Strauss-Kahn vor der Freilassung, Ende des erfolgreichen Komplotts

New Yorker Staatsanwaltschaft: Anklage gegen ex-IWF-Direktor Dominique Strauss-Kahn vor dem Zusammenbruch, neuer Gerichtstermin am Freitag.

Die Demokratie in Griechenland durch einen Staatsstreich erfolgreich beseitigt. Vertreter des IWF, zusammen mit der Frankfurter „Europäischen Zentralbank“ und „Europäischer Union“ im neuen Entstaatlichungs-Konzern („Privatisierungsanstalt“) über Athen geparkt. Die wegen Korruption angeklagte französische Finanzministerin Christine Lagarde, deren Verfahren vom französischen Sondergericht extra bis nach ihrer Ernennung verschoben wurde, mit Hilfe aller Regierungen der Industriemächte – China, Russland, Indien, Brasilien, etc – zur neuen IWF-Direktorin gemacht.

Zeit für New Yorker Staatsanwaltschaft und Polizei zu erklären, daß man sich die ganze Zeit geirrt hat. Sorry.

Heute morgen mitteleuropäischer Zeit wurde zuerst bekannt, daß für ex-IWF-Direktor Dominique Strauss-Kahn, der am Samstag, dem 14.Mai in New York auf dem John F. Kennedy-Flughafen gegen 16.40 Uhr Ortszeit zehn Minuten vor dem geplanten Abflug seiner Air France Maschine von zwei Detectives der Hafenbehörde aus dem 1.Klasse-Abteil  geholt worden war, überraschend ein neuer Gerichtstermin für den heutigen Freitag angesetzt worden ist (1). Bis gestern war der nächste Gerichtstermin für den 18.Juli angesetzt.

Dann erfolgte die Veröffentlichung in der „New York Times“ (2), in der Reporter Jim Dwyer, William K.Rashbaum und John Eligon im Namen des New York Police Department (NYPD), aller Ermittlungsbehörden, dem Staatsanwalt Mr. Cyrus R. Vance Jr., fast der gesamten Weltpresse und rund 7 Milliarden Idioten effektiv sieben Worte sagten:

„Sorry, we´re wrong. That can happen.“

Zusammengefasster relevanter Inhalt des NYT-Berichts:

– US-Polizei oder Spionage-Dienste  hörten bereits innerhalb von 24 Stunden nach der angeblich am 14.Mai gegen Mittag erfolgten Vergewaltigung ein Telefonat des besagten Zimmermädchens mit einem inhaftierten Mann ab, der zusammen mit assoziierten Individuen innerhalb der letzten zwei Jahre insg. 100.000 Dollar auf den Konten der Hotelangestellten geparkt hatte. Der Mann saß zu diesem Zeitpunkt ein, weil ihm der Besitz von 400 Pfund Marihuana vorgeworfen wurde. Das Telefongespräch drehte sich, so der NYT-Bericht, über einen möglichen Profit, den das Verfahren gegen den Beschuldigten Strauss-Kahn für beide bringen könne. Das Telefongespräch wurde aufgezeichnet.

Um es für den Mittelerdling noch einmal zu erklären, was das heisst: die US-Ermittlungsbehörden wussten über den Inhalt des Telefonats Bescheid, seit es erfolgte. Ebenso wurde entweder ein armes, schüchternes, zurückgezogenes Einwanderermädchen illegal abgehört, oder die Behörden waren seit Jahren an dem Fall dran, oder sie erzählen der Öffentlichkeit wieder Bullshit und dieses Telefonat hat nie existiert. Auf jeden Fall waren NYPD, Staatsanwaltschaft und Behörden nicht das, was sie immer vorgeben zu sein, wenn sie falsche Beschuldigungen und manipulierte Anklagen erheben: ahnungslos.

– die Hotelangestellte bezahlte jeden Monat Telefonrechnungen in Höhe von mehreren Hundert Dollar an fünf verschiedene Telekomunikations-Konzerne. Auch das hätten die Ankäger „erfahren“, so die „New York Times“. In dem Bericht steht nicht, wann die Staatsanwaltschaft von Mr. Cyrus R. Vance Jr. das erfahren hat. Die Überprüfung von Telefonrechnungen ist nach eigener Aussage der weltweiten Vereinigung aller Oberübervaterlandsschutzexperten („VORRATSDATENSPEICHERUNG! DATENKONTROLLE! NACKT UNTER DEN SCANNER! SONST PASSIERT WAS!“) bei jedem Strafverfahren und jeder Ermittlung Routine.

Das heißt: auch das wusste das NYPD und auch Staatsanwalt Mr. Cyrus R. Vance Jr. Und zwar mindestens seit dem Zeitpunkt dieses Routinechecks, also innerhalb von 24 Stunden nach der Beschuldigung der Hotelangestellten.

– seit ihrer am 14.Mai gegen Strauss-Kahn erhobenen Beschuldigung hat die Hotelangestellte wiederholt gelogen. Sie hat behauptet, in ihrem Asylantrag angegeben zu haben, bereits einmal vergewaltigt worden zu sein (was da nicht drin stand) und hat ebenfalls behauptet, in ihrem Asylantrag angegeben zu haben, Opfer einer Genitalverstümmelung zu sein (was auch nicht drin stand).

Und das alles stellt sich selbstverständlich erst am Abend des 30.Juni heraus, zwei Tage nach der von allen Finanzministern und Zentralbankern im IWF-Gouverneursrat mitgetragenen Ernennung von Christine Lagarde zur neuen Direktorin des „Internationalen Währungsfonds“, einen Tag nach Annahme des EU-IWF-Finanzdiktats durch das griechische Parlament und am Tag der Unterwerfung Athens unter die Ausführbestimmungen der Entstaatlichung Griechenlands durch den „Treuhand“-Konzern der „Troika“ von IWF, EU und EZB.

Nur zur Erinnerung: Ein gegen Frankreichs Finanzmnisterin Lagarde anhängiges Gerichtsverfahren wegen Amtsmissbrauch im Zuge der Affäre um Begünstigung des Geschäftsmannes Bernard Tapie, wurde vom französischen Sondergerichtshof Cour de justice de la République extra auf den 9.Juli vertagt, also bis nach ihrer abgesprochenen Ernennung zur IWF-Direktorin. Lagarde ist hoch angesehen, wenn man das als Ansehen der Hohen bezeichnet. Lagarde wurde vom “Forbes” Magazin im Jahr 2009 auf Platz 17 der mächtigsten Frauen der Welt gesetzt und von der “Financial Times” als “bester Finanzminister” der Euro-Zone 2009 bezeichnet. (17 Finanzminister, die von uns 300 Milliarden Euro wollen, 23. Juni)

Heute wird im anberaumten New Yorker Gerichtstermin das Verfahren gegen Strauss-Kahn aller Wahrscheinlichkeit nach beendet und der ex-IWF-Direktor aus dem Hausarrest entlassen werden.

Wem nun warum Strauss-Kahn zu welchem Zeitpunkt im Weg war, ist eher zweitrangig. Entscheidend ist – und geradezu entsetzlich – mit welcher Demut die Weltöffentlichkeit Finanzaristokratie und Nomenklatura deren Legenden über die gezielte, temporäre Ausschaltung eines ihrer hochrangigsten Funktionäre so einfach abkauft.

Die Freilassung von Strauss-Kahn – und das nun unvermeidliche liebevolle in-den-Arm-nehmen und „sorry, sorry, sorry“-Sagen bei allerlei Oberschichts-Empfängen – wird das Ende des erfolgreichen Komplotts auf einem Idiotenplaneten sein, der gerade dabei ist, sich von genau den Ausbeutern und Feudalisten nochmal und nochmal und dann nochmal ausplündern zu lassen, für die er sowieso schon sein ganzes Leben lang schuften geht.

Willkommen in der wirklichen Welt.

10.55 Uhr

Ich gestehe, meine Schlagzeile vom „Ende des erfolgreichen Komplotts“ war wohl etwas verfrüht. Jetzt wird allen Ernstes versucht, Strauss-Kahn in Windeseile doch noch zum Präsidentschaftskandidaten der „Sozialistischen Partei“ Frankreichs ausrufen zu lassen und die Kandidatur von Parteileiterin Martine Aubry zu verhindern. Entsprechende Witzmeldungen werden derzeit aus allen Rohren der Informationsindustrie geblasen. Ein Abgeordneter der „Sozialisten“, Jean-Marie Le Guen, gab heute früh bereits den Auftakt. Das „Handelsblatt“ (3) schrieb dazu, sollte die Anklage gegen Strauss-Kahn nun tatsächlich aufgehoben werden,

„gibt es keinen Zweifel daran, dass die Sozialisten ihrem gefallenen Champion die Präsidentschaftskandidatur auf einem Silbertablett antragen werden.“

Es wäre in der Tat die dreisteste Rochade der Nomenklatura seit den Abgängen rund um die staatsparteiliche Alternativlosigkeit Angela Merkel in Deutschland. (Koch, Köhler, Wulff: Rückzug, Bauernopfer und Rochade der Nomenklatura, 3.Juni 2010)

Das Spiel geht weiter.

(…)

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Quellen:
(1) http://www.bbv-net.de/aktuelles/kurzmeldungen/1575297_NYT_Anklaeger_glauben_Strauss_Kahns_Zimmermaedchen_nicht_mehr.html
(2) http://www.nytimes.com/2011/07/01/nyregion/strauss-kahn-case-seen-as-in-jeopardy.html
(3) http://www.handelsblatt.com/politik/international/wird-strauss-kahn-doch-sarkozys-herausforderer-/4346424.html

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