Bombenräumung gefährdet Stuttgarter Schlossgarten unnötig
Parkschützer fordern: Keine Bagger im Schlossgarten!
Stuttgart: Die Parkschützer wenden sich entschieden gegen die angekündigte ‚Bombenräumung‘ im Stuttgarter Schlossgarten, denn die Räumung einer alten Bombe stellt immer ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Selbst wenn hinter dem Grundwassermanagement eine Bombe liegen sollte: Von einer Bombe, die seit über 60 Jahren im Boden liegt, geht nur eine sehr geringe Gefahr aus – solange niemand anfängt zu graben. Die Parkschützer lehnen alle Grabungsarbeiten im Schlossgarten ab.
Ein ranghoher Polizeibeamte ‚scherzte‘ am vergangenen Freitag im Park, man könne ja auch mal eine Bombe finden, dann müsse man den Park so oder so räumen. Gegenüber anwesenden Parkschützern sagten die mit der Kampfmittelerkundung befassten Arbeiter am Freitag vor ihrer Abfahrt, dass keine Kampfmittel im Boden seien.
„In Stuttgart liegen noch sehr viele Bomben aus dem zweiten Weltkrieg“, sagt Parkschützerin Dr. Carola Eckstein. „Viele davon sind bekannt. Sie werden jedoch nicht geräumt, denn, so die Experten, das würde eine unnötige Gefährdung darstellen. Die Bergung einer alten Bombe ist ein sehr gefährliches Unterfangen. Auch wenn man versucht, die gefährliche Altlast sehr vorsichtig auszugraben, entstehen dadurch ‚ungewohnte‘ Erschütterungen, die eine Explosion verursachen können. Solange man alles lässt, wie es ist, und nicht anfängt, in der Nähe einer solchen Bombe zu graben, lebt man wesentlich sicherer.“
Die Kampfmittelerkundung fand letzte Woche von Mittwoch bis Freitag statt. Weder der Park noch der unmittelbar neben dem ‚Fundort‘ gelegenen Biergarten wurden evakuiert und abgesperrt. Es ist also davon auszugehen, dass die Bombe – wenn es sie denn gibt – ohne die Bauarbeiten für Stuttgart 21 keine akute Gefahr darstellt. Bei normaler Parkbenutzung ist auch weiterhin nichts zu befürchten. Immerhin wurde am Montag nach dem ‚Bombenfund‘ noch die Menschenkette mit mehreren tausend S21-Gegnern in genau diesem Teil des Parks genehmigt. Die berittene Polizei querte den ‚Fundort‘ mit mehreren Pferden direkt.
Auf einer Karte des Regierungspräsidiums sind bekannte Blindgänger verzeichnet. Angesichts dieser und vermutlich weiterer unbekannter Blindgänger rund um den Bahnhof und im Schlossgarten stellen die für Stuttgart 21 geplanten Rammarbeiten eine große Gefahr dar: Zur Verankerung des Tunnelbahnhofs sollen ca. 3.500 Betonpflöcke in den Boden gerammt werden; bohren ist aufgrund des Anhydrits nicht möglich. „Bei Grab-, Bohr- und Rammarbeiten […] können aufgrund mechanischer Belastungen Kampfmittel zur Detonation gelangen und stellen somit eine erhebliche Gefährdung für das Arbeitspersonal und die Umgebung dar“, so das Regierungspräsidium 1996. Die ‚mechanischen Belastungen‘, d.h. Erschütterungen durch Rammstöße sind besonders groß und betreffen einen besonders großen Umkreis.