Ehemaliger US-Spionagechef Dennis Blair: Schluss mit Drohnen und Kampf gegen „al-Qaida“!
Auf dem Aspen Security Forum äusserte sich der ehemalige Director of National Intelligence, Chef sämtlicher US-Geheimdienste, Dennis Blair, über die Sinnlosigkeit und Gefahren der vom US-Präsidenten autorisierten Drohnenangriffe und die Milliardenausgaben gegen die Anhänger von „al-Qaida“.
Blair, Admiral a.D., übte den Posten vom 28.Januar 2009 bis zum 28.Mai 2010 aus und wurde von Barack Obama gefeuert (Radio Utopie vom 21.Mai 2010: „Der Direktor der Nationalen Nachrichtendienste der USA hat nach Differenzen mit dem Weissen Haus und dem US-Präsidenten seinen Hut nehmen müssen.“, (1).
Ersetzt wurde der DNI-Boss von James Clapper, einem Ex-Luftwaffengeneral und starken Befürworter der Killereinsätze mit unbemannten Drohnen (Radio Utopie vom 6.Juni 2010: … „Mit diesem Kandidaten mit Air Force-Erfahrungen sind die Erfolge der weltweiten unbemannten Drohneneinsätzen zum gezielten Töten von Menschen – der neuen Kampfstrategie des US-Militärs, bestens abgesichert…“,(2).
Dennis Blair hatte zuvor in seiner Amtszeit zum ersten Mal nach Art der Whistleblower die Budgets der einzelnen US-Geheimdienste öffentlich gemacht (Radio Utopie vom 20.September 2009: „…Der oberste Geheimdienstchef aller 16 US-Geheimdienste Dennis Blair hat vor ein paar Tagen ein bisher unter der Bush-Ära streng gehütetes Geheimnis dieser Dienste öffentlich bekanntgegeben: Die Anzahl der Mitarbeiter und die Gesamtkosten der Ausgaben einschliesslich der militärischen Aktivitäten.
75 Milliarden Dollar (51 Milliarden Euro) bekommen diese Dienste als Jahresbudget zugeteilt…“, (3)
Auf dem Sicherheitsforum sagte Blair, dass man die Ausgaben von Unsummen von Dollars überdenken sollte, um „al-Quaida“-Anhänger in Pakistan, Somalia und Jemen zu jagen, wenn nicht sogar die Operationen abzubrechen. Die Frage ist, ob die Kommunen überhaupt bereit dazu sind, an der Verfolgung teilzunehmen.
Die Drohnenangriffe würden sowieso nur auf mittelrangige Aufständige zielen, eine Einstellung dieser Luftangriffe würden so zu keiner grösseren Bedrohung für die USA werden.
Der Angriff aus der Luft ist ein Fehler und einer von vielen Gründen, die unsere gesamten Beziehungen zu Ländern wie Pakistan, Jemen und Somalia dominieren. Weil wir uns damit von den betroffenen Ländern entfremden, weil wir die Länder nur als Orte behandeln, wo wir Gruppen attackieren, die uns bedrohen und wir bedrohen so die Aussichten auf langfristige Reformen, sagte Blair und forderte eine Beendigung der Drohnenangriffe in Pakistan. In dem Land wurden über fünfzig US-Überfälle in den letzten sieben Monaten durchgeführt, mehr als in den gesamten Jahreszeiträumen zuvor.
Blair wies darauf hin, dass die Ausgaben der US-Geheimdienste und Sicherheitskräfte über 80 Milliarden Dollar im Jahr betragen – allein ohne die Kosten für Afghanistan und Pakistan. Demgegenüber würden nur etwa 4000 Mitglieder und Verbündete von Terrorgruppen weltweit stehen. Das ist 20 Millionen Dollar pro Terrorist pro Jahr, betonte Blair.
Der ehemalige DNI-Chef sagte, dass seit dem 11.September 2001 nur vierzehn Menschen in den USA Opfer terroristischer Attacken wurden (einschliesslich des Fort Hood-Attentats, Radio Utopie vom 16.10.2010: „Anhörung der Zeugen bringt neue brisante Informationen ans Tageslicht, die niemanden in dem von Anfang an vertuschten Vorgängen in dem Militärlager zu interessieren scheinen“, (4)
Dem stehen in diesem zehnjährigen Zeitraum 1,5 Millionen Todesopfer gegenüber, die durch Autounfälle, Morde und Vergewaltigungen in den Vereinigten Staaten von Amerika ums Leben kamen.
„What is it that justifies this amount of money on this narrow problem?“ so Blair.
Das vollständige Gespräch mit Dennis Blair ist als Video-Mitschnitt auf Wired zu hören. (5)
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20.09.2009 Dennis Blair gibt erstmals Daten zu US-Geheimdiensten frei
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23.11.2008 Glaskugelbericht der amerikanischen Geheimdienste
Quellen:
(1) Geheimdienstchef der USA Dennis Blair von Obama gefeuert
(2) US-Luftwaffengeneral a.D. James Clapper bald auf schnellstem DNI-Spionage-Schleudersitz?
(3) Dennis Blair gibt erstmals Daten zu US-Geheimdiensten frei
(4) http://www.radio-utopie.de/2010/10/16/zwei-handy-videos-des-fort-hood-attentats-eines-augenzeugen-geloscht/
(5) http://www.wired.com/dangerroom/2011/07/call-off-the-drone-war/