteidigungsminister Südkoreas, Kim Tae-young, hat seinen Rücktritt eingereicht. Präsident Lee Myung-bak hat diesen überaus überraschend schnell am späten Nachmittag des 25.Novembers angenommen, berichtete The Korea Herald.
Als offizieller Grund für die Allgemeinheit wurden die Vorgänge am 23.November 2010 um die Insel Yeonpyeong genannt. Die südkoreanische Armee hat zu lasch reagiert – angeblich eine Viertelstunde zu spät und es hagelte deswegen Kritik von allen Seiten des Landes – sogar von der Opposition. (1)
Dieses Mätzchen von 15 Minuten ist dermassen unglaubwürdig, dass man sich unweigerlich nach der wahren Ursache der Demission des Verteidigungsministers fragen musste.
Testballon für taktische Atomwaffen
Einen Tag vor dem Zwischenfall von Yeonpyeong hätte Kim Tae-young während Gesprächen mit einem parlamentarischen Ausschuss über die neueste nukleare „Nordkorea-Eskalation“ geäussert, dass Südkorea sich vorstellen könnte, zum ersten Mal seit 19 Jahren wieder taktische US-Atomwaffen auf seinem Boden zu stationieren.
Im Dezember 1991 wurden dort offiziell diese Waffen abgezogen. Der Verteidigungsminister sagte, dass die Frage aufgeworfen werden könnte, wenn sich der gemeinsame amerikanisch-südkoreanische Militär-Ausschuss nächsten Monat trifft, um Nordkoreas Atomprogramm zu erörtern. Taktische Nuklearwaffen können in konventionellen Artilleriegeschützen oder mit Raketen eingesetzt werden.
Mit diesem Anliegen würden jedoch alle Sanktionen gegen Nordkorea und Gespräche der Sechsergruppe auf einen Schlag ad absurdum geführt werden. Von daher dürfte man das als simple Drohgebärde sehen – als eine von mehreren durchgespielten Möglichkeiten des gnadenlos mitleidlosen, entmenschlichten und völlig verrohten US-Denkmilitärapparates.
Russland und China hätten bei einer Umsetzung ein sehr grosses Problem – schlimmer als in den Zeiten des Kalten Krieges – denn die US-Militärs scheinen ausser Rand und Band zu geraten, um die Kontrolle auf der Welt um jeden, aber auch jeden Preis zu behalten. Die Gefahr eines nuklearen Krieges inbegriffen. Die Start-Verhandlungen zwischen den USA und Russland würden sich so auch erübrigen. Jede Bemühungen, ein Rest des Anscheins von Demokratie in den USA zu wahren, wurden fallengelassen wie die zahllosen eingeführten Überwachungsgesetze zeigen während die Grossbanken ungeschoren bleiben.
Dass nicht Kim Tae-young allein hinter diesem Ansinnen steht und unbedacht über derartige gravierende Umstände plaudert, dürfte auch einleuchtend sein, wenn man die herausfordernde Eskalationspolitik des US-Militärs gegenüber der Regierung in Pjöngjang sieht. Es ist durchaus möglich, dass man ihn bewusst mit dieser Vorstellung vorpreschen liess um die Reaktionen darauf zu beobachten und ihn nun zur Beruhigung der Gegner von Atomwaffen aus dem Verkehr zieht. In Ungnade muss er deswegen noch lange nicht gefallen sein, auch wenn verschiedene Medien davon sprechen, dass der Minister „gefeuert“ wurde. Denkbar wäre auch, dass Kim Tae-young eigenmächtig die Pläne preisgegeben hat, weil er sie nicht billigt.
Das Interessanteste an diesem AP-Video zum Rücktritt des Verteidigungsministers und zur Situation sind hier nur die darunter stehenden zahlreichen Kommentare (Klick zu Watch on YouTube):
Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums hatte auf Anfrage von Associated Press auch schnell noch am gleichen Tag der „Preisgabe“ die Antwort parat:
„Bis jetzt habe das Land nicht geprüft, Atomwaffen wieder einzuführen. Die Wirkung der Waffen wäre in erster Linie eine psychologische seit Südkorea bereits von dem amerikanischen nuklearen Schirm geschützt wird“, zitierte Voa News den Sprecher des Pentagons.
Die Regierung in Seoul sei aufgefordert worden, von ihr zu ergreifende Schritte zu dem Bericht des US-Wissenschaftler Hecker über das Nuklearprogramm Nordkoreas zu prüfen, so die „Stimme Amerikas“. (2)
Einer dieser Schritte und gewiss nicht der letzte könnte die Provokation vom 23.November 2010 des südkoreanischen Militärs gewesen sein, Schüsse ganz gezielt während des Manövers nach Norden abzugeben, um die gewünschte Reaktion Nordkoreas herbeizuführen mit dem Ziel, die Inselkette vor der Küste des kommunistischen Landes mit noch mehr Militärausrüstung und Soldaten zu bestücken. Man könnte sich auch vorstellen, dass die erwartete und erfolgte Reaktion zu gering ausfiel und man ein wenig nachgeholfen hat – das ist jedoch nur reine Spekulation, jedoch keine abwegige wie viele Anlässe unter falscher Flagge zum Kriegsausbruch führten, verblüffenderweise waren darin gerade die Amerikaner am meisten verwickelt und begannen die Intervention, um einer bedrohten „befreundeten“ Regierung oder Marionette im eigenen Interesse zu Hilfe zu eilen.
US-Militär legte Wert auf eigene grosse räumliche Distanz zur Artilleriezone Yeonpyeong
Es gibt ein weiteres Indiz zu einer vorher geplanten provozierten Aktion, um eine kriegerische Reaktion Nordkoreas herbeizuführen – nämlich das völlig untypische US-amerikanische Militärverhalten, eben genau nicht offiziell an diesem einen gewissen Teil der Seemanöver teilzunehmen, das zum Auslöser des Konfliktes wurde. (3)
Der Sprecher der US-Streitkräfte Korea (USFK) teilte vier Tage vor dem Beginn mit, dass der amphibische Teil der Marineübung in den westlichen koreanischen Gewässern, an dem das US-Marine Expeditionskorps aus Okinawa, Japan teilnehmen sollte, kurzfristig auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden wird. Colonel Jonathan Withington, Chef des Büros für Öffentlichkeitsarbeit des USFK erklärte gegenüber der Presse am 18.November:
„Die Teilnahme der US-Marine und der Navy an der jährlichen amphibische Übung der ROK-US musste aufgrund von Terminschwierigkeiten verschoben werden. Das US Pacific Command und die U.S. Forces Korea suchen nach einem späteren Datum zur Durchführung dieser lebenswichtigen Ausbildung.“
Die jährliche Übung ist wichtig für die Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft zwischen dem Combined Forces Command und der ROK-US-Allianz, sagte der Oberst.
Die Vereinigten Staaten von Amerika haben sich auf diese Weise clever aus der Affäre gezogen und können nicht als Beteiligte oder Verursacher der „Krise“ hineingezogen werden. Das macht es leichter, vor der Organisation der Vereinten Nationen und den anderen Grossmächten das aggressive Gesicht zu wahren.
Die Presse spekulierte darüber, dass die Amerikaner wegen China Rücksichten im Gelben Meer nehmen würden, was natürlich grosser Humbuk ist, da beide Armeen durchaus in regelmässiger Verbindung stehen.
Polemik: Kim Jong-il soll Angriff angeordnet haben
JoongAng Ilbo verfasste nun am 25.November einen Artikel, in dem eine gut informierte „nahe Quelle aus dem Regierungsumfeld der nordkoreanischen Regierung“ ein wenig aus dem berüchtigten geheimen Apparate-Nähkästchen gewisser Spionagedienste plauderte und „gewusst haben wollte“, dass der nordkoreanische Führer Kim Jong-il den Angriff auf die Insel Yeonpyeong wahrscheinlich persönlich angeordnet hätte, weil die Militärs nicht ohne Befehl von höchster Stelle einen Artilleriebeschuss auf die offene See durchführen würden. Und weil der nordkoreanische Führer mit seinem jüngsten Sohn und Nachfolger Kim Jong-un einen Tag vor dem Angriff vom Dienstag die Basis der Küstenartillerie in Gaemori, von wo aus die Batteriestellungen feuerten, höchstwahrscheinlich nach dem Besuch einer Fischfarm besucht haben könnte, wäre dieser Ausflug an die Küste Indizien dafür, dass der Angriff genau (von Nordkorea) geplant gewesen und vom Führer höchstpersönlich angeordnet worden war.“ (4)
Wie die Zeitung selbst in ihrem Artikel zugibt, sind das unbewiesene Spekulationen („If the visit to the base is true…“), aber die Wirkung auf die unkritischen, dem Wahrheitsgehalt der Meldungen vertrauenden Leser ist erzielt. In deren Köpfen bleibt genau die Botschaft hängen, die erwünscht wurde.
Die staatliche Nachrichtenagentur KCNA schrieb am 22.November, dass der Generalsekretär die Ryongyon Seaside Fish Farm und anschliessend die Fischbrutstätten an der Meeresküste von Ryongjong in Begleitung seines Sohnes Kim Jong Un und weiteren hochrangigen Begleitern des Politbüros, des Zentralkomitees sowie des Militärs – darunter die Generäle Kim Won Hong, Kim Myong Guk, Hyon Chol Hae und Ri Myong Su, besucht hat. Das dort wie auch sonst über das Thema des südlichen Nachbarn und das bevorstehende Seemanöver „Hoguk“ diskutiert wurde – gerade an der Küste – dürfte wohl normal sein. In einer weiteren Meldung von KCNA von diesem Tag reiste Kim Jong Il mit seinen Begleitern noch zur Besichtigung einer modernen Entenfarm im Ryongyon County, die innerhalb von sechs Monaten errichtet wurde.
EU-Delegation am Tag der Krise in Pjöngjang
Am 23.November hielt sich eine EU-Delegation unter Leitung des belgischen Botschafters in Bulgarien Philippe Beke zu einem Höflichkeitsbesuch in der nordkoreanischen Hauptstadt auf. Der Aussenminister von Nordkorea, Pak Ui Chun empfing die Abgeordneten zu dem Treffen in der Botschafterhalle Mansudae und führte mit ihnen Gespräche, hiess es in einer Meldung der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA. (5)
Jeder halbwegs vernünftige Mensch kann sich an zehn Fingern abzählen, dass die Regierung von Nordkorea vor den Augen der EU-Abordnung kein Machtexample geplant hatte, was ja sofort erfahrungsgemäss auf das Schärfste verurteilt wird.
Die in den deutschen Medien verbreiteten Meldungen über die völlige Isolation und einhellige Verurteilung Nordkoreas und die Wirklichkeit stimmen nicht in jedem Punkt überein. Das wird gern von Politikern verbreitet, die das so der Weltöffentlichkeit vormachen wollen, um ihre Doktrin der Angst und damit Rüstung und Überwachung zu begründen.
Von dem österreichischen Standard könnten sich die geführten „führenden“ Medien eine Scheibe abschneiden und werden so regelrecht in ihrer einseitigen Berichterstattung vorgeführt.
Der Standard berichtet wenigstens neben allen allseits gewohnten Agenturmeldungen auch regelmässig über Besuche österreichischer oder europäischer Politiker und Organisationen in Nordkorea und druckt umfangreiche Interviews ab, in denen diese kritisch von ihren Eindrücken im Land berichten wie zum Beispiel am 28.September ein extra für die Leser eingerichteter Chat mit dem Nordkorea-Experten Rüdiger Frank von der Universität Wien unter der Überschrift „Ich halte die These von Kim Jong Il als reine Marionette für falsch“ (6) oder über den Besuch niederösterreichischer SPÖ-Abgeordneter, unter anderem der Nationalratsabgeordnete Anton Heinzl, Mitte September, die auch eine vollausgelastete Generatorenfabik für Staudämme, deren computergesteuerte Werkzeugmaschinen von Unternehmen wie Heid und Siemens stammten, besichtigten und bei ihrer Rückkehr fürchterlich von der Opposition für ihre Reise in das „Land des Diktators“ geschmäht wurden („St. Pölten „ausser Rand und Band“) (7), (10). Das ist echte parlamentarische Unreife vom Feinsten und ein Paradebeispiel der Heuchelei der Oppositionsparteien dazu – eine Kultur, die den Deutschen nicht ganz unbekannt sein dürfte.
Zeitliche Angaben zum „Angriff“ des Nordens
Unter den oben genannten Gesichtspunkten sollte man die nordkoreanischen Einschläge der Granatengeschosse noch einmal kritischer hinterfragen und den „Angriff Nordkoreas“, den die Medien sofort verbreiteten, von allen Seiten nach den Gründen beleuchten, die dazu führten und sich die Frage stellen, welchen Nutzen welche Seite daraus zieht.
Auf der Wagschale liegen sich die Wahrung des Gesichtes der nordkoreanischen Führung und die Asienpolitik der Vereinigten Staaten von Amerika gegenüber, die von militärischen Aktivitäten, Militärstützpunkten, Manövern, U-Booten und Aufrüstung sowie finanzieller Hilfe für Marionettenregierungen verschiedener Staaten nur so strotzt.
Nach Angaben des südkoreanischen Militärs hätten die Streitkräfte während ihres Manövers „Hoguk“ mit den US-Truppen bei der Insel Baengnyeong nur in westliche Richtung geschossen.
Nachdem die südkoreanischen Streitkräfte – trotz der Aufforderung aus dem Norden um 8.20 Uhr per Telex (bei KCNA wird von einer „telephone notice“ um 8.00 Uhr gesprochen) (9) keine Artillerieübungen durchzuführen – im Verlaufes ihres Manövers an der Grenze zu Nordkorea mit den Schiessübungen um 10.00 Uhr begannen und die Nordkoreaner Warnschüsse ab 14.34 Uhr auf die Insel Yeonpyeong abgaben, erwiderte die südkoreanische Armee eine Viertelstunde später um 14.47 Uhr den Beschuss.
Die südkoreanische Armee hatte nur auf den ersten Schuss der Streitkräfte der DPRK gewartet, denn nur vier Minuten später waren sie mit zwei KF-16 Kampfjets in der Luft – wenn man sich auf die Angaben der Quelle bezieht.
Auf KNCA vom 24.November dagegen hiess es, um 13.00 Uhr wurden von der Insel Schüsse in alle Richtungen abgefeuert.
Um 15.41 Uhr stellt die nordkoreanische Küstenstellung ihren Beschuss ein. Erst eine dreiviertel Stunde später wird um 16.30 Uhr der erste militärische Unfall gemeldet. Die Südkoreaner hatten eine ganze Stunde länger das Feuer bis um 16.42 Uhr aufrecht erhalten und Kampfflugzeuge eingesetzt. (11)
(Alle Zeitangaben in Koreanischer Ortszeit)
08.20: Nord sendet ein Telex mit der Aufforderung, die Artillerie-Übung des Südens einzustellen
10:00: Süd beginnt mit der Artillerie-Übung
14.34: Nord schiesst Granaten ab (rund 150 Granaten, von denen etwa 60 auf Yeonpyeong einschlugen)
14.38: Süd führt mit zwei KF-16 Kampfflugzeugen Notfall-Einsätze durch
14.40: Süd setzt vier F-15K Kampfjets ein
14.46: Süd führt einen anderen Notfalleinsatz mit zwei KF-16-Kampfflugzeuge durch
14.47: Süd eröffnet wieder das Feuer mit der ersten Runde der K-9 Haubitzen (50 Granaten)
14.50: Die höchste Alarmstufe (Alert Jindotgae Hana) ausgerufen, die jemals für eine lokale Provokation ausgestellt wurde
14.55: Nord stellt vorübergehend das Feuer ein
15.12: Nord schiesst zum zweiten Mal (20 Granaten, die alle auf der Insel gelandet sind)
15.25: Süd feuert wieder mit K-9 Haubitzen (30 Granaten) zurück
15.30: Süd schickt Fernschreiben an die Militärs im Norden und beantragt einen sofortigen Stopp des Artilleriebeschusses.
15.40 bis 16.00 Uhr: Im Süden führen der Armeechef Han Min-gu und der Kommandeuer der USFK, Commander Walter L. Sharp eine Video-Konferenz (a review of cooperative crisis management) durch.
15.41: Nord stellt Feuer ein
16.30: Erster militärischer Unfall gemeldet.
16.35 bis 21.50 Uhr: Ausländische und nationale Sicherheitsvertreter führen Besprechung durch
16.42: Süd stellt das Feuer ein
18.40: Lee Hong-gi, operationeller Armeechef des Südens, hält eine Pressekonferenz
20.35 bis 21.10 Uhr: südkoreanischer Präsident Lee Myung-bak trifft sich mit seinem Oberbefehlshaber der Armee
Als die ersten Fotos und Videos am 23.November mit den Rauchschwaden der Granateneinschläge auf der südkoreanischen Insel Yeonpyeong um die Welt gingen, wirkten die Einschüsse aufgrund der Lage für die Zuschauer so, als wären sie direkt über das offene Meer von Nordkoreas Küste abgeschossen worden. Befremdlich waren die keine Deckung suchenden Menschen an Bord des Schiffes, die mit ihren Digitalkameras wie Touristen an der Reling standen und die Szenerie fotografierten – ein surrealer Anblick, unpassend für die Situation, auch wenn der Beschuss eventuell schon längst aufgehört haben sollte. Nordkorea soll ja angeblich unberechenbar sein.
Die nordkoreanische Militärführung warf Südkorea in einer Erklärung vor, unmittelbar aus der Umgebung der kleinen Insel Yonphyong (Yeonpyeong) um 13.00 Uhr in alle Richtungen geschossen zu haben und habe daraufhin das Feuer auf die Insel eröffnet.
Die Inseln Baengnyeong und Yeonpyeong liegen ungefähr 100 km von einander entfernt. Südkorea behauptet dagegen, in den Gewässern von Baengnyeong in Richtung Westen geschossen zu haben.
Entweder stellt jede Seite die ersten Schüsse während des Manövers in seinem Interesse anders dar oder es gab mehrere beteiligte Schiffe der südkoreanischen Navy, die zu unterschiedlichen Tageszeiten an verschiedenen Orten zwischen den Inseln ihre Schiessübungen abhielten. Schliesslich handelte es sich um ein sehr grosses Manöver.
Im August hätte die nordkoreanische Armee schon einmal 110 Artilleriegeschosse in der Nähe von Yeonpyeong und den anderen südkoreanischen Inseln abgeschossen, hiess es aus südkoreanischen Stabskreisen.
Vor drei Wochen hatte die South Korean Navy Warnschüsse auf ein nordkoreanisches Fischerboot abgegeben – eine sehr unverhältnismässige Reaktion gegenüber wehrlosen Fischern, wenn man bedenkt, mit welcher Ungerechtigkeit die dicht am nordkoreanischen Festland Südkorea von der UNO zugeschlagenen Inseln liegen. Damit wurden strategische Vorteile für den Süden des gespaltenen Landes und Konflikte bewusst vorprogrammiert.
Veröffentlichte Videobilder der Szenerie:
Der Granateneinschlag, der hier vermutlich von einer automatischen Überwachungskamera des vorderen Gebäudes gefilmt wurde, wurde auch in einer Sequenz eines Videobeitrages in der Tagesschau gezeigt:
Im Voraus angekündigtes Militärmanöver am 23.November auf der Insel Yeonpyeong
In dem Video der Tagesschau vom 23.November 2010 spricht die Frau von einer für diesen Tag angekündigten Militärübung auf der Insel Yeonpyeong.
Die BBC brachte am 25.November einen Artikel, in dem die 57-jährige Lee Kyeong-Seon in einem Interview mit Damian Grammaticas berichtete, dass sie von der Ankündigung militärischer Übungen durch südkoreanischen Streitkräfte am Dienstag gehört habe und erzählte darin, nachdem sie eine Explosion in der Nähe hörte weiter:
„Ich lief nach draussen, und ich sah, dass nebenan drei Häuser getroffen und in Brand geraten waren. Als ich wieder ins Haus lief, hörte ich wie ein weiteres Haus eines Nachbarn von einer Rakete getroffen wurde. Ich wusste, irgendetwas war falsch. Unsere Soldaten konnten nicht so einen Fehler wie diesen machen.“
Sie erzählte, dass, nachdem die erste Salve eingeschlagen war, Ansagen aus dem öffentlichen Lautsprecher des Dorfes kamen, in denen jeder aufgefordert wurde, die Häuser zu verlassen und so lief sie zum Hafen. Aber sobald sie dort ankam, flogen mehr Raketen heran.
„Das war, als die zweite Gruppe von Raketen landete“, sagte Lee Kyeong-Seon. „Wir sprangen hinter den Deich – das war die einzige Art, wie wir überleben konnten. Glücklicherweise wurden keine parkenden Autos getroffen, dann hätte es eine grosse Explosion gegeben. Die Raketen flogen gerade über die Mauer. Als alles ruhig war, kletterten wir wieder hinauf und dann sah ich noch mehr Raketen. Als sie den Boden schlugen, klang es wie das Geräusch beim Fritieren von Popcorn:.. Bam bam bam.“
Von Luftschutzbunkern für die inzwischen fast alle evakuierten 1300 zivilen Bewohner der Insel im vorgeschobenen „Feindesland“ wurde hier nichts berichtet, obwohl es dreimal Mal (1999, 2002 und 2010) zu Auseinandersetzungen zwischen nord- und südkoreanischer Marine bei Yeonpyeong gekommen war. Ob diese Menschen jemals zurückkehren können steht in den Sternen. Eine gute Gelegenheit für eine Art „Feldbefreiung“, alle Fischerfamilien als potentielle Zeugen dort loszuwerden, die man nicht für den Betrieb des Militärstützpunktes benötigt.
Auch die nordkoreanische Erklärung sprach von südkoreanischen Schüssen, die rund um die kleine Insel Yonphyong (Yeonpyeong) abgefeuert wurden. (Karte: Prioryman/Wikipedia) In der Erklärung des Aussenministeriums, das am 24.November von KCNA veröffentlicht wurde, hiess es:
„As already reported by the Supreme Command of the KPA, the revolutionary armed forces of the DPRK on Nov. 23 took a decisive self-defensive measure to cope with the enemy‘s reckless military provocation of firing shells inside the territorial waters of the DPRK side around Yonphyong Islet in the West Sea of Korea.“
Theoretisch besteht die Möglichkeit, dass die Granateneinschläge während des Durcheinanders des Schlagabtausches durch eigene Artillerie auf Yeonpyeong hervorgerufen wurden, um die massive Aufrüstung der Militärinsel voranzutreiben – theoretisch. Dutzende von Kampfjets sind in die Luft aufgestiegen bzw. wurden auf die Insel verlegt und zahlreiche Kriegsschiffe patroullierten in den Gewässern.
Es kommt auch darauf an, von welcher Position aus die nordkoreanischen Granaten, die eine Reichweite von 12 bis 27 Kilometer haben sollen, abgeschossen wurden. Die kürzeste Distanz liegt nördlich. Dazu müssten die Geschosse über die relativ hohen Berge der 7,01 km² grossen Insel in die besiedelten Gebiete geflogen sein, die diese vor dem Norden abschirmen, um anschliessend im abgeknickten Winkel im Steilflug einzuschlagen. Nicht umsonst liegen im natürlichen Schutz der Berge die Gebäude auf der Südseite der Militär-Insel und nicht im Norden.
Sind die Artilleriegeschosse viel weiter östlich von Nordkorea aus abgeschossen wurden, so stellt sich die Frage nach dieser erstaunlichen Treffsicherheit und ob sie diese Distanz bewältigen. Sicher können einige Granaten im Meer vor der Küste krepiert sein, das erklärt aber nicht die Einschläge, die nur an der Küste detonierten und die Umgebung mit dieser Wucht in Brand setzte. Kein einziges Geschoss traf merkwürdigerweise die Mitte der Insel. Auf den Videos und den angegebenen Karten sind nur Treffer in der bebauten südlichen Strandnähe zu sehen. Wichtige militärische Einrichtungen wurden nicht beschädigt.
Fest steht jedenfalls, dass es wegen der Vorkommnisse zu noch mehr stationiertem südkoreanische Militär direkt vor der Küste Nordkoreas gekommen ist und weitere Truppen und F16-Kampfflugzeuge der South Korean Air Force auf die Militärstützpunkte dieser Inselgruppe verlegt werden sollen.
Im nächsten Monat soll ein Treffen der Aussenminister der USA, von Japan und Südkorea stattfinden, um eine gemeinsame festere Allianz zu schmieden, um die künftige Nordkorea-Politik zu diskutieren und den Druck auf China zu erhöhen – um die Führung in Peking angeblich dazu zu bewegen, Nordkorea in die Schranken zu weisen. (8)
Update 26.11.2010 10.38 Uhr:
Ein aktuelles Paradebeispiel einer vom Spiegel übernommenen Reuters-Meldung für die unverantwortliche Stimmungsmache in den Medien, das wohl nicht weiter kommentiert werden muss:
„An der Grenze zwischen den Ländern waren erneut Schüsse zu hören.
Seoul – Die Lage auf der koreanischen Halbinsel ist weiter angespannt. Nahe der Grenze von Nord- und Südkorea sind am Freitag erneut Artilleriegeschosse abgefeuert worden. Dem südkoreanischen Militär zufolge gingen keine Granaten auf eigenem Gebiet nieder. Das Artilleriefeuer sei offenbar aus dem Gebiet des kommunistischen Landes gekommen. „Wir nehmen an, dass es sich um Schießübungen handelt“, sagte ein Sprecher des südkoreanischen Verteidigungsministeriums. Ein Augenzeuge berichtete der Nachrichtenagentur Reuters, er habe Schüsse nahe der südkoreanischen Insel Yeonpyeong gehört.“ (13)
Artikel zum Thema
24.11.2010 Korea-Krise aus dem Nichts
Quellen:
(1) http://www.koreaherald.com/national/Detail.jsp?newsMLId=20101125001132
(2) http://www.voanews.com/english/news/South-Korea-Could-Seek-Deployment-of-US-Tactical-Nuclear-Weapons-109819069.html
(3) http://www.koreatimes.co.kr/www/news/nation/2010/11/113_76555.html
(4) http://joongangdaily.joins.com/article/view.asp?aid=2928853
(5) http://www.kcna.co.jp/item/2010/201011/news23/20101123-09ee.html
(6) http://derstandard.at/1285199437507/Experten-Chat-Ich-halte-die-These-von-Kim-Jong-Il-als-reine-Marionette-fuer-falsch
(7) http://derstandard.at/1284594734582/Pjoengjang-trifft-auf-St-Poelten
(8) http://derstandard.at/1289608799158/Pjoengjang-droht-mit-weiteren-Angriffen
(9) http://175.45.179.68/English/Today/news4.htm
(10) http://derstandard.at/1285042374753/St-Poelten-ausser-Rand-und-Band
(11) http://en.wikipedia.org/wiki/Shelling_of_Yeonpyeong
(12) http://www.bbc.co.uk/news/world-asia-pacific-11843778
(13) http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,731269,00.html