Keine Zementierung wertvoller Wattflächen für Öl-Insel

Schutzstation Wattenmeer und WWF fordern Ausstieg aus der Ölförderung

Die Umweltverbände Schutzstation Wattenmeer und WWF fordern einen Verzicht auf jegliche Ölförderung im Nationalpark Wattenmeer. Aktueller Anlass: In Friedrichskoog findet heute der Erörterungstermin zu den Einwendungen in einem Planfeststellungsverfahren statt, mit dem sich RWE Dea nachträglich das Überbauen von mindestens 85.000 Quadratmeter an geschützten Watt- und Prielflächen genehmigen lassen möchte. Ein sogenannter Kolkschutz soll verhindern, dass die Bohr- und Förderinsel Mittelplate durch den Priel Trischenflinge fortgeschwemmt wird, der über die Jahre an die Plattform herangewandert ist. Die Naturschützer kritisieren, dass das Genehmigungsverfahren verschleppt wurde und RWE Dea schon vor mehr als vier Jahren mit dem Bau begonnen hat. Statt den Kolkschutz nachträglich zu legitimieren, könnte das Planfeststellungsverfahren auch das Ende der Ölförderung im Watt bedeuten.

„Ein Priel, der seinen Lauf verändert, ist ein normaler Vorgang in der dynamischen Natur des Wattenmeeres. Dass ein so alltägliches Ereignis die angeblich sichere Plattform bedroht, macht die Gefährlichkeit der Ölförderung im Nationalpark deutlich“, sagte Silvia Gaus, Naturschutzexpertin bei der Schutzstation Wattenmeer.

„Die Öl-Insel hat im Nationalpark nichts zu suchen. Sie ist eine ständige Gefahr und ihr Betrieb erfordert laufend weitere Eingriffe. RWE Dea verbaut das Watt einfach und fragt erst später nach der erforderlichen Genehmigung. Kein Häuschenbauer kann sich so etwas ungestraft erlauben“, so Hans-Ulrich Rösner, Leiter des WWF-Wattenmeerbüros.

Deklariert wurde der Bau als „Reparaturmaßnahme“. Bereits seit spätestens 2003 war RWE Dea jedoch bekannt, dass die Trischenflinge zum Problem für die Öl-Insel werden wird. Eine Anzeige beim Landesbergamt, die dann das Planfeststellungsverfahren auslöste, erfolgte dennoch erst 2007.

Im Zuge der Baumaßnahmen für den Kolkschutz werden Spundwände und Vliesmatten teils metertief in das Watt eingebracht, die durch Schüttungen mit Eisensilikatsteinen beschwert und mit wasserbeständigem Mörtel erhärtet werden. Die ursprüngliche Genehmigung der Öl-Insel deckt derart weitreichende Eingriffe nicht ab. Bei der Erteilung hatte man – entgegen aller Warnungen – nicht damit gerechnet, dass die Öl-Insel durch normale Vorgänge im Watt bedroht werden könnte. Die Schlussfolgerung daraus müsse jedoch die Stilllegung der Plattform sein, nicht ihr unbegrenzter Ausbau, so die Verbände. Sie fordern das zuständige Landesbergamt auf, die nachträgliche Genehmigung zu verweigern und so den Ausstieg aus der Ölförderung einzuleiten. Heftige Kritik üben die Verbände an den offenbar immer noch bestehenden Plänen, auch an anderen Stellen im Watt nach Öl zu suchen und kündigen ihren Widerstand gegen jegliche Probebohrungen im Nationalpark an.

Hamburg/Husum, den 18.Januar 2011

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