Aufgabe: Die Behörde hofft, die Öffentlichkeit zur Aufmerksamkeit zu den folgenden Anzeichen eines „potentiellen Mitgliedes einer Terrorgruppe“ in ihrer Gemeinde und im Arbeitsumfeld zu erziehen sowie diese der Polizei zu melden.
Die Berater des Landessicherheitsministeriums der Vereinigten Staaten von Amerika üben ihren Beruf sehr geflissentlich aus. Schliesslich bedeuten „keinen Beitrag zu leisten“ einen finanziellen oder Karriereknick. Deshalb ist es besser, völlig Ungereimtes zum Besten zu geben als gar nichts zu sagen zu haben, selbst auf die Gefahr hin, sich weltweit zum Affen zu machen. Diesen Effekt kennt man auch aus der Yellow Press: negative Schlagzeilen ist allemal besser als im Nirwana der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden.
Auf einer Veranstaltung unter dem Namen „Terrorism Awareness and Prevention“ im Büro von Homeland Security in New Jersey wurde von psychologisch geschulten Spezialisten erläutert, an welchen äusseren körperlichen Merkmalen ein potentieller Terrorist zu erkennen ist.
Dabei zogen die Vortragenden gewichtige Erkenntnisse über das unbewusste und kaum steuerbare Verhalten der Reflexe aus der Zeit unserer – der noch nicht in Überwachungsstaaten lebenden – Vorfahren ins Sicherheitsfelde. Einen vermutlichen Attentäter erkennt man daran, dass der Körper auf Kampf- oder Flucht-Modus schaltet.
Jeder kennt das aus vielen Beispielen aus seinen Leben am eigenen Leibe und muss nicht weiter erläutert werden, denn das ist dem Menschen sowie überhaupt allen Lebewesen in die Wiege gelegt worden.
Hüten Sie sich davor als harmlose Person daherzukommen, denn das macht Sie fortan verdächtig. Weder zu gelangweilt noch zu ungeduldig dürfen Sie von nun an in den USA daher herkommen.
Gähnen Sie nicht uninteressiert vor Langerweile oder vor Müdigkeit, schlafen Sie gründlich aus. Vermeiden Sie positive oder negative Gefühle, die eine Gänsehaut hervorrufen. Frieren Sie nicht und bekommen Sie keinen Schüttelfrost durch eine aufkeimende Erkältung. Am besten bietet es sich an, immer eine Jacke und einen Schal zu tragen, um eine derartige „gepickelte“ Haut zu verdecken. Leichte Klamotten sind im Sommer angesagt, denn Schwitzen gehört jetzt auch zu den Tabus und nicht mehr zu empfehlen.
Vor allem zappeln Sie nicht nervös herum und schauen nicht ständig auf die Uhr – auch das sind verdächtige Merkmale genauso wie das nervöse wiederholte Berühren Ihres Gesichtes oder der Ohren.
Sie sollten eine Sonnenbrille tragen – wobei wiederum auch dieses Accessoire nicht so ganz ohne ist. Denn Sie müssen auf Ihre Augen achten. Ein zu kalter Blick ist genauso gefährlich wie blitzende, vor Freude oder Überraschungg strahlende Augen (flashbulb eyes). Auf keinem Fall sollten Sie einen tranceartigen Blick aus welchem Grund auch immer an den Tag legen.
„Die beschriebenen Indikatoren sind nicht narrensicher. Sie stellen keine Garantien für terroristische Aktivitäten oder deren Abwesenheit dar“, hiess es in dem Bericht weiter.
„Wenn Sie jedoch auf eine wachsende Zahl von Indikatoren stossen, würde der gesunde Menschenverstand sagen, dass erhöhte Aufmerksamkeit geboten ist und Sie sich Gedanken über eine Berichterstattung Ihrer Beobachtungen machen sollten.“
Die Bürger sollten niemals Rasse oder Religion als Faktoren für die Meldung von verdächtigen Aktivitäten heranziehen, sondern ausschliesslich Fakten den Behörden mitteilen.
„Beschreiben Sie, was Sie gesehen haben und versuchen Sie, Annahmen, Vorurteile usw. herauszulassen“, so der amtliche Rat zur grenzenlosen Denunziation an die Bevölkerung.
Nun nützt es leider nichts, nach Art der seelenlosen Roboter durch die Gegend zu staksen. Die fallen nun wiederum garantiert als erstes unter die Rubrik „potentieller Terrorist“.
Als erstes sollte man sich nun die Filmbeiträge in Talkshows oder bei politischen Auftritten zu Gemüte führen. Garantiert bricht einem der Schweiss aus, die beschriebenen Merkmale zu notieren, wenn der Stift mit starr konzentriertem Blick nur so mit der Hand über das Papier flattert.
Das Heimatschutzministerium sollte sich die Bewohner des Landes von einem anderen Planeten holen und die Einheimischen in andere Staaten umsiedeln. Dann gibt es noch mehr zum Studieren.
Eine bessere Idee wäre jedoch, von nun an alle konventionellen anerzogenen Artigkeiten und Misstrauen zu vergessen und ein ungehemmtes natürliches Benehmen zur Vermeidung der daraus resultierenden Missverständnisse an den Tag zu legen. Das würde dem Gesundheitsministerium eine Menge Kosten ersparen, Ausgaben für Psychopharmaka und psychotherapeutische Behandlungen wären einer drastischen Reduzierung unterworfen.