Der „Focus“ hat es nötig, das Ergebnis der eigenen Umfrage hinter Marcel Reich-Ranicki und seiner Rede im Deutschen Bundestag zum Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zu verstecken.
Wieder mal eine ganz, ganz miese Nummer der Kollegen vom „Focus“. Mitten in einer laufenden aggressiven Medienkampagne gegen Bundespräsident Christian Wulff will das Magazin wissen, ob die Teilnehmer der Öffentlichen Meinung diese Kampagne weiterhin decken und für verhältnismäßig ansehen. Das Ergebnis der eigenen Umfrage muss für den „Focus“, sowie alle anderen an den Fäden von Liz Mohn und Friede Springer hängenden Konzerne der Informationsindustrie höchst peinlich sein.
„In einer Emnid-Umfrage für den Focus sagten 51 Prozent der Befragten, die Medien sollten aufhören, negativ über Wulff zu berichten. 36 Prozent der Bundesbürger meinten dagegen, Wulff selbst sollte die Affäre durch seinen Rücktritt beenden.“
Was aber bringt der Medienkonzern als Aufmacher der Meldung?
„Kritik am Bundespräsidenten: Reich-Ranicki: „Wulff muss unbedingt zurücktreten““
Und das, nachdem „Focus“-Redakteure Reich-Ranicki nach eigener Aussage bei dessen „Reise zum Bundestag begleitet“ haben und Präsident Wulff dessen Rede im Parlament mitverfolgt hat. Wie schäbig das ist.
Marcel Reich-Ranicki war für mich immer ein Original, sympathisch und gleichzeitig einer der schlechtesten Literaturkritiker der letzten Jahrzehnte. Man sollte hier nichts durcheinander bringen und Machtkämpfe im Berlin des Jahres 2012 nicht auf dem Rücken von Personen und Schicksalen austragen, die damit nichts zu tun haben.