In Ägypten geborener US-Diplomat bringt ein Samenkorn der Ruhe nach Kenia: Bäume pflanzen, um Frieden und Versöhnung zu fördern
Konflikte, Krisen, Kämpfe und Kriege existieren nur durch das Verhalten jeden einzelnen Menschen. Die tiefen Wurzeln für Gewalt sind fehlende Empathie, Gleichgültigkeit, Überlegenheitsgegfühl und Anmassung, über andere – „Unfähigere“ – entscheiden zu müssen.
Jeder kennt solche Situationen aus eigener Lebenserfahrung schon seit der Kindheit. Das Problem liegt nicht nur bei den offen aggressiv auftretenden Alphatieren oder subtil agierenden Intriganten. Die duldende Mehrheit der Gruppe ermöglicht erst diese Dominanz – sei es aus Furcht, bei Widerspruch das nächste Angriffsziel zu werden, gegen das man sich nicht wehren könnte und nicht auffallen möchte oder aus Ignoranz und Schadenfreude. Würden diesen Personen von Anfang an Grenzen gesetzt und sie in die Schranken verwiesen, wäre die menschliche Gemeinschaft frei von denjenigen, die auf Kosten anderer Unfrieden in diese Welt tragen.
Jeder einzelne ist für seine Taten oder Unterlassungen verantwortlich und Veränderungen in der Gesellschaft beginnen mit den kleinsten Zellen: in dem Umgang mit der Familie, den Nachbarn, den Arbeitskollegen und pflanzt sich nach oben fort. Auf „die da oben“ ohne Mitspracherecht und Beteiligung zu hoffen, dass diese schon alles zum Wohle richten würden ist eine menschliche Illusion, die die eigene Verantwortung bequem zur Seite schiebt.
Wilson Gathungu, zweiundfünfzigjähriger Masterstudent in Theologie an dem Central Baptist Theological Seminary in Kansas in den USA wählte für die Anfertigung seiner Arbeit zu Thesen über Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung eine Studie über Konflikte, die in Kenia während und nach den Wahlen 2007 stattgefunden hatten.
„Als ich aufgefordert wurde, meine Diplomarbeit zu schreiben, erinnerte ich mich an mein Land und all die Konflikte, die es gab. Ich wollte über Frieden und Versöhnung schreiben und sehen, wie sie in der Situation helfen könnten“, so Gathungu laut dem kenianischen Standard vom 10.Juni 2011.
Sein betreuender Professor, Tarris Rossel, war daran interessiert, die These praktisch anzuwenden, um denjenigen, die von der Gewalt betroffen waren, zu helfen.
Im vergangenen August fuhr der in einem Dorf bei Kairo geborene Gathungu nach Kenia und bildete das Kenya Peace Initiative Committee in Kuresoi und Molo, in dem religiöse Führer, die Ältesten und die Regierung vertreten sind. Die gestartete Friedens- und Versöhnungsinitiative in Kamwaura und Lancuenda ist Teil seiner Diplomarbeit.
Gathungu wählte Kamwaura Secondary und Lancuenda als Orte für die Friedensbemühungen wegen der häufigen Stammeskonflikte, die in den Gebieten auftreten. Am 8.Juni 2011 gab es dort eine grosse Veranstaltung, die mit einem Friedensgebet von Reverend David arap Metet von der Worldwide Gospel Churches of Kenya begann.
Anschliessend wurden in Lancuenda die Kikuyu- und Kalenjin-Gemeinden dazu animiert, künftig in Frieden miteinander zu leben. Bei der Kamwaura Secondary School pflanzten sie Bäume und nannten sie Garden of Peace. Eine Inschrift in den Landessprachen Omorembe für Kisii, Kalyet für Kalenjin, Thayu für Kikuyu und Amani mit einer Friedensbotschaft wurde an dem neuen Park angebracht, die in den Farben der kenianischen Flagge – weiß, grün, schwarz und rot – bemalt ist.
Das Friedensdenkmal wurde offiziell von Prof. Rossel gemeinsam mit seiner Frau Ruth eröffnet. Der Event wurde vom Rossel-College, Central Baptist Theological Mission, gesponsert.
Drei Schüler aus jeder Gemeinde rezitierten Friedensgedichte, sprachen sich für Frieden und Versöhnung aus und forderten die Bewohner auf, Frieden für den Wohlstand zu halten. Die Heranwachsenden sagten, dass sie bereit sind, den Frieden zum Wohle ihrer Kinder und kommender Generationen zu wahren.
Der Einwohner Patroba Yakieni erinnerte sich, wie sie noch in den 1970er Jahren in Frieden und Harmonie lebten. Yakieni wunderte sich, wie Menschen, die gemeinsam friedlich lebten, sich so gegeneinander wenden konnten.
Das Vorleben der Auseinandersetzungen der Erwachsenen beeinflussen das Verhalten ihrer Kinder. Der stellvertretende Schulleiter Alfred Ng‘etich lobte die Anstrengungen. Er sagte, Gewalt beginnt mit der Einschulung und beeinträchtigt die Leistung. „Der „Garten des Friedens“, der hier angelegt wurde, macht diese Schule zu einem Symbol des Friedens.“
Prof. Rossel sagte, das Projekt soll den Frieden nicht nur für diejenigen in Kuresoi und Molo fördern, sondern im ganzen Land. Der Frieden, den sie in den Garten gesät haben, könnte sogar in Wahlkampfzeiten überwiegen.
„Wir haben auch Friedensausschüsse an der Basis gebildet. Wir werden Friedensforen in allen Bereichen organisieren und diese auch begleiten, um die Fortschritte zu überprüfen“, so Rossel und blickt hoffnungsvoll auf das Pilotprojekt, dass zum Erfolg führen und auf das ganze Land mit gleichen Initiativen ausstrahlen soll. In Anlehnung an eines der rezitierten Gedichte sagte er:
„Die grosse Zahl, die Anteil nimmt, sagt mir, es ist Frieden für immer.
Die gepflanzten Bäume werden friedlich mit den Kindern sprechen. Sie werden ruhiger, Lieder singen, der medizinischen Wert der Bäume wird sie heilen. Die Früchte der Bäume sind sehr süss und ihre Wurzeln werden sie lehren, Wege des Friedens zu gehen.“
Die drei Gemeinden bereiteten traditionelle Speisen aus Hirse- und Maismehl zu. Jede steuerte mit ihren Kochkünsten zu dem gemeinsamen Mahl bei, dass von der ganzen Gemeinschaft als Symbol für Frieden und Versöhnung eingenommen wurde.
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Quelle: http://www.standardmedia.co.ke/news/InsidePage.php?id=2000036918&cid=159&