Von Karlsruhe bis Lubmin: Ticker zum Castor-Transport

Ticker zum laufenden Transport von fünf Castor-Behältern mit 60 Tonnen hochradioaktivem Atommüll ins Zwischenlager Nord beim alten DDR-Atomkraftwerk Lubmin (bei Greifswald, Mecklenburg-Vorpommern). Betrieben wird das Zwischenlager Nord vom Bundesfinanzministerium und seinem Atomkonzern „Energiewerke Nord GmbH“.

Transportiert wird Müll des Atomkonzerns „Kernforschungszentrum Karlsruhe GmbH“ und dessen von der Atomindustrie 1964 gegründeten „Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe“ (WAK). Das kommerzielle Karlsruher Atomzentrum war 1958 Mitbegründer vom „Arbeitsausschuss für Verwaltungs- und Betriebsfragen der deutschen Reaktorstationen“, aus dem später der als gemeinnützig anerkannte und zu 70 % vom Staat bezahlte Verein „Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e. V.“ hervorging, mit 17 Forschungszentren in der ganzen Republik. Heute ist das Karlsruher Atomzentrum Teil der staatlichen baden-württembergischen Universität „Karlsruher Institut für Technologie“.

Der durch die Kernforschungszentrum Karlsruhe GmbH von 1971 bis 1990 wiederaufbereitete Atommüll stammt nur zu 30 Prozent aus Atomforschungszentren; 70 Prozent ist Müll aus ganz normalen kommerziellen Atomkraftwerken der Industrie vor allem in Baden-Württemberg, der über das Karlsruher Atomzentrum als „Forschungsmüll“ umdeklariert wurde.

„Der Müll in Karlsruhe stammt zu drei Vierteln aus Anlagen in Baden-Württemberg. Bei der Lagerung dieser Abfälle muss das Verursacherprinzip gelten und der Müll im Land bleiben. Prinzipiell dafür geeignet wäre das Zwischenlager am Atomkraftwerk Philippsburg, das nur wenige Kilometer von Karlsruhe entfernt ist“,

so Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital im Zuge einer gestrigen Blockade der ehemaligen Wiederaufbereitungsanlage durch 35 Aktivisten der Umweltschutzorganisation.

„Ministerpräsident Mappus muss beim Thema Atommüll endlich Verantwortung übernehmen. Er muss seine Verweigerungshaltung endlich aufgeben und dafür sorgen, dass der Atomabfall aus Karlsruhe auch in Baden-Württemberg gelagert wird. Die hochstrahlende Plutoniumsuppe aus Karlsruhe hat in Lubmin nichts zu suchen.“

Der 60 Tonnen hochradioaktiven Atommüll umfassende Transport beinhaltet u.a. 500 Kilogramm Uran und 16 Kilogramm Plutonium. Nach Angaben der Energiewerke Nord GmbH des Bundesfinanzministeriums wurde der flüssige Atommüll in Glas eingeschweisst um ihn transportfähig zu machen. Die Kosten des Castor-Transportes trägt der Staat.

Öffentlich zugängliche Quellen der Anti-Atomkraft-Bewegung:

Seiten:
Castortv.de
Nachttanzblockade Karlsruhe
Contratom.de
Lubmin-niXda.de
Castorticker.de

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Castorticker
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Gestern gegen 14 Uhr war die in den frühen Morgenstunden vor Ausfahrtstor und Schienenstrecke aus dem Gelände der ehemaligen Wiederaufbereitungsanlage WAK begonnene Blockade von Greenpeace durch die Polizei nach neun Stunden geräumt. Gegen 23 Uhr begannen dann rund 400 Personen in der Nähe von Karlsruhe-Neureut auf der Schienenstrecke die Nachttanzblockade, welche auf rund 700 Personen anwuchs. Nun die folgenden Ereignisse ab Dienstag Mitternacht.

+++ Ticker +++

Mittwoch, 16.Februar

00.50 Uhr

Die Polizei hat die Nachttanzblockade auf den Schienen umstellt, hat drei Personen mit Klettergurten in Gewahrsam genommen und führt Fahrzeugkontrollen im Umfeld der Schienenstrecke durch.

01.08 Uhr

Erste Auforderung der Polizei zum Verlassen der Gleise.

01.10 Uhr

Zweite Aufforderung zum Verlassen der Gleise. Die Polizei errichtet einen Kessel.

01.17 Uhr

Die Polizei kündigt die Räumung der Schienenstrecke an.

01.30 Uhr

Die Räumung der Gleise beginnt.

02.00 Uhr

Es kommt zu Auseinandersetzungen im Polizei-Kessel, die Polizei setzt Pfefferspray ein. Es gibt mehrere Verletzte unter den Atomkraftgegnern.

02.50 Uhr

Die Nachttanzblockade ist vollständig geräumt. Nach Angaben der Polizei werden 300 Personen in einer Gefangenensammelstelle unter freiem Himmel und  festgehalten. Die unter unklaren Rechtsgrundlagen in Käfigen festgesetzten Atomkraftgegner berichten später im Zuge der stundenlangen Gefangennahme von „unerträglichen“ Zuständen.

04.0o Uhr

Der Castor-Transport setzt sich aus dem Gelände des Karlsruher Instituts für Technologie in Bewegung und beginnt seine Fahrt Richtung Zwischenlager Nord in Lubmin. Er setzt sich aus je einer Lok am Anfang und Ende des Zuges, den fünf Castor-Behältern, sowie zwei Personenwagen zusammen.

04.18 Uhr

Der Atommüll-Transport rollt direkt neben den von der Polizei in der Gefangenensammelstelle unter freiem Himmel festgesetzten Atomkraftgegnern bei Karlsruhe-Neureut vorbei.

Im Güterbahnhof von Karlsruhe hält der Atomtransport anschliessend an. Die folgenden Rangierarbeiten dauern knapp zwei Stunden.

06.38 Uhr

Der Castor-Transport setzt sich aus dem Güterbahnhof in Karlsruhe in Bewegung. Gleichzeitig werden die von der Polizei unter freiem Himmel festgehaltenen mehreren Hundert Atomkraftgegner wieder freigelassen.

07.00 Uhr

Der Castor fährt durch Pforzheim.

07.17 Uhr

Der Atomtransport passiert Mühlacker.

07.32 Uhr

Der Castor-Transport steht in Bietigheim.

08.09 Uhr

Der Atommüll-Transport setzt sich aus Bietigheim wieder in Bewegung.

08.25 Uhr

Der Castor-Transport passiert Heilbronn. Er nimmt damit die östliche Route über Würzburg, Schweinfurt und Erfurt.

Der Atomzug setzt sich zu diesem Zeitpunkt laut Castorticker.de nun wie folgt zusammen: 2 Loks (rot) vorne, 7 Personenwagen mit Begleitpersonal, den fünf Castor-Behältern, noch einmal 7 Personenwagen und dann 2 Loks (rot) hinten.

09.50 Uhr

Nicht nur die Castoren scheinen wie vom Erdboden verschluckt. Auf Twitter wundert sich raketenmensch Marian, eingedenk spätherbstlicher Donnerstage im Stuttgarter Schloßgarten, über fehlende Schwerverletzte bei einem Polizeieinsatz in Baden-Württemberg und fragt sorgenvoll nach dem Verbleib von Baden-Württembergs Ministerpräsidenten und Innenminister:

„Sind Rech und Mappus in Tripolis untergetaucht oder beide schon in Sharm el Sheik?“

09.55 Uhr

Zumindest der Castor-Transport der Atomindustrie ist wieder aufgetaucht und befindet sich in Zell am Main bei Würzburg. Er steht dort zu einem Personalwechsel der (staatlichen) Wachmannschaft in den Personenwagen des Atomzuges.

11.00 Uhr

In Luckenwalde bei Berlin, einer der potentiellen Stationen des Castor-Transportest, beginnt am Bahnhof eine Mahnwache.

Derweil steht der Zug mit 60 Tonnen Müll der Atomindustrie immer noch in Zell am Main bei Würzburg.

12.07 Uhr

Der Castor-Zug rollt wieder und hat nicht die Schnellbahnstrecke über Erfurt, sondern die Nebenstrecke über Fulda genommen, wo er nun eintrifft. In Kemnitz beginnt derweil eine Mahnwache.

12.16 Uhr

Der Atomülltransport rollt ein in Hünfeld.

Derweil beginnen die Umland von Greifswald die Mahnwachen, u.a. in Guest, kurz vor dem Zwischenlager Nord bei Lubmin. In Wittenberg, so seit 10.00 Uhr eine Mahnwache stattfindet, ist für 16.00 Uhr eine Demonstration vom Stern zum Bahnhof angekündigt. In Merseburg findet eine Demonstration auf dem Bahnhofsplatz ebenfalls um 16.00 Uhr statt.

12.50 Uhr

Der Atomzug verlässt Hünfeld und fährt weiter Richtung Bebra, wo sich die Route teilt. Nach Norden geht es über Göttingen, östlich über Erfurt.

13.17 Uhr

Der Castor-Transport biegt bei Bebra auf die östliche Route Richtung Eisenach und Erfurt ab. Derweil steht in Ludwigslust am Hauptbahnhof seit 10.00 Uhr eine Mahnwache und wartet auf den Atommüll-Transport.

13.31 Uhr

Hinter Bebra entscheiden sich auf der Strecke Richtung Erfurt zwischen Ronshausen und Wildeck-Hönebach ein paar Passanten nicht am Bahnhof, sondern besser gleich auf den Gleisen auf den Atomindustrie-Express zu warten.

13.47 Uhr

Während der Castor-Zug noch nicht in Sichtweite ist und offenbar abwartet, kesselt die Polizei die Gleispassanten zwischen Ronshausen und Wildeck-Hönebach ein.

Derweil wird in Witzenhausen für eine Mahnwache am Marktplatz von 16.00 – 18.00 Uhr getroffen. Heissgetränke werden versprochen. Könnte ja jeder kommen.

14.01 Uhr

Die Schienenblockierer zwischen Ronshausen und Hönebach sind durch die Polizei von den Gleisen gedrängt und neben der Strecke eingekesselt. Der Castor-Zug passiert den Streckenabschnitt.

In Rostock läuft derweil eine Anti-Atom-Party, von der bereits geschwärmt wird. In Schwerin ist für 18.00 Uhr eine Lichterkette angekündigt.

14.25 Uhr

Laut unbestätigten Meldungen passiert der Castor-Transport Eisenach.

14.30 Uhr

Bestätigt: Castor-Zug ist in Eisenach.

14.54 Uhr

Im brandenburgischen Biesenthal beginnt eine Mahnwache.

15.03 Uhr

Der Castor-Transport rollt durch Gotha.

15.15 Uhr

Der Mülltransport der Atomindustrie, der erkennbar einen flotten Schuh fährt, passiert bereits Erfurt.

Anschließend fährt er weiter Richtung Weimar, Weißenfels und dem Leipziger Ring.

15.30 Uhr

Der Castor-Zug hat bereits Weimar hinter sich gelassen und rollt durch Oßmannstedt.

Derweil rufen die Kirchengemeinden von Greifswald für 18 Uhr zu einem demonstrativen Lichterkreuz auf. An der Bahnstrecke zwischen Wittstock und Rostock herrscht eine hohe Polizeipräsenz. Über Rostock kreisen seit Stunden Helikopter. Die mögliche Route des atomaren Mülltransportes bei einem Schienenkreuz im Rostocker Stadtteil Dierkow wird durch die zuständigen staatlichen Einsatzkräfte eingehend inspiziert.

Es wird bekannt, dass es gegen 14.30  Uhr in Leina bei Gotha zwölf AktivistInnen gelang, den Castor-Transport für fünf Minuten zum Stehen zu bringen. Die Atomkraftgegner befinden sich noch in Polizeigewahrsam.

16.10 Uhr

Der Castor-Zug rollt an Großkorbetha vorbei und fährt weiter Richtung Halle. Vorneweg sondieren zwei Polizeihubschrauber das Terrain.

In Kemnitzerhagen bildet sich eine Mahnwache.

16.21 Uhr

Unbestätigte Meldung: der Atomtransport fährt durch Merseburg.

In Kemnitz gibt es mittlerweile zwei und in Kemnitzerhagen eine Mahnwache.

Wie alle Linken wissen, hat das Grauen einen Namen. In Greifswald droht es wieder – das Plenum.  19 Uhr, Infoplenum zur Sitzblockade.

Am Rostocker Hauptbahnhof wirbt man derzeit für die dortige Mahnwache um mehr Teig für die Waffeleisen.

16.33 Uhr

Kurz hinter Merseburg haben sich zwischen Schkopau und Halle-Ammendorf zwei Aktivisten von Robin Wood von einer Brücke abgeseilt und sind nur ein Drahtseil gesichert, das über den Schienen verläuft. So blockieren unter Einsatz ihrer Gesundheit die Bahnstrecke und bringen den Castor-Transport zum Stehen.

17.04 Uhr

Die Polizei hat einen der Robin Wood Aktivisten abgeseilt.

17.24 Uhr

Der zweite Aktivist von Robin Wood ist abgeseilt. Beide Robin Wood Aktivisten werden in Handschellen abgeführt.

17.45 Uhr

An der Brücke fährt der atomare Mülltransport wieder an.

In Calbe bei Magdeburg kontrolliert die Polizei die Bahnstrecke im Bahnhofsbereich. In Bernau bei Berlin wird für Anti-Atomkraft-Aktivisten der Eisladen in der „Alten Post“ am Bahnhofsvorplatz als Infopunkt ausgegeben, in Eberswalde das „Exil“ am Bahnhof Eisenspalterei.

18.30 Uhr

In der deutschsprachigen Twitter-Welt erreicht das Thema #castor Rang 2, knapp nach dem Doktortitel des bayrischen Oberbefehlshabers.

Derweil wird – jetzt schon – die letzte Person der Gleispassanten bei Bebra aus dem fürsorglichen Gewahrsam der Polizei entlassen.

Um Rechtshilfe-Spenden für Robin Wood Akrobaten wird ersucht.

18.49 Uhr

Der Mülltransport passiert Köthen und fährt weiter Richtung Magdeburg.

19.05 Uhr

Der Castor ist in Calbe, kurz vor Magdeburg.

19.10 Uhr

Der Transport passier Schönebeck-Felgeleben..

19.19 Uhr

..und Magdeburg-Westerhüsen.

19.27 Uhr

Der atomare Mülltransport durchquert Magdeburg-Buckau und erreicht ein Wartungsgelände. Es wird mit einem Personalwechsel der Wachmannschaft in den begleitenden Personenwagen des Atomzugs gerechnet.

20.02 Uhr

Achtung – Castor gesucht. Castorticker meldet: der Castor-Transport steht ja gar nicht auf dem Wartungsgelände in Magdeburg-Buckau.

Also, wenn Sie zufällig vor ihrem nahe an Bahngleisen gelegenen Fenstern in Brandenburg 60 Tonnen Atommüll im Menschzahn vorbei brausen sehen: twittern Sie eine Meldung mit #castor in der Nachricht.

20.30 Uhr

Aha. Der Castor-Transport ist im SKET Industriepark Magdeburg gesichtet worden.

20.50 Uhr

Nachdem sich der Mülltransport vor zehn Minuten wieder in Bewegung gesetzt hat, passiert der Atomzug nun den Hauptbahnhof Magdeburg.

21.00 Uhr

Der Zug nimmt von Magdeburg aus offenbar die direkte Nordroute über Stendal und Schwerin. Dafür spricht auch, dass in Seehausen Altmark ein großes Aufgebot der Polizei gesichtet wird.

21.23 Uhr

Der Castor-Zug brettert vorbei an Angern. Der Eindruck bestätigt im Laufe der nachfolgenden Beobachtungen: der atomare Mülltransport fährt mit sehr hoher Geschwindigkeit. Bereits hinter Magdeburg mißachtete er laut Zeugen offenbar fünf Personen mit einem roten Warnlicht auf den Gleisen und verringerte nicht die Geschwindigkeit.

22.08 Uhr

Der Castor-Transport hat Stendal bereits hinter sich gelassen und passiert Osterburg.

Wichtig im Falle von Fragen wegen oder möglicher Festnahmen durch die Atomindustrieordnungshüter: die EA Nummer 0176-943 694 25

22.13 Uhr

Der Atomzug passiert weiterhin sehr schnell fahrend bereits Seehausen Altmark und nähert sich nun Wittenberge, wo sich eine Mahnwache mit 50 Personen hält.

In Ludwigslust hat ebenfalls eine Mahnwache von 50 Personen gebildet. Aus Schwerin werden Hubschrauber über den Bahngleisen gemeldet.

22.23 Uhr

Der Mülltransport passiert Wittenberge ohne Zwischenfälle, mit weiterhin sehr hohem Tempo.

Nächste größere Stationen sind Karstädt, Grabow, Ludwigslust, Schwerin und Bad Kleinen, wo zwei mögliche Strecken abzweigen. Eine davon geht südlich nach  Bützow, wo sich die möglichen Routen ebenfalls gabeln.

22.51 Uhr

Der Atommüll-Transport passiert Ludwiglust. Das Tempo ist ganz offensichtlich weiterhin stark erhöht. Der Castor-Zug liegt eine Stunde vor dem von Atomindustrie und Polizei selbst aufgestelltem Zeitplan.

23.12 Uhr

Hinter Ludwigslust blockieren ca. 25 AktivistInnen unter dem Motto „Euer Nonsens ist kein Konsens“ die Schienen. Die Strecke ist gesperrt, der Castor-Transport steht.

Derweil sind Akrobat und Akrobatin von Robin Wood, die die Brücke bei Schkopau blockierten, von der Polizei mittlerweile wieder freigelassen worden.

23.28 Uhr

Die Blockade hinter Ludwigslust bei Rastow ist aufgelöst, alle Atomkraftgegner sind von den Schienen geräumt und in Gewahrsam genommen worden.

23.35 Uhr

Der Mülltransport setzt sich wieder Richtung Schwerin in Bewegung.

23.57 Uhr

Nördlich des Stadtzentrums von Schwerin befinden sich im Ortsteil Medewege dreißig Personen auf den Gleisen.

Donnerstag, 17.Februar

0.25 Uhr

Die Mahnwache steht noch. Sogar mit Feuertonne zum Aufwärmen. Freut sich auf die Schweriner*innen. (Luckenwalde)

0.45 Uhr

Inzwischen sind mehrere Gruppen mit insgesamt 100 Menschen entlang der Schienen unterwegs.

0.46 Uhr

Der Castor steht in Schwerin-Medewege in Sichtweite der Blockade.

0.50 Uhr

Die Blockade ist jetzt geräumt und der Castor setzt sich in Richtung Bad Kleinen in Bewegung.

Zuvor hatte ein junger Mann den langsamen fahrenden Zug zu einem fünfzehnminütigen Stopp ! gezwungen, indem er auf die Gleise gesprungen war.

1.13 Uhr

Der Castor fährt durch Bad Kleinen.

2.03 Uhr

Der Castor passiert das abgesperrte Bützow in Richtung Güstrow.

Gerücht: Menschen bewegen sich aus Barth kommend zur Strecke und würden sich freuen, wenn sich ihnen viele, viele anschlössen.

2.19 Uhr

Kein Rauskommen aus Rostock: Polizei sperrt den Osten der Stadt ab und geht bisweilen rabiat vor.

In Kemnitz und Kemnitzerhagen werden die Mahnwachen gekesselt. Entlang der Strecke sammelt die Polizei alle ein.

In Kemnitz ist die Polizei gegen Menschen, die versuchten in Richtung Schiene zu gelangen, hart mit Pfefferspray vorgegangen.

2.23 Uhr

Der Castor passiert Primerburg in Richtung Rostock über Laage.

02.48 Uhr

30 Atomkraftgegner bringen mit einer Sitzblockade an einem Streckenkreuz im Rostocker Stadtteil Riekdhel den Castor für 10 Minuten zum Stehen. Sie sind einer mit Hunden, Pfefferspray und aggressiv vorgehenden Polizei ausgesetzt.

03.10 Uhr

Der Mülltransport erreicht Rostock-Dierkow und wird dort umgekoppelt.

Derweil gibt es Mahnwachen in Stilow, Brünzow, Kräpelin und Komenitzerhagen. Letzere ist durch die Polizei mittlerweile eingekesselt. Am Hauptbahnhof in Greifswalt lässt die Polizei Fußgängerunterführungen schließen.

03.36 Uhr

Der Castor-Transport bewegt sich wieder und verläßt Rostock-Dierkow.

03.34 Uhr

Zwei AktivistInnen haben sich bei Altenwillershagen an die Schienen gekettet. Bei Kemnitz gibt es zudem mehrere Blockaden, Dutzende von Menschen sind auf den Gleisen.

03.53 Uhr

Bei Ribnitz-Damgarten sitzen Atomkraftgegner auf den Gleisen. Umgehend wird der Atomzug um Schrittgeschwindigkeit ersucht. In der Tat hält dieser dann tatsächlich an.

04.51 Uhr

Die Blockade bei Ribnitz-Damgarten ist geräumt. Der Castor fährt anschließend weiter Richtung Stralsund.

05.08 Uhr

Bei Altenwillershagen sind die an den Gleisen angeketteten AktivistInnen von der Polizei geräumt. Um 05.15 Uhr passiert der Castor-Transport die Stelle im Schritttempo.

05.49 Uhr

Gegner des atomaren Mülltransportes gehen zwischen dem Hauptbahnhof von Stralsund und Andershof auf die Gleise und bringen ihn dort, wenige Minuten nach dessen Durchqueren des Hauptbahnhofs um 05.54 Uhr, zum Stehen.

06.49 Uhr

Die Gleisblockade vor Andershof ist geräumt. Der Atomtransport kann sich wieder in Bewegung setzen.

07.15 Uhr

Mit ca. 40-50 km/h werden die Castor-Behälter durch den Hauptbahnhof von Greifswald gefahren. In Magdeburg werden am dortigen Hauptbahnhof Personen in Schutzanzügen beobachtet, die offenbar radioaktiven Abfall beseitigen.

07.37 Uhr

Bei Diedrichshagen muss der Mülltransport wegen Blockaden in Kemnitz abermals für rund zehn Minuten anhalten.

07.50 Uhr

Die Castor-Behälter rollen im Schritttempo durch Kemnitz.

08.12 Uhr

Nach 28 Stunden und 12 Minuten erreicht der unter großem Aufwand staatlich beschützte Mülltransport der Atomindustrie das Zwischenlager Nord in Lubmin.

Epilog

Der „Arbeitskreis Kritischer Juristinnen und Juristen“ (AKJ) aus Greifswald war während der Demonstrationen und Versammlungen gegen den Mülltransport der Atomindustrie vor Ort. Die Juristinnen und Juristen wurden von der Polizei zeitweise selbst festgenommen. Anschliessend berichteten sie wie folgt vom Vorgehen der Polilzei:

„Die von der Mahnwache Kemnitz in Richtung Schiene gehenden Aktivist_innen wurden von einem Teil der eingesetzten Polizeikräften mit massiver Gewalt gestoppt. Über das “normale” Schubsen hinaus wurden den Castorgegner_innen durch heftige Tritte von hinten in die Beine oder gezielte Schläge gegen den Kehlkopf zu Fall gebracht. Ein Aktivist blutete nach Schlägen heftig aus der Nase.

Diejenigen, die zur Mahnwache zurückgingen, wurden dort eingekesselt. Für einige Zeit kam niemand (auch nicht als Einzelperson) heraus, obwohl es sich um eine angemeldete Versammlung handelte.

Der Gewalteinsatz der Polizei gegen eine von Brünzow losgehende Gruppe war angemessen. Allerdings wurde die Gruppe eingekesselt und verkündet, ihr werde die Freiheit entzogen. Erst nach einigen Minute gab ein Polizist zu erkennen, dass es sich wohl um eine Versammlung handele und wieder einige Minuten später wurde bekannt gegeben, dass die Gruppe auch zu einer Mahnwache gehen dürfe.

Von der Räumung der Sitzblockade der Kemnitzhäger Gruppe wurden keine Probleme gemeldet.

Die Polizei hielt Aktivist_innen nach Durchfahrt des Castortransportes noch 30 Minuten in Gewahrsam, obwohl sie unverzüglich hätten freigelassen werden müssen

Bei Kemnitzerhagen wurde ein Sanitäter festgesetzt und erst auf Intervention des AKJ und hinzukommen der Presse freigelassen

Die Polizei war teilweise schlecht informiert: mehrfach behaupteten Beamt_innen, es geben ein Versammlungsverbot entlang der Schiene (was nicht stimmt!)

Von Ingewahrsamgenommen bei Stilow wurde – obwohl sie keine Ordnungswidrigkeiten begangen hatten – die Identität festgestellt und selbst bei Vorliegen des Personalausweises die Gesichter fotografiert“

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