Tatort Guttenberg: Blaublüter in Danger
Wir sind es ja langsam gewohnt, dass Politikanimals sich aus jedem Skandal irgendwie mit Rückenwind der Systempresse rauswinden können. Zum Beispiel dann, wenn sie für Angriffe auf Zivilisten in besetzten Ländern verantwortlich sein sollten. Sie werden hochgelobt bis sie ganz winzig irgendwo oben auf einer Wolke schweben.
Doch dann stolpern sie über eine Frau, aber selten über die eigene. Die Frankfurter Rundschau titelte am Samstag »Im Spendensumpf« (1), die Berliner Zeitung legte nach (2).
Stephanie zu Guttenbergs Feldzug gegen das freie Internet unter dem Deckmantel einer Terrorbedrohnung pädophiler Phantomnetzwerke scheint gestoppt. Etwas spät haben sich einige Medien getraut ihren Verein mit dem martialischen Namen »Innocense in Danger« unter die Lupe zu nehmen. Das Ergebnis. Es riecht nach einer unglaublichen Veruntreuung von Spendengeldern. Vor wenigen Tagen hat sie ihr Buch »Schaut nicht weg« vorgestellt, auf RTL 2 turnt sie in »Tatort Internet« rum und veranstaltet Jagden auf Pädophile.
Der Verein »Innocense in Danger« legt weder die Höhe der Spendeneinnahmen, noch die Zahlen der Mitarbeiter, noch die Verwendung der Spenden offen. Man gibt sich auf Anfragen nervös und bedeckt. Der Verein besitzt weder das Spendengütesiegel des deutschen Zentralinstitues für soziale Fragen (DZI) noch ist echten Kinderhilfsorganisationen irgendeine Tätigkeit des Vereins bekannt.
»Dieser Verein lenkt von den wichtigen Problemen ab«, kritisiert gar Heinz Hilgers, Präsident des Deutschen Kinderschutzbunds. Stephanie zu Guttenberg lenkte mit allen Auftritten vom tasächlichen Mißbrauchsort – oft der Familie – ab und fantasierte Banden mit Millionenumsätzen herbei, die irgendwie über das Internet agieren sollen.
Eigene Studien hat der Verein nicht, keine einzige Betreuungsstelle, kein einziges Kinderhaus. Ganze 6 Mißbrauchsopfer haben eine Fahrt in ein Kindercamp und einen Malkurs bekommen. Wobei bei den Kindercamps die Aktion Mensch mit einspringen musste. Bei dem Medienmarathon und hysterischem Spendengesammel vor Millionenpublikum ist das etwas dürftig.
Im Dunstkreis taucht wohl auch bald die »Deutsche Kinderhilfe« auf, dem Verein wurde bereits jede Gemeinnützigkeit entzogen doch sitzt der ehmalige Vorsitzende Ehrmann in von der Leyens »Fachgremium« – ehrenamtlich für 52.000€ im Jahr. Auf die großzügigen ehrenamtlichen Entschädigungen der Mitarbeiter von Guttenbergs Verein darf man gespannt sein. Tausende Klatschblattleser und tausende Wer-wird-Millionär-Zuschauer werden not amused über den Verbleib ihrer Spenden sein.
Guttenberg wegtreten bitte. Wobei so ein Politikanimal ja immer für eine Überraschung gut ist und als Single 100.000 Hausfrauenstimmen mehr für die CDU drin sind.
Quellen:
(1) http://www.fr-online.de/politik/im-spendensumpf/-/1472596/4873968/-/index.html
(2) http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2010/1127/tagesthema/0014/index.htm