Widerstand gegen Programm „Stuttgart 21“: Parkschützer besichtigen Lügen-Baustelle
Stuttgart: Im Anschluss an die Montagsdemo zogen Demonstranten heute Abend in den Bahnhof, um dort eine der Baustellen zu inspizieren, an der trotz offiziellem Baustopp allnächtlich weitergearbeitet wird. Bahnchef Rüdiger Grube hatte direkt nach der Landtagswahl einen Baustopp bis zum Regierungswechsel verkündet, der von Anfang an nicht eingehalten wurde: Arbeiten im Südflügel, am Gleisvorfeld, am Grundwassermanagement und für den geplanten Querbahnsteig – alles läuft weiter wie gehabt. Der einzige reale Baustopp kommt durch technische Probleme und durch gescheiterte Ausschreibungen zustande. Die Parkschützer fordern jedoch einen sofortigen und vollständigen Baustopp. Solange nicht klar ist, wie es mit Stuttgart 21 weiter geht, dürfen keine weiteren Fakten geschaffen werden, und solange darf kein weiteres Steuergeld verschwendet werden.
„Kostenrisiken, technische Probleme, Planung nicht ausgereift, Planfeststellung in weiter Ferne, Ausschreibungen geplatzt, selbst Baufirmen zweifeln an der Realisierbarkeit – trotzdem lässt Herr Grube weiterbauen und hält sich nicht an seinen eigenen Baustopp“, kritisiert Dr. Carola Eckstein, Parkschützerin und Mitglied bei den Ingenieuren für den Kopfbahnhof. „Das, was bislang an die Öffentlichkeit gesickert ist, ist vermutlich nur die Spitze des Eisberges. Jeder einzelne Punkt sollte Grund genug sein, die Notbremse zu ziehen, für einen ehrlichen Bahnchef ebenso wie für einen verantwortlichen Verkehrsminister. Herr Grube verkündet den längst überfälligen Baustopp, denkt aber gar nicht daran, diesen auch umzusetzten. Und Bundesverkehrsminister Ramsauer ist entweder nicht in der Lage oder nicht Willens, für Ordnung zu sorgen. Auf solche Führungskräfte können wir verzichten!“
Im Fokus standen heute Arbeiten für den geplanten Querbahnsteig: Hier wird seit Wochen jede Nacht gebaut. Es werden Vermessungen durchgeführt, die bestehenden Bahnsteigdächer werden geöffnet und neu verstrebt, im Südflügel wurden Leitungen entfernt. All diese Arbeiten erfüllen keinerlei Sicherungszweck. Sie dienen einzig der Vorbereitung für den Querbahnsteig und den Abriss des Südflügels. Dies zeigt, dass der von der Bahn groß angekündigte Baustopp von Anfang an eine Lüge war.
Ebenfalls weitergebaut wird im Gleisvorfeld, am Grundwassermanagement sowie an der Neubaustrecke Wendlingen-Ulm.