Sigmar Gabriel und Heribert Prantl kriechen aus ihren Pyramiden
Dieser Tage ergibt sich so manch gespenstischer Anblick. So auch heute. Nach dem SPD-Bundesvorsitzenden Sigmar Gabriel kommt nun „Süddeutsche“-Journalist Heribert Prantl aus seiner noblen Grabhöhle gekrochen und verkündet, irgendwie etwas angeschiggert wirkend, was er quasi im Schlaf gelernt hat. Dem Rufe des siegreichen Zeitgeistes folgend – „Demokratie, komm heraus“? – stellen sich nun Gabriel und Prantl auf ihre Treppchen und sagen, also Jesus oder die SPD, wir haben es immer gesagt.
Auftritt Sigmar Gabriel am 5.Dezember auf dem Berliner SPD-Bundesparteitag:
„Staat gegen Staat, Unternehmen gegen Unternehmen, Mensch gegen Mensch. Das war und ist ihre herrschende Ideologie. Sie glauben noch immer, dass nur durch diesen entfesselten Wettbewerb allein Leistung und wirtschaftlicher Erfolg möglich ist, dass staatliche Regeln und soziale Sicherheit nur Fesseln für die Märkte und damit Fesseln für den wirtschaftlichen Erfolg sind.
Tatsächlich aber hat dieser Glaube zur Entleerung der Demokratie geführt. Denn nichts anderes ist es, wenn die Bundeskanzlerin die Anpassung an die globalen Märkte als alternativlos hinstellt und dann davon redet, man brauche eine, ich zitiere, „marktkonforme Demokratie“. Genau das wollen wir nicht.
Nirgendwo ist der Unterschied klarer als bei diesem verräterischen Satz: Wir wollen keine marktkonforme Demokratie! Wir wollen einen demokratiekonformen Markt, liebe Genossinnen und Genossen. Das ist der Unterschied!“
Sie verstehen: das ist jetzt nicht von Ihnen, oder von mir. Und sie reden auch nicht mit der SPD, die hier 11 Jahre in der Regierung war, das Euro-System eingeführt, die Bevölkerung ausgeplündert und die Verfassung gebrochen hat wo sie nur konnte. Das ist vom Vorsitzenden der SPD. Und er redet nicht nur zu seinen Parteimumien. Er redet auch mit Ihnen. Mit mir. Für mich persönlich ist das ungefähr so, als stünde man vor einem Spiegel und brülle „Wer ist der Hässlichste und Gemeinste im ganzen Land“ und dann erbarmt sich später das Ding Jahrzehnte später und flüstert zurück, „Hallo, ich bin´s“.
Heribert Prantl. Heribert Prantl.
Auch so ein Stubenhocker, den sie im dreieckigen Euro-Babel-Türmchen in eine komfortable Kiste gequatscht haben.
Heribert Prantl erzählt heute in der „Süddeutschen“ unter der Überschrift „Gott liebt die Zornigen“ von seinem neuen Buch. Das Buch heisst: „Wir sind viele“. Untertitel: „Eine Anklage gegen den Finanzkapitalismus“. Prantl beschreibt darin die biblische Geschichte vom Besessenen in Gerasa, einem „Menschen mit einem unreinen Geist“:
„ein tobender Mensch, einer, vor dem alle Angst hatten, ein Mensch, den nichts und niemand halten konnte..Die Heimat dieses tobenden Menschen ist die Heimatlosigkeit, sein Leben das Unleben, seine Kontaktform die Kontaktvermeidung. Er hatte, so steht es bezeichnenderweise da, ´seine Wohnung in den Grabhöhlen´. Man hatte versucht, so berichtet es der Evangelist Markus, ihn mit Fußfesseln und Ketten zu binden; er zerriss die Ketten und er zerrieb die Fußfesseln. ´Und niemand vermochte ihn zu bändigen.´
Also mal ehrlich: an wen denken Sie da?
„Und was machte Jesus? Als der Ungeist auf den Befehl, auszufahren (also zu verschwinden), nicht reagierte, redete er mit ihm und er fragte den Dämon, der in diesen Menschen gefahren ist, nach seinem Namen. ´Wie heißt du?`“
Und der Besessene sagte: hallo, ich bin´s. Ihr Finanzmarkt?!
Heribert Prantl am 31.Juli 2009 über den Niedergang des Bundestages unter der seit 2005 amtierenden Regierungskoalition von SPD, CDU und CSU:
„Der Ausfall des Parlaments als souveränes Verfassungsorgan bedeutet letztlich den Herzstillstand der Demokratie. Um diesen Exitus zu verhindern, hat das Bundesverfassungsgericht erste, zweite und dritte Hilfe geleistet. Mehr als Hilfe zur parlamentarischen Selbsthilfe kann das Verfassungsgericht allerdings nicht leisten. Die vormundschaftsgerichtliche Betreuung des Bundestags kann und darf nur eine vorübergehende sein. Man kann den Hund nicht zum Jagen und den Gesetzgeber nicht zur Wahrnehmung seiner Rechte tragen.“
Nach der peinlichsten und größten Niederlage der SPD seit der letzten auch durch sie versauten Republik auf deutschem Boden, im September 2009, verschwand Prantl in seiner Kiste. Aus dieser schrieb er noch am 8.Oktober 2011, mitten im Tauziehen um die Souveränität und Verfassungsordnung der zweiten gesamtdeutschen Republik, wie im Schlaf zum Bruder:
„Schon pfeift die frühere Europa-Partei CSU die Anti-Euro-Lieder Gauweilers. Er würde, er wird die CSU zurückführen ins Europa der Vaterländer. Das wäre die Spaltung der Union.“
Nun, wo die Marktbesessenen und ihre Brüder und Schwestern der „Neuen Weltordnung“ mit großen Augen am Grundgesetz herunterlaufen – und Kanzlerin Angela Merkel und ihr noch ein paar Monate amtierender Präsident im Elysee-Palast Marktpropheten wie S&P bemühen müssen, um in den Tempeln wieder mal alle auf Kurs zu quatschen – kommen da also Heribert Prantl und Siegmar Gabriel aus ihren Pyramiden gewankt und rufen „Hier geblieben!! Ihr könnt Euch doch nicht einfach vom Acker machen! Den muss doch jemand bestellen, Verdammte dieses Standorts!“
„Die Sozialdemokratie lebt von der Hoffnung der Menschen. Sie lebt vom Engagement, vom Wissen darüber, dass nicht alles gleich besser und gut wird, aber dass Menschen darüber entscheiden können, wie sie leben wollen; dass sie Herrscherinnen und Herrscher ihres eigenen Lebens sind; dass sich politisches Engagement lohnt; dass sich Wählen gehen lohnt; dass politische Parteien Fehler machen, aber dass in der langen Linie das Leben besser wird, wenn man sich engagiert.“
Wie schnell Hoffnung und Wissen verwechselt werden können, kann man auch jeden Tag an der Bushaltestelle, im Lotto oder an der Börse merken. Dazu braucht man niemanden zu wählen, schon gar nicht die SPD. Und deren wenige Journalisten brauch man auch nicht zu lesen. Die erzählen eh nur nach, was schon als Thesen vorne an der Pyramide hängt. Nur eben mit der Bemerkung, also so sei das ja nicht gegangen. Zwar mit ihnen und das die letzten 20 Jahre, aber im Grunde hätten sie ja nicht gewusst was sie taten.
Als Resumee heisst die Botschaft der Mumien: Vergebt uns.
Ich habe schon am 13.Juni 2007 versucht, damals als Demokratiebesessener der in die Grabhöhle der PDS geschickten WASG, bei meinem Schreiben an die „neu gegründete“ Partei „Die Linke“ jedwede Verwechslungen auszuschliessen. Ich tue es noch einmal.
Gott vergibt – ich muss das nicht.