Herber Rückschlag für den Seeadlerschutz – Untersuchungsergebnisse aus 2010 liegen nun vor – NABU kritisiert „Raubtierbekämpfung“
Nachdem vor wenigen Tagen eine Vergiftung als Todesursache der bei Gothendorf / Kreis Ostholstein aufgefundenen drei toten Seeadler bestätigt wurde, zeigt sich der NABU Eutin um unsere Greifvögel sehr besorgt.
Die Häufung der Vergiftungsfälle – im vergangenen Jahr sind an einem Feldgehölz westlich von Gothendorf gleich drei vergiftete Adler aufgefunden worden, lasse auf eine gezielte Aktion gegen Beutegreifer schließen, so der NABU Eutin.
Die Gefahr für die Adler ginge dabei von vergifteten Ködern, z.B. Tierkadavern aus, die Füchse, Kolkraben und Krähen aber auch die Aas fressenden Seeadler magisch anziehen würden. Bereits kurz nach dem Fressen würden die Tiere mit prall gefülltem Kropf, fast buchstäblich auf der Stelle, verenden.
NABU-Vorsitzender Oscar Klose zeigte sich entsetzt: „Die Vergiftungsfälle stellen für den Seeadlerschutz in der Region einen herben Rückschlag dar, vor allem weil auch einer der Altvögel aus einem nahen Brutrevier, das sich erst vor wenigen Jahren dort niedergelassen hat, diesen Machenschaften zum Opfer gefallen ist. Ob es angesichts des Verlustes dieses Vogels, der quasi als Stammgast am nahe gelegenen Klenzauer See vielen Vogelfreunden unvergessliche Naturerlebnisse beschert hat, hier in diesem Jahr Nachwuchs geben kann, sei mehr als zweifelhaft. „Wir hoffen, dass die Strafverfolgungsbehörden dem kriminellen Handeln schnell einen Riegel vorschieben“, so Klose.
Ein Grund für die nach wie vor anhaltende illegale Verfolgung von Beutegreifern ist nach Ansicht des NABU Schleswig-Holstein auch das falsche, tradierte Bild vieler Jagdvertreter, angeblich Beutegreifer wie Greifvögel oder Raubsäuger rigoros ‚bekämpfen‘ zu müssen. In der Tat leistet dabei auch die bestehende Landesjagdzeitenverordnung mit ihren weitreichenden Möglichkeiten, sinnlos Arten wie Mauswiesel, Dachs und Marderhund verfolgen zu dürfen, dem illegalen Tun ideellen Vorschub. Die Verordnung ist aufzuheben und eine neue Verordnung unter Beteiligung der Naturschutzverbände an aktuelle tierökologische und ethische Erkenntnisse anzupassen. Ein wesentliches Kriterium ist es dabei zukünftig, dass es eines vernünftigen Grundes bedarf, um ein Tier zu töten.
Ministerium: Mindestens vier vergiftete Adler!
Nach einer Mitteilung des schleswig-holsteinischen Umweltministeriums MLUR vom 26. Januar 2011 sind im vergangenen Jahr mindestens vier Seeadler durch das Insektengift Mevinphos ums Leben gekommen. Das MLUR geht von einer vorsätzlichen Handlung aus. Mevinphos ist seit 2007 in der EU verboten, in Deutschland bereits seit 1990.
Offensichtlich legten bisher unbekannte Täter gezielt präparierte Köder aus. Möglicherweise sollen so Füchse und anderes Raubwild getötet werden; der Tod auch der seltenen Seeadler und von anderen Greifvögeln, die auch Aas fressen, wird so auf jeden Fall billigend in Kauf genommen. Eine minimale Dosis des Giftes reicht aus, um einen Greifvogel umzubringen.
Das MLUR will nach eigenen Angaben alle Möglichkeiten der Justiz- und Umweltbehörden nutzen, um den kriminellen Machenschaften ein Ende zu bereiten. Das vorsätzliche Vergiften von Tieren ist dabei kein Kavaliersdelikt. Auch wurde Strafanzeige gestellt. Der WWF hat eine Belohnung in Höhe von 5.000 Euro für Hinweise ausgesetzt, die zur Überführung der Täter führen.
Die Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle oder die Projektgruppe Seeadlerschutz unter der Telefonnummer 0431 / 880-4501 (dienstags und donnerstags) oder unter der Mobilnummer 0171 / 9206562 entgegen.
Auch Beschuss mit Schrot nachgewiesen
Ein Seeadler wurde nach Angaben des MLUR im Juni 2010 zwischen Güster und Fitzen im Kreis Herzogtum Lauenburg gefunden. Eine makabere Häufung der Fälle spielte sich in der Gemeinde Gothendorf im Kreis Ostholstein ab: Ein toter Seeadler im Januar 2010 und zwei tote Vögel Ende September 2010 waren die traurige Bilanz. Alle Vögel wurden im Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin untersucht. Seit Ende Dezember 2010 steht als Untersuchungsergebnis eine Mevinphos-Vergiftung fest. Ein Seeadler hatte zudem noch vier Schrotkugeln im Körper, die allerdings nicht todesursächlich waren.
27. Januar 2011
NABU: http://schleswig-holstein.nabu.de/themen/jagd/Illegaleverfolgung/13384.html