Schweigen am Golf: Über den angeblichen Zwischenfall legt sich der Mantel der Stille
Über die Besatzungsmitglieder der Fregatte „Brandenburg“ wurden heute eine Nachrichtensperre verhängt, nachdem die Bundeswehr den ominösen neuen Piraten-Vorfall veröffentlicht hat, wir berichteten.
Nach „Aussen“ dürfen keine eMails gesandt werden. Das ist vollkommen verständlich, da die weitere Verfahrensweise über Berichte, die für die Öffentlichkeit bestimmt sind, abgestimmt werden müssen und nicht durch das Risiko versaut zu werden und in Widerspruch zu kommen, wenn man zu Hause etwas erfährt, was am nächsten Tag ganz anders in der Zeitung steht. (1)
Wenn alles so verlaufen ist, wie uns das Bundesverteidigungsministerium weis machen will, wäre es doch kein Problem, wenn der Küchengehilfe Ottokar Schmidtke an Bord seiner Oma zu Hause eMail-mässig das Gleiche berichtet, oder?
eMails von aussen dürfen die Bordmitglieder erreichen.
Radio Utopie stellte zum wiederholten Male die Behauptung auf, dass es kaum Piraten gibt und das Ganze nur Vorwand für die ganze Kriegsflottille ist.
Das lässt sich scheinbar auch an Bord den Mannschaften nicht verheimlichen, die sich die heisse Sonne auf den Pelz brennen lassen müssen.
Unser Seefahrer gibt ihnen über das Fehlen von Piraten in der Region eine einleuchtende Erklärung, nämlich das Wetter: Der wochenlang andauernde Monsunregen ist dran Schuld. (4) So ein schöner dunstiger geräuscheschluckender Regenschleier wäre im Gegenteil eine schöne Tarnung, würde man meinen als glasklare Sicht.
Deshalb braucht er sich doch nicht gleich über den Iran lustig zu machen, das zeugt von deutscher Militärarroganz, denn für seine eigene Wetter-Interpretationsausrede gilt: „Dümmer gehts nimmer!“
Die iranische Nachrichtenagentur FARS zitierte vorgestern den iranischen Marinebefehlshaber mit der Erklärung, allein die Anwesenheit iranischer Kriegsschiffe im nördlichen Indischen Ozean habe „das Phänomen Piraterie in der Region nahezu beseitigt“.
Ein lustiges Kerlchen, dieser iranische Marinebefehlshaber. Oder ein Relikt aus 1000 und einer Nacht?
Wie sollte auch die iranische Flotte auf nicht existierende Piraten treffen? Geisterjagden bleiben anderen vorbehalten.
Demnächst hat die Bundeswehr höchstwahrscheinlich sehr viel an top secret-Einsätzen in der Golf-Region vor und unsere hochgeschätzte Werbequelle für Törns der Bundesmarine, der „Seefahrerblog“ wird vom Netz gehen. Das jedenfalls deutet er heute unter dem plötzlich soooooooooo langweilig gewordenen Elend an Bord an (2)
In letzter Zeit muss ich zur Kenntnis nehmen, dass unsere Marineschiffe kaum noch zu tracken sind. Selbst bei Revierfahrten oder Verlegungen in andere Gewässer werden Signale kaum noch angezeigt ( Karlsruhe, Fulda, Grömitz, Passau, Homburg, Siegburg, Hessen, Hamburg… ).
Sollte sich das zu einem durchgehenden Trend entwickeln, muss ich mir überlegen, in wie weit dieser Blog noch sinnvoll ist, lebt er doch davon, dass wir hier die Törns begleiten und kommentieren.
Da auch nicht jede Woche maltesische Frachter mit finnischem Holz von russischen „Entführern“ heimgesucht werden, würde sich der Blog in nichts mehr von anderen Blogs unterscheiden. Und spätestens dann relativiert sich meine Lust am Schreiben.
Vorbereitet wurde diese zu erwartende Nachrichtensperre für diesen Blog schon vor geraumer Weile, als Seefahrer beklagte, dass die AIS-Signale des Kriegsschiffes „Rheinland-Pfalz“ bei der Durchfahrt durch den Suezkanal nicht mehr zu orten waren und auch die „Bremen“ ständig ausser Reichweite war.
Was als tolle Rekruten-Werbung für zukünftige Mitstreiter der Marine gedacht war mit bunten Bildchen von Sonnenaufgängen und freundlichen Begrüssungen von ausländischen Hafenstadtbewohnern, bei denen man so anlegte bei den super Manöverfahrten – das muss erst einmal zurückstehen, ganz klar.
Investigative Seiten nutzen zunehmend den Blog für ihre kritischen unerwünschten Recherchen über den Standort der deutschen Kriegsschiffe in Krisengebieten und ziehen ihre Schlüsse, was die dort aus welchem Grund zu suchen haben und die zuweilen ins Schwarze treffen können.
Allerdings wundert es mich, dass das Minenjagdboot FULDA nicht zu orten ist. Nicht hier, nicht auf anderen Systemen. Das AIS- Bild im Mittelmeer ist fast optimal und so scheint es, als habe die FULDA ihr Signal bewusst unterdrückt. Bei einem laufenden NATO- Manöver verständlich, bei einer Verlegung in einen anderen Hafen eher ungewöhnlich.
schreibt Seefahrer am 19.August. (3) So ungewöhnlich ist das aber nun wieder auch nicht.
Die kommenden Einsätze scheinen wohlmöglich ernsthafterer Natur zu sein, hoffen wir, dass Käpitäne der Kriegsschiffe einen Rückwärtsgang kennen und die Mannschaft den Begriff Meuterei, wenn es darum gehen sollte, anderen Menschen das Leben nehmen zu wollen.
Artikel zum Thema
07.09.2009 Bundeswehr-Macht Schlagzeilen
06.09.2009 Iran: Admiral begrüsst heimkehrende Flotte
(1) http://seefahrer.blog.de/2009/09/07/brandenburg-nachrichtensperre-6912383/
(2) http://seefahrer.blog.de/2009/09/07/ais-signale-6912672/
(3) http://seefahrer.blog.de/2009/08/19/fulda-orten-6759845/
(4) http://seefahrer.blog.de/2009/07/27/lage-golf-von-aden-6595243/